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Stricksocke statt Smartphone Geschenke in früheren Zeiten

Weihnachten ist ein Fest des Konsums. Doch wer denkt, dass das eine neumodische Entwicklung ist, der irrt: Schon 1960 gingen der Stillen Nacht Weihnachtswerbung, Weihnachtsumsatz und Weihnachtskredit voraus.

Stand: 20.12.2014 | Archiv

Die Bescherung war im Wirtschaftswunder längst zum Zwang geworden.

"Jeder zermartert sich den Kopf, was schenkt man wem, in welcher Aufmachung, zu wie viel Mark? Und wie stellt man es an, Vater und Mutter mit passenden Präsenten zu ehren, der Frau überzeugend und wohlanständig zu beweisen, dass man sie liebt und achtet, die Kinder zu erfreuen?"

Reportage, 1960

Das Christkind bot unter der Diktatur der Konjunktur immer noch mehr auf. Der Renner unter dem Christbaum waren beispielsweise Go-Karts, sprechende Puppen und natürlich die Barbie mit reichlich Garderobe. Aber auch Plastik-Raumkreuzer oder das Spielzeugauto mit Kabel-Fernsteuergerät kamen bei den Kindern gut an. Immer mehr Technik eroberte das Kinderzimmer.

"Und wer weiß, wenn es so weitergeht mit der technischen Entwicklung und der jugendlichen Begeisterung für die Technik, dann wird eines schönen Tages mitten im Kinderzimmer der Zukunft ein Schaltbrett stehen und daran sitzen dann unsere Enkel und steuern ihre Puppen und ihre Autos und Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Figuren mit Radar."

Reportage, 1963

Wohlstandsgeschenke erobern die 60er Jahre

Auch in der Erwachsenenwelt des Schenkens hatte sich einiges getan. Waren in den 50er Jahren noch Dinge des Alltags gefragt, die solide, praktisch und vor allem reparierbar sein sollten, wollte man in den 60er Jahren Geschenke, die etwas hermachten. Der Krieg war zwar noch im Gedächtnis, aber man hatte es schließlich wieder zu etwas gebracht.

Doch die Wohlstandsgesellschaft zeigte erste Anzeichen eines Schocks. 1965 wollten sich die Aktienkurse nicht erholen, die allzeit gepriesene D-Mark unterlag dem Wertverlust. Genau deswegen ließen weihnachtliche Verpflichtungen die Kassen klingeln. Geschenke waren nicht mehr nur Liebesgaben, sie waren Mittel, Geld wertbeständig anzulegen.

1965 setzte der Einzelhandel 20 Milliarden Mark allein im Weihnachtsgeschäft um. Favoriten waren neben Spielwaren vor allem Pelze, Uhren, Schmuck und Gold.


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