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RAI-Südtirol Nostalgie-Skifahren in Südtirol

Sie ziehen sofort alle Blicke auf sich, mit ihren Wolljacken mit Hirschhornknöpfen, in Schafwollhosen, mit Lederschnürschuhen … und den urigen Holzbrettern.

Von: Regine Mayrl

Stand: 08.02.2015 | Archiv

Ein Mann zieht Ski an. | Bild: BR

Bindung zu – und dann geht’s los. Skifahren wie zu Großvaters Zeiten. Für die Nostalgie-Skigruppe Seiser Alm ist es jedes Mal ein Erlebnis und ein Riesenspaß.

"Die Seiser Alm mit ihren Hängen ist ideal für eine solche Gruppe. Ich war Gründungsmitglied. Wir haben gesagt, das müssen wir weitermachen."

Paul Thomaseth, Jahrgang 1927, Nostalgiegruppe

Paul Thomaseth

Nostalgie-Skigruppen gibt es mehrere, doch nur wenige, die seit so langer Zeit zusammen sind.

"Wir treffen uns seit 15 Jahren. Das gibt es sonst nirgendwo in Südtirol."

Paul Thomaseth

Besonders reizvoll ist es, unterschiedliche Techniken aus verschiedenen Epochen zu fahren. Otto Mauroner hat sie erst mit 19 Jahren gelernt.

"Wir fuhren damals einfach los, ohne große Technik und Stil. Es ging im Schneepflug zu Tal, auf bestimmten Hängen auch im Schuss. Erst beim Militär habe ich das Skifahren so richtig gelernt – die Technik, mein’ ich. Ich wurde sogar Skilehrer. Gut erinnern kann ich mich an die so genannte Stemm-Kristiania im Tiefschnee. Das geht so: Der Bergschi wird in die Höhe gehoben, dann der Stockeinsatz – und nun mit vollem Schwung in die Kurve. Gedacht war diese Fahrweise für den Tiefschnee."

Otto Mauroner, Jahrgang 1941, Nostalgiegruppe Seiser Alm

Telemark: Diese Fahrweise stammt aus Norwegen und wird mitunter auch mit dem Einstock gefahren. Doch das mit dem Einstock ist wieder eine eigene Sache.

"Ich zeig’s Ihnen: Da wird ständig gewechselt, der Stock zeigt immer zum Berg, in der Kurve stützt er uns dann innen."

Otto Mauroner

Ein Paar der Skier ist besonders wertvoll:

"Das ist ein echter Hickory-Ski. Das Holz des Hickory-Baumes ist bestens geeignet für den Skilauf. Es ist feinfaserig, dicht und ausgesprochen biegsam. Und dann die Bindung: Das ist eine klassische Backenbindung. Hier löst und dreht sich aber nichts. Entweder es bricht der Ski – oder eben das Bein."

Otto Mauroner

Otto Mauroner

Dieses Paar stammt übrigens aus dem Nachlass des norwegischen Dichters Henrik Ibsen, der lange in Seis gelebt hat.

Von historischem Wert sind auch diese Skier aus Eschenholz, die hierzulande üblich waren.

"Die ersten Ski, die es bei uns zu kaufen gab, waren nur aus Holz. Wenn man Kanten aus Metall wollte, musste sie der Tischler anschrauben. Einen Belag hatten die Bretter auch nicht, es war viel Wachs aufzutragen, oder aber die Fläche war mit einer eigenen Farbe lackiert."

Paul Thomaseth, Jahrgang 1927, Nostalgiegruppe Seiser Alm

Kein Skispaß ohne Einkehr. Beim Mittagessen gehen die Erzählungen weiter.

In den Dreißiger Jahren waren bessere Skier zu teuer, es gab nur einfache Bretter.

"Wir trafen uns am Hang, kein Lift, alles zu Fuß. Die Tore, das waren biegsame Ruten. Meistens blieben wir, bis es dunkel wurde. Später, als Lehrling, hatte ich kaum mehr Zeit. Die Arbeit ging vor, doch ab und zu, bei Mondschein, habe ich trainiert – Riesentorlauf. Die Tore waren dieses Mal richtige Stangen und es tat weh, wenn man sie umgefahren hat. Das ging dann bis elf, halb zwölf. Also: Lehre, Abendessen, Schifahren … Doch mein Chef hatte schließlich was dagegen, leider."

Otto Mauroner

"Wir hatten auch mit Überraschungen fertig zu werden, denn regelmäßig brach irgendein Ski, meistens am Sonntag, als die ganze Gruppe ausrückte. Im Tiefschnee wäre man hoffnungslos steckengeblieben. Doch wir hatten vorgesorgt: Mit so einer Behelfsspitze nämlich war das Problem zumindest vorübergehend gelöst. Drauf auf den kaputten Schi – und die Abfahrt war gerettet."

Otto Mauroner

Weiter geht die Fahrt. Skifahren als Ausdruck von Lebensfreude, damals genauso wie heute – in der Nostalgie-Skigruppe Seiser Alm.


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