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Der Gartenzwerg Des Deutschen liebster Kitsch

Schätzungsweise 25 MILLIONEN GARTENZWERGE stehen in deutschen Gärten. Eine unglaubliche Menge, wenn man bedenkt, dass der Gartenzwerg doch jahrzehntelang der Inbegriff des deutschen Spießbürgertums und ein Zeichen des schlechten Geschmacks war.

Stand: 21.06.2016

Die Geschichte des Gartenzwergs

Bereits im 18. Jahrhundert stellte die Manufaktur Meissen Porzellanfiguren für die beliebten Zwergengalerien in adeligen Ziergärten her. Im Jahre 1872 gab es im thüringischen Gräfenroda gleich zwei Unternehmer, die sich rein auf die Produktion des geliebten Gartengnoms verlegten: August Heissner und Philipp Griebel. Spätestens 1898, als die Thüringer Zwerge auf der Leipziger Messe angeboten wurden, war der Lieblingskitsch der Deutschen geboren.

Typisch deutsch

Laut Umfrage wird als typisch deutsches Produkt neben der Kuckucksuhr der Gartenzwerg genannt. Der "röhrende Hirsch", ob als Gemälde oder Figur, fand nur innerhalb Deutschlands vereinzelte Anhänger.

Nachdem immer mehr Manufakturen Gartenzwerge produzierten, war irgendwann keine Nachfrage mehr da, so dass der Zwerg mit seiner roten Zipfelmütze in 50er-Jahren fast gänzlich aus den Vorgärten verschwand.

Endlich wieder Deutschlands Liebling

Erst in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Gartenzwerg wiederentdeckt. Allerdings nicht klassisch dargestellt, mit Spitzhacke, Schaufel oder Laterne, sondern mit völlen neuen und provokanten Modellen wie dieser Zwerg mit Messer im Rücken. Doch solche Darstellungen polarisieren unter Gartenzwergfreunden.

Sogenannte Frustzwerge, Modelle mit entblößtem Hinterteil oder "Stinkefinger", die mit der Absicht aufgestellt werden, den Nachbarfrieden zu stören, stellen laut Gerichtsurteil sogar eine Ehrverletzung dar und der Zwerg muss aus dem Garten entfernt werden.

Rettet die Zwerge

Damit die Gattung Gartenzwerg nicht ausstirbt, hat sich 1981 in Basel eine "Internationale Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge" gegründet. Ihr Hauptanliegen: Die Verbreitung der sogenannten Zwergenkunde, auch "Nanologie" genannt, und die Produktion historisch korrekter Gnome

Der Ordentliche

Ein "artgerechter" Gartenzwerg ist laut Vereinigung aus gebranntem Ton, maximal 69 Zentimeter groß, hat eine Zipfelmütze, einen Bart und ist männlich!

Gegen Ende der 90er-Jahre entstand sogar die "Front zur Befreiung der Gartenzwerge". Die Anhänger befreiten einfach die Figuren aus den Gärten und stellten sie lieber raus in die wilde Natur, sozusagen in ihren natürlichen Lebensraum ;-)


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