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Häufiger Harndrang Gutartige Prostatavergrößerung: Was tun gegen Probleme beim Wasserlassen?

Ein Großteil der Männer sieht sich im Alter mit Prostataproblemen konfrontiert. Dabei muss man die Beschwerden beim Wasserlassen nicht einfach hinnehmen. Medikamente und Operationen können Abhilfe schaffen.

Von: Florian Heinhold

Stand: 13.06.2023

Die Prostata – Medikamententest der Stiftung Warentest

Die Prostata ist eines der inneren Geschlechtsorgane bei Männern. Sie umschließt den oberen Teil der Harnröhre zwischen der Blase und dem Schließmuskel. Im Lauf des Lebens sorgen hormonelle Prozesse für eine Vergrößerung des Organs. Das kann zu einem Stau des Urins in der Blase, einem gestörten Harnfluss und einem ständigen Harndrang-Gefühl führen. Zahlreiche Medikamente versprechen, den Leidensdruck für betroffene Männer zu lindern.

Jetzt hat die Stiftung Warentest einen großen Medikamententest gemacht und den Wissensstand zu 83 Prostatapräparaten ausgewertet. Die gute Nachricht: Die meisten gängigen Mittel sind laut Test geeignet. Einige Präparate sind aber auch durchgefallen.

"Es gibt viele Mittel auf dem Markt, die geeignet sind, die Beschwerden zu lindern. Unsere Untersuchung hat allerdings gezeigt, dass pflanzliche Mittel dafür weniger geeignet sind. Das sind etwa Mittel, die mit Kürbissamen daherkommen oder auch mit Brennnesselwurzeln."

Nicole Merbach, Stiftung Warentest, Berlin

Experten: Fehlende Evidenz bei pflanzlichen Mitteln

In der Urologie am Klinikum Großhadern hat das Ergebnis des Tests das Team um Dr. Philipp Weinhold nicht überrascht. Für die meisten pflanzlichen Prostatamittel gebe es einfach keinen eindeutigen Wirkungsbeleg.

"Da ist die Evidenz mehr als dünn. Da ist bestimmt auch vielleicht ein gewisser Placeboeffekt dabei, aber letztendlich ist es leider so: Eine richtige Therapie findet eigentlich erst dann statt, wenn man wirklich die verschreibungspflichtigen, getesteten, evidenzbasierten Medikamente geben kann."

PD Dr. med. Philipp Weinhold, Urologe, Klinikum Großhadern, München

Dass es sich um eine echte Volkskrankheit handelt, merkt man hier Woche für Woche in der immer prall gefüllten Prostata-Ambulanz: "Man kann es fast prozentual gleichsetzen: Etwa 60% der Patienten ab 60 haben schon eine Vergrößerung der Prostata. Ab 80 Jahren kommen schon etwa 80% mit einer therapiebedürftigen, gutartigen Vergrößerung", berichtet Dr. Weinhold.

Gängige Präparate

Dabei ist die Größe der Prostata nicht immer direkt proportional zu den Beschwerden, stellt auch Prof. Dorothea Weckermann vom Uniklinikum Augsburg fest.

"Die Prostata besteht aus Drüsengewebe, aus Bindegewebe und aus Muskelfasern. Es gibt große Drüsen, die keine Beschwerden machen und es gibt die kleinen Drüsen, die Beschwerden machen."

Prof. Dr. med. Dorothea Weckermann, Urologin, Universitätsklinikum Augsburg

Die Urologin erklärt die beiden gängigsten Arten von Prostatamedikamenten: Alphablocker entspannen die Muskulatur von Blase und Prostata und lindern so die Beschwerden. Daneben kommen oft 5-Alphareduktase-Hemmer zum Einsatz, die das Drüsenwachstum hemmen. "Diese wirken auf hormoneller Ebene, indem sie die Umwandlung von Testosteron in die aktive Form blockieren, so dass wenn man Glück hat, die Drüse sogar kleiner wird um etwa 20%", erklärt Dr. Weckermann.

Operative Verfahren

Wenn sich trotz medikamentöser Therapie keine ausreichende Linderung der Beschwerden einstellt, kann eine Operation Abhilfe schaffen. Betroffene und ihre Ärzte können aus einer Vielzahl von OP-Verfahren wählen, von minimalinvasiven Methoden wie der Aquablation-Methode, bei der die Prostata mit einem Wasserstrahl verkleinert wird, bis hin zur transuretralen Resektion, der klassischen Ausschälung der Prostata mit einer elektrischen Schlinge.

Im Klinikum rechts der Isar in München darf "Gesundheit!" Dr. Michael Straub mit zu einer Prostata-OP begleiten – einer endoskopische Enukleation der Prostata. Bei dem zu operierenden Patienten ist die Vorsteherdrüse extrem vergrößert. Der Eingriff erfolgt mit einem Laser. Über die Harnröhre gelangt der Operateur zum Organ. Im ersten Schritt muss der Arzt das Prostataadenom vorsichtig aus der Prostatakapsel trennen. Dabei darf der Schließmuskel nicht verletzt werden.

"Das größte Risiko jeder Prostata-OP ist, denke ich, das Inkontinenz-Risiko. Das ist zumindest das, was die Patienten am allermeisten fürchten."

Dr. med. Michael Straub, Urologe, Klinikum rechts der Isar, München

Der extrem präzise Laser ist besonders geeignet, solche Risiken weitestgehend auszuschließen. Bis zu 80% der Prostata werden abgetrennt und in die mit Wasser gefüllte Blase des Patienten gestoßen. Nach der OP kann Beckenbodentraining sinnvoll sein, um den Schließmuskel zu stärken.

Der zweite Teilschritt ist die Zerkleinerung des ausgelösten Prostata-Gewebes. Das Prostatagewebe wird angezogen, zerhäckselt und in einen Behälter abgesaugt. Am Ende entfernt Dr. Straub über 70 Gramm. Die Operation war erfolgreich, der Patient bekommt zunächst einen Katheter gelegt.

Wer die klassischen Symptome einer vergrößerten Prostata hat, sollte in jedem Fall rechtzeitig Hilfe suchen, denn Prostatabeschwerden sind weder ein Tabu, noch muss man sich damit abfinden.


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