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Robert De Niro Perfektes Rollenspiel

Er ist einer der wandlungsfähigsten Schauspieler unserer Zeit, der vollkommen mit seiner Rolle verschmelzen kann: Robert De Niro ist seit Filmen wie "Taxi Driver" in den 70er-Jahren ein Superstar.

Stand: 13.08.2008 | Archiv

Man weiß wenig über ihn, den privaten, echten Robert De Niro. Deshalb gelingt es dem unberechenbaren Schauspieler, ganz mit seinen Rollen identifiziert zu werden und die Zuschauer zu überraschen. Die große Besessenheit, mit der er seine Verwandlungen perfektionierte, wird nur noch selten herausgefordert - zuletzt für die Rolle des Schlaganfall-Patienten in "Makellos" (1999), die er wochenlang im Krankenhaus mit einem Bleischuh, Gewichten am Arm und Wangen-Einlage probte. Das Amerikanische Filminstitut (AFI) ehrte den großen Schauspieler schon Mitte Juni 2003 für sein Lebenswerk.

Bescheiden und großzügig

Seine Kollegen beschreiben ihn als bescheiden und großzügig. So erinnerte sich James Woods, der seinen Gegenspieler im Mafia-Epos "Es war einmal in Amerika" (1984) spielte: Bob De Niro habe ihm vorgeschlagen, den Gangsterboss mit blendend weißen Kunstzähnen zu spielen. Da die Produzenten dafür kein Geld genehmigten, griff De Niro in die eigene Tasche.

Für seine Rollen gibt er alles

Wegweisenden Einfluss auf De Niros Karriere hatte Regisseur Martin Scorsese, der den knapp 30-jährigen Schauspieler für die Schlüsselrolle des Kleinkriminellen Johnny Boy in "Mean Streets" engagierte. Beide stammen aus Little Italy in New York, wo der Künstlersohn De Niro ohne Vater aufwuchs. Seine besten Rollen spielte De Niro in den 70er Jahren, als er noch kein Star war: den gewalttätigen "Taxi Driver" Travis Bickle, den jungen Vito Corleone in "Der Pate II" (dafür erhielt er den Oscar), den Saxophonspieler Jimmy Doyle in "New York, New York", den Stahlarbeiter Michael Vronsky in "Die durch die Hölle gehen" oder den Boxer Jake LaMotta in "Wie ein wilder Stier". Für die Boxerrolle verordnete er sich die spektakulärste Verwandlung: Er ließ sich vom wirklichen LaMotta zum Boxer trainieren und trat bei drei Mittelgewichtskämpfen an. Danach fraß er sich in vier Monaten 50 Pfund an, um den aufgedunsenen Boxer am Ende seiner Karriere darstellen zu können. Dafür gab es 1981 den zweiten Oscar.

Info:

Geboren: 17.08.1943

Perfekt wird die Verwandlung aber erst mit der Kunst des vollkommenen Ausdrucks: Robert De Niro wird eins mit seiner Rolle und erreicht eine Intensität, die sich ins Gedächtnis einbrennt. Zum Beispiel die Szene, in der der entwurzelte Vietnamveteran in "Taxi Driver" sein Spiegelbild verhöhnt. Kritiker werfen ihm vor, später nur noch schauspielerisches Handwerk abgeliefert zu haben, ob er nun Al Capone in "Die Unbestechlichen" oder einen Analphabeten in "Stanley & Iris" spielte. De Niro hat seit Anfang der 90er Jahre so viele Rollen übernommen, dass allein aus Zeitgründen keine intensive Vorbereitung möglich war.

Schauspieler und Produzent

Robert De Niro und Billy Crystal in der Forsetzung der Komödie "Reine Nervensache" (2003)

Das Vorurteil, er brauche nur sein "verschlagenes Grinsen und unterdrückten Wahn" zu zeigen, widerlegte er als illusionsloser Ex-Knackie in "Jackie Brown" (1996) oder als dubioser Berater des amerikanischen Präsidenten in der Politsatire "Wag the Dog" (1997). Mit Vergnügen hat Robert De Niro dann den Mafiaboss in "Reine Nervensache" (1999) parodiert. Diesen Film hat er ebenso wie ein Jahr später "Meine Braut, ihr Vater und ich" selbst produziert. 1989 hatte De Niro die Produktionsfirma TriBeCa Productions gekauft und in Manhattan ein Film Center und einige Restaurants in historischen Gebäuden eingerichtet. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 veranstaltete er das fünftägige Tribeca Film Festival. Ein Teil der Erlöse war für den Wiederaufbau zerstörter Gebäude bestimmt.

Sein Leben jenseits des Rampenlichts

De Niro beteiligte sich auch an einer Rekrutierungskampagne des amerikanischen Militärs und veranstaltete die Premiere von "Reine Nervensache 2" beim Truppenbesuch in Florida. Sein Privatleben schirmt Robert De Niro ab. Er heiratete 1976 die Schauspielerin und Sängerin Diahnne Abbot, mit der er einen Sohn bekam. Mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Toukie Smith hat er Zwillingssöhne. Nach der Trennung und einem Sorgerechtsprozess heiratete De Niro im Juni 1997 die ehemalige Stewardess Grace Hightower, mit der er einen weiteren Sohn bekam. Im Sommer 1999 reichte er Presseberichten zufolge die Scheidung ein.

Allen privaten Querelen zum Trotz dreht De Niro immer noch wie ein Besessener: Im Februar 2007 kam "Der gute Hirte" in die Kinos, ein Film mit Matt Damon und Angelina Jolie über die Anfangszeit der CIA, bei dem De Niro Regie führte. Leider fiel das Wiedersehen mit Kollege Al Pacino vor der Kamera nur mäßig aus - in dem Thriller "Heat" von 1995 spielten die beiden nur wenige kurze Szenen nebeneinander. In "Kurzer Prozess - Righteous Kill" agierten sie fast einen ganzen Film Seite an Seite. Doch entpuppte sich der Film als vorhersehbarer Cop-Thriller.

Filmografie (Auswahl):

2008 Inside Hollywood
2008 Kurzer Prozess - Righteous Kill
2006 Der gute Hirte
2004 Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich
2002 Showtime
2000 Meine Braut, ihr Vater und ich
1999 Reine Nervensache
1997 Wag the Dog
1996 Jackie Brown
1995 Heat
1995 Casino
1993 In den Straßen der Bronx
1989 Zeit des Erwachens
1989 Stanley & Iris
1987 Die Unbestechlichen
1986 Mission
1984 Brazil
1982 - 1984 Es war einmal in Amerika
1980 Wie ein wilder Stier
1978 Die durch die Hölle gehen
1977 New York, New York
1976 1900
1976 Taxi Driver
1974 Der Pate II


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