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Kleine Buben in Eis und Schnee Butzenlaufen in Hinterstein

"Heischebräuche" nennt man Bräuche, bei denen es um das Fordern oder Erbitten von Gaben geht. Das Butzenlaufen in Hinterstein ist ein typischer Vertreter dieser Art.

Stand: 30.01.2016 | Archiv

Obwohl der Name "Butz" und die Jahreszeit auf eine Fasnachtszeremonie hindeuten, hatte es damit ursprünglich eine ganz andere Bewandnis.

Der Brauchdes Butzenlaufens hat sich ausschließlich im Ort Hinterstein erhalten.

Die Dorfknaben zwischen sechs und 14 Jahren zogen von Haus zu Haus und sammelten Mehl, Zucker, Eier und Butter (und in jüngerer Zeit auch Geld) - auch heute für die Kleinsten eine mühsame Prozedur. Dabei spielen sie vorgegebene Rollen, welche durch das Aufsagen von Sprüchen charakterisiert werden, die inhaltlich wohl aus den Jahren großer Not im 18. und 19. Jahrhundert stammen.

Das Butzengehen ist eine sehr alte Tradition.

Ein Bettelbrauch also, entstanden in den Nachkriegshungerjahren längst vergangener Zeiten, als Kinder oft sich selbst überlassen blieben. Obwohl die Sprüche so oder leicht abgewandelt um 1900 noch in großen Teilen Schwabens bekannt waren, hat sich dieser Brauch heute nurmehr ausschließlich im Ort Hinterstein erhalten. Mit Schuleintritt darf man erstmals mitspielen und steigt dann Jahr für Jahr höher in der "Butzenhirachie", bis man mit etwa 13 Jahren die Butzen hinter sich lässt.

Dorfbäcker Willi Weber macht aus den eingesammelten Zutaten feine Butzenzöpfe.

Mehl, Butter, Eier und Zucker werden an jeden Haus eingefordert. Die Kinder liefern die Zutaten schließlich beim Dorfbäcker Willi Weber ab, der daraus die Butzenzöpfe bäckt. Der Gedanke damals: Einmal im Jahr sollten sich alle Kinder richtig satt essen können.


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