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Musik- und Kabarettveranstalter Till Hofmann

Er gilt als Münchens „Kleinkunstkönig“. Und tatsächlich: Ohne Till Hofmann sähe es in der hiesigen Kulturszene deutlich düsterer aus. Sein „Imperium“ reicht mittlerweile von München über Passau bis nach Wien.

Stand: 02.05.2024

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Zur Fußball-EM hat Till Hofmann zusammen mit dem Münchner Theaterregisseur Albert Ostermaier im „Fat Cat“, dem ehemaligen Gasteig, ein buntes Programm unter dem Motto „Stadion der Träume“ zusammengestellt. Das Who-is-Who der deutschen Kulturszene wird sich dabei die Klinke in die Hand geben: Kulturstaatsministerin Claudia Roth, Sänger Herbert Grönemeyer sowie die Schauspieler Veronica Ferres, Uwe Ochsenknecht und Lars Eidinger - um nur einige zu nennen. Gespielt wird größtenteils in einem mobilen Stadion, das von einer Londoner Künstlerin entworfen wurde. Till Hofmanns Idee: Die Konstruktion ist vollständig demontierbar und könnte in Zukunft an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.

Kulturbegeisterter Schüler

Angefangen hat alles mit 17 Jahren: Als Schülersprecher seines Passauer Gymnasiums holte er namhafte Kabarettisten wie Bruno Jonas zu Auftritten an die Schule. Mit der Konzertagentur „Eulenspiegel Concerts“, die er als Jugendlicher gründete, organisiert er bis heute Events wie das „Eulenspiegel Festival“ in seiner Heimatstadt Passau.

Der Tausendsassa aus Niederbayern

Als ihm Bruno Jonas 1996 die Leitung des Münchner „Lustspielhauses“ antrug, zögerte er nicht lange. Wenige Jahre später übernahm der 53-Jährige dann auch die „Lach- und Schießgesellschaft“. Das war der Grundstein für sein Kleinkunst-Imperium. Weitere Bühnen wie das Schwabinger „Vereinsheim“ folgten. 2011 expandierte er sogar nach Österreich, als Mitbetreiber des Kabaretttheaters „Stadtsaal“ in Wien. Nachdem er sich 2021 überraschend aus der „Lach- und Schießgesellschaft“ zurückgezogen hatte, fand er 2023 ein neues Betätigungsfeld. Zusammen mit drei Gesellschaftern hauchte er dem leerstehenden Gasteig neues Leben ein. Die „Fat Cat“ etablierte sich in kürzester Zeit als kultureller Hotspot Münchens, von Theater über Konzerte bis zu Comedy.

Gelebte Willkommenskultur

Seit einigen Jahren ist er auch wegen eines anderen Großprojekts in aller Munde: Mit dem „Bellevue di Monaco“ im Münchner Glockenbachviertel konnte er nicht nur den Abriss eines Gebäudekomplexes verhindern, sondern dort auch ein Wohn- und Kulturzentrum für Flüchtlinge schaffen. Im Kampf für eine bessere Willkommenskultur ließ er weitere Taten folgen: Immer wieder organisiert Till Hofmann Demonstrationen in München, um ein Zeichen gegen rechte Gewalt zu setzen. Allein zur Demonstration „Zammreißen! Bayern gegen Rechts“ im vergangenen Oktober, kurz vor der Landtagswahl, kamen rund 35.000 Menschen.

"Es gibt aktuell sehr viele Probleme in der Welt, das ist nicht von der Hand zu weisen. Aber uns ist wichtig zu zeigen, dass die Lösung dessen sicher nicht stramm rechte Politiker sind, die die Vergangenheit nicht verstanden haben, und dass wir uns hart abgrenzen müssen von jeglicher Form des Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Populismus."

(SZ, 01.10.23)


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