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Norwegen Eiszeit an der Nato-Grenze zu Russland

Sie sorgen in diesen Tagen für Aufregung: Russische Langstreckenbomber an der Grenze zu Norwegen, weil niemand weiß, was das Ziel ihrer Flüge ist.

Von: Clas Oliver Richter

Stand: 22.11.2014 | Archiv

Ausguck an der norwegisch-russischen Grenze | Bild: BR

Ganz im Norden, direkt an der Barentssee, herrscht dagegen seit Monaten gespenstische Ruhe. Oben auf dem Berg wacht der nördlichste Beobachtungsposten der NATO. Auf der anderen Seite liegt Russland.

Hier beginnt der Zaun, der Tausende Kilometer weiter südlich an der Grenze zur Türkei endet.

Nicht weit entfernt schaut Elisa Steinsland Richtung Osten, auf einem abgelegenen Wachturm am Vaggatem-See. Schütze Steinsland ist eine Freiwillige in der norwegischen Armee. Die Grenze verläuft mitten durch den See. Trotz gespannter Lage verirrt sich so mancher auf die falsche Seite, vor allem im Sommer.

"Dann ist viel los hier, Fischer aus der Gegend, Transporte auf dem Wasser, Boote mit Urlaubern. Und im Winter, wenn es friert, gibt es eine Straße für die Schneescooter. Da müssen wir wirklich aufpassen, dass niemand verloren geht."

Elisa Steinsland, Grenzsoldatin

Zwei Wochen am Stück tut sie Dienst hier, als eine von vieren.

Elisa Steinsfeld

Auch in diesen schwierigen Wochen - Routine: Kochen, putzen, alles erledigen sie gemeinsam. In der Truppe sind Frauen seit Jahren Normalität. Weil es aber auch in Norwegens Armee an Nachwuchs mangelt, soll bald die Wehrpflicht für Frauen eingeführt werden.

"Dumme Macho-Sprüche habe ich eigentlich noch nie gehört, und wenn, weiß ich mich zu wehren. Jeder muss zum Beispiel die Spülmaschine ausräumen, wenn man so eng zusammenlebt. Alle müssen mithelfen."

Elisa Steinsfeld, Grenzsoldatin

An die Nähe zu Russland haben sich die jungen Soldaten inzwischen gewöhnt. Auch daran, dass es momentan keinerlei Kontakt zu Grenzsoldaten auf der anderen Seite gibt.

"Ich interessiere mich jetzt mehr für Russland. Früher war Russland weit weg, jetzt kann ich rüberschauen. Auch wenn wir keine Kontakte dorthin haben, finde ich die Kultur doch sehr spannend."

Elisa Steinsfeld, Grenzsoldatin

Wecken in der Kaserne des Grenzschutzbataillons in Kirkenes. Vier Wehrpflichtige und zwei Soldatinnen leben hier zusammen auf einer Stube – Alltag in der norwegischen Armee.

An den typischen Spindfotos mag sich niemand stören, nicht nur, weil es früh am Morgen ist und alle noch nicht richtig wach sind.

Katrine Mathiesen

Dass demnächst noch mehr Frauen auch in dieser Kaserne sein werden, findet Katrine Mathiesen gut und richtig. Gemischte Teams funktionieren nun einmal besser, auch unter Soldaten.

"Alle sollten Militärdienst machen. Man lernt Disziplin zu halten, lernt neue Routinen, steht früh auf, lernt, wie man seine Sachen in Ordnung hält."

Katrine Mathiesen, Grenzsoldatin

Katrine gehört zur Militärpolizei des Bataillons. Mit ihren Kameraden kontrolliert sie Armeefahrzeuge, ob alle notwendigen Papiere an Bord sind, und im militärischen Sicherheitsbereich direkt an der russischen Grenze Zivilisten, die hier unterwegs sind.

"Ich habe bisher kaum Probleme gehabt, werde eigentlich immer respektiert. Wir sind ja auch in der Stadt unterwegs, wo am Wochenende die Soldaten unter Umständen betrunken sind. Dann gibt es schon mal einen dummen Spruch, aber wir wissen, was wir ernst nehmen müssen und was nicht."

Katrine Mathiesen Grenzsoldatin

Früher haben sich die norwegischen Grenzsoldaten regelmäßig mit ihren russischen Kollegen getroffen, zum Beispiel zu gemeinsamen Fußballturnieren. Seit der Ukraine-Krise gibt es dieses Kennenlernen nicht mehr. So wenig Kontakt wie nötig – hat die militärische Führung befohlen. Viele hier bedauern das.

Und so ist die russische Stadt Nickel direkt auf der anderen Seite der Grenze weit weg für die norwegischen Soldaten, obwohl die Plattenbauten und die Schornsteine gut zu sehen sind.

Nach der Wache auf dem Turm geht Elisa mit einem Kameraden auf Patrouille, bis an die Grenze, den Vaggattem-See – für sie der schönste Teil ihres Dienstes, außer im Winter, wenn sie hier das Überleben im eiskalten Wasser trainieren.

"Für mich ist das immer wieder ein besonderer Kick. Ich mag eigentlich kaltes Wasser, besonders nach der Sauna. Aber hier üben wir ja das Überleben, wie man aus dem Wasser kommt und schnell trockene Sachen anzieht."

Eliza Steinsfeld, Grenzsoldatin

Das Feuer machen sie an, um denen drüben zu zeigen: Wir sind da, wir passen auf, auf unserer Seite der Grenze! Ob jemand auf der anderen Seite des Sees ihr Feuerzeichen mitbekommt, wissen sie allerdings nicht.

Auch 10.000 Meter weiter höher zeigt die NATO Präsenz. Als die Russen in internationalem Luftraum unterwegs sind, steigen Alarmstaffeln auf, demonstrieren Wachsamkeit.


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