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Rai Triest Schön sein vor 200 Jahren

Das Museum für Mode und angewandte Kunst im Palais Dornberg liegt in unmittelbarer Nähe des Schlosses in Görz. Es zählt zu den wichtigen Museen dieser Art in Europa und ist einzigartig in Italien.

Von: Deva Pincin

Stand: 12.02.2017 | Archiv

Vitrinen mit Kleidern und Anzügen | Bild: BR

Alessandro Quinzi

Die Verwendung unterschiedlicher Gewebe hatte Einfluss auf die Kleiderkultur. In der Goriška hatte das Textilgewerbe mehrere Jahrhunderte lang eine wichtige wirtschaftliche Funktion, insbesondere die Seidenraupenzucht.

"Diese Seidenwickelmaschine wurde zu Hause verwendet: mit ihr wurden die Puppen der Seidenraupen abgewickelt. Die Puppen wurden in kochendem Wasser eingeweicht, so erhielt man ein Ende des Fadens, das daraufhin auf das untere Rädchen bis zum oberen Spinnrad aufgewickelt wurde. Alle ausgestellten Maschinen stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, werden mit menschlicher Kraft angetrieben und funktionieren noch immer tadellos."

Alessandro Quinzi, Kurator des Museums der Mode und der angewandten Kunst in Gorica

Seidenwickelmaschine

Aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert sind ein seltenes Exemplar eines Kreiswicklers für Seide und Stoffmuster aus der regionalen Produktion erhalten geblieben. Auf eine noch längere, nämlich beinahe 350 Jahre alte Tradition, die aus Flandern kam, weisen die geklöppelten Spitzen hin, die bis heute in der Goriška hergestellt werden.

Im Museum für Mode und angewandte Kunst können viele Handwerksgegenstände besichtigt werden, die von den Schustern, Hutmachern und Schneidern verwendet wurden.

Modemuseum Gorica

Die reichhaltige Museumssammlung umfasst das goldene Zeitalter, also die so genannte "Belle époque" vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Die wertvollsten Exponate sind üppige Kleider und Anzüge, die von den Damen und Herren bei feierlichen Anlässen getragen wurden und eindrucksvolle Beispiele für die damalige mitteleuropäische Eleganz sind.

"Hier sind üppige Abendroben zu sehen. Die meisten dieser Roben haben glänzende Stickereien, da zu Beginn des 20. Jahrhunderts die künstliche Beleuchtung aufkam und die Kleider nachts auch 'leuchten' konnten. Nach dem Ersten Weltkrieg befreiten sich die Frauen vom Korsett, das ihren Leib eingeengt hatte und achteten bei ihrer Bekleidung mehr auf Bequemlichkeit."

Alessandro Quinzi

Den Einfluss dieser Zeit, in der die Ästhetik mit der Bequemlichkeit verbunden wurde, spüren wir noch heute.

Ein Bild von Giuseppe Josef Tominc

Eine besondere Bedeutung hat das Museum durch die Sammlung von Werken des Portraitmalers Giuseppe Josef Tominc, der aus Görz stammte und seine Ausbildung in Venedig und Rom erhielt. In seinen Bildern spiegeln sich der gesellschaftliche Rang und vor allem die modische Ausrichtung des damaligen, wohlhabenden mitteleuropäischen Großbürgertums.

"Jozef Tominc war ein bedeutender Maler. Er zählt zu den wichtigen Porträtkünstlern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Seine Porträts haben hohen künstlerischen Wert; sie wurden schon mehrmals in großen Museen ausgestellt. Tominc ist ein wichtiger Vertreter der Portraitmalerei von europäischem Format."

Alessandro Quinzi

Wertvolle Kleider aus Seide, kunstvolle Frisuren und ausgewählte persönliche Gegenstände: Tominc stellt in seinen Werken die unterschiedlichen Embleme des Wohlstands zur Schau, welche die damalige bürgerliche Gesellschaft an ihre Nachkommen weitergeben wollte.


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