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Mehr als Kneipensport Billard – gut für Konzentration und Stressabbau

Billard ist mehr als ein gemütlicher Kneipensport. Es ist gut für die Konzentration und die Koordination. Zudem hilft es beim Stressabbau. Und das Schönste: Es verbindet Menschen.

Von: Agnieszka Schneider

Stand: 11.12.2023

Billard macht nicht nur richtig viel Spaß, sondern ist auch gesund. Konzentration ist gefragt. Und durch das Spielen wird automatisch die Feinmotorik verbessert. 

Im Billardsportverein "Pool Brothers München" spielt Carolin Hagen. Sie ist Trainerin und hat bereits an Deutschen Billardmeisterschaften teilgenommen. Sie liebt den sportlichen Wettkampf, also sich mit anderen Leuten zu messen, schätzt aber auch den gesundheitlichen Aspekt.

"Man lernt viel über die mentale Gesundheit, einfach auch, weil Billard extrem viel mit Konzentration zu tun hat, viel Auge-Hand-Koordination. Und man glaubt es kaum, auch wenn man sich wenig bewegt, aber es ist schon auch anstrengend eben, weil das Gehirn viel arbeiten muss."

Carolin Hagen, Billard-Trainerin, BSV Pool Brothers München

Da ein guter Stoß konstante Körperspannung erfordert, wird auch die Muskulatur trainiert.

Die wichtigsten Fakten und Regeln

Die Lederspitze eines Kös wird eingekreidet, damit sie nicht an der glatten Kugel abrutscht.

Sie erklärt erst einmal die Regeln. Wichtig: Es heißt nicht Schläger, sondern Queue. Die Lederspitze dieses Queues wird eingekreidet, damit sie nicht an der glatten Kugel abrutscht.

Genauso entscheidend ist beim Billard die richtige Haltung. Mann sollte sich schulterbreit hinstellen und den Queue locker in einem Arm auspendeln lassen. So versucht man, seinen Schwerpunkt zu finden.

Die Disziplinen beim Poolbillard heißen 8-Ball, 9-Ball, 10-Ball und 14/1. Mit der weißen Kugel werden die bunten Bälle angespielt und in die Taschen versenkt.

"Wie Urlaub im Kopf"

Armin Messerschmitt weiß das längst alles. Er hat vor 40 Jahren mit Billard angefangen. Seine Großeltern hatten einen Billardtisch in ihrem Hotel stehen. Ihm gefällt es, dass er beim Spielen abschalten kann. Probleme und Berufsalltag hätten dann eine Pause, sagt er – es fühle sich an wie Urlaub im Kopf.

Billard trainiert Gleichgewicht, Koordination und Feinmotorik

Das Spiel mit den Bällen wird sogar als Therapieform eingesetzt. Billard trainiert Gleichgewicht, Koordination und Feinmotorik. Der Physiotherapeut und Neuroathletik-Trainer Daniel Sturm kann anhand der Bewegung beim Billard Rückschlüsse auf Funktionen ziehen, um ganz gezielt an einer Verbesserung zu arbeiten. Das ist zum Beispiel bei Christian Huber wichtig. Er bekam 2007 bei einem Autounfall eine Gehirnblutung. Nach dem künstlichen Koma kämpft er mit Koordinationsstörungen, die bis heute anhalten. 

"Ganz deutlich merke ich es, wenn ich versuche, handschriftlich einen Brief zu schreiben. Das ist eher so Malen bei mir, das geht nicht flüssig. Das ist alles sehr verlangsamt und abgehackt."

Christian Huber, Billard-Spieler

Dreidimensionales, räumliches Sehen

Beim Billard kann man testen, wie gut die Tiefenwahrnehmung ist, also wie genau ein Gehirn weiß, wo sich der rechte Arm befindet. Bei Christian Huber ist die Präzision in Ordnung. Aber es braucht schon einiges, bis die Finger wirklich dahin kommen, wo sie hinkommen. Genau das, wird beim Billard trainiert.

Um den Ball beim Spielen genau zu treffen, ist ein gutes binoculares Sehen notwendig, also ein dreidimensionales, räumliches Sehen. Nach einigen Durchgängen verbessert sich diese Fähigkeit bei Christian Huber.

Mithilfe einer Schnur mit kleinen Kugeln testet Physiotherapeut Daniel Sturm, wie gut Informationen aus beiden Augen wahrgenommen werden. Wobei hilft das dann im Alltag?

"Es ist wichtig, dass wir keine Stufen übersehen, nicht an der Tischkante hängenbleiben. Für all das braucht das Gehirn diese räumliche Informationen. Und wenn das Gehirn klare Informationen bekommt, dann ist die Spannungsregulation einfacher, also wir sind insgesamt entspannter."

Daniel Sturm, Physiotherapeut und Neuroathletik-Trainer, München

Therapie bei unruhigen Kindern ab acht Jahren

Bei unruhigen Kindern ab acht Jahren hat das Spiel mit den Bällen auch eine therapeutische Wirkung. Viele lernen dank Billard, sich besser zu konzentrieren. Auch Geschicklichkeit und logisches Denken werden ganz nebenbei geschult.  

Fabian Kürschner ist 13 Jahre alt und spielt seit vier Jahren Billard. Einmal pro Woche trainiert er in einer Jugendgruppe. Im Jahr 2022 hat er es sogar zum Bayerischen Jugendmeister im 10-Ball geschafft.

Auf seinem Trainingsprogramm stehen spezielle Übungen. Trainingsziel ist es, dass Fabian die Kugeln in beliebiger Reihenfolge in die Taschen spielt. Wenn er alle drei Kugeln gelocht hat, werden sie wieder neu aufgebaut und er fängt von vorne an. Ziel ist es, sich dauerhaft gut zu konzentrieren. Wenn man gut ist und sich lange fokussieren und konzentrieren kann, kann das durchaus ein paar Stunden so gehen.

"Im Gegensatz zu anderen Sportarten geht es beim Billard nicht um Geschwindigkeit. Bei Fußball, Basketball, Handball ist alles sehr, sehr schnell mit Mitspielern und Gegenspielern. Aber hier ist ein begrenzter Spielraum. Und ich kann mich wirklich auf eine Sache konzentrieren."

Daniel Sturm, Physiotherapeut und Neuroathletik-Trainer, München

Erlernen der Grundfähigkeiten im Verein oder in Einzelstunden

Für das Erlernen, Einüben und Verfestigen der Grundfähigkeiten sollten zwei bis vier Stunden Training pro Woche eingeplant werden. Es kann das ganze Jahr über gespielt werden – im Verein oder in Einzelstunden.

Der Mitgliedsbeitrag liegt im Schnitt bei 20 bis 25 Euro im Monat. Einen Tisch kann man schon zwischen fünf und elf Euro pro Stunde mieten. Eine Einzelstunde mit einem Trainer kostet ab 30 Euro. Gute Einsteiger-Kös bekommt man um die 100 Euro.

Billard ist gut für die Konzentration, die Koordination, es hilft beim Stressabbau. Und das Schönste: Es verbindet Menschen.


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