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Das Münchner Oktoberfest Die Erfindung einer bayerischen Erfolgsgeschichte

Wackerberger Gebirgsschützen waren schon 1835 beim Oktoberfest und Trachtenzug dabei. | Bild: Honorarfrei lediglich für Ankündigungen und Veröffentlichungen im Zusammenhang mit obiger BR-Sendung bei Nennung: "Bild: BR". Nutzung im Social Media-Bereich, sowie inhaltlich andere Verwendungen nur nach vorheriger schriftlicher Vereinbarung mit dem BR-Bildarchiv, Tel. 089 / 5900 10580, Fax 089 / 5900 10585, Mail Pressestelle.foto@br.de

Mittwoch, 30.09.2015
22:00 bis 22:45 Uhr

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2010

"Volksfeste freuen mich besonders. Sie sprechen den Nationalcharakter aus, der sich auf Kinder und Kindeskinder vererbt." Kronprinz Ludwig hatte sofort erkannt, als man ihm den Vorschlag machte, aus Anlass seiner Heirat mit Prinzessin Therese im Oktober 1810 vor den Toren Münchens ein Pferderennen zu veranstalten, dass in so einem Volksfest ein großes Potenzial stecken könnte.

Der sensationelle Erfolg jenes ersten Oktoberfests gab ihm recht. Im Jahr darauf wurde nicht nur das Pferderennen wiederholt, sondern auch zeitgleich eine Landwirtschaftsausstellung organisiert. Dies sollte sich als Geburtsstunde des größten Volksfests der Welt, vor allem aber als eine der größten Erfolgsgeschichten Bayerns erweisen.

Ludwig kannte seine Bayern so gut, dass er instinktiv spürte, wie gut dieses von den Bürgern organisierte Fest geeignet war, dem noch jungen Königreich Bayern mit seinen neuen Landesteilen ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu verleihen. Ein jährlich wiederkehrendes Fest für das ganze Volk, ohne religiösen Anlass, gekrönt und aufs Engste verbunden mit der angestammten, in Wirklichkeit aus der Pfalz eingewanderten Dynastie: Das hatte es zuvor noch nicht gegeben.

Das Fest traf den Nerv der Zeit, entsprach der bayerischen Lust am Feiern, den ehrgeizigen Ambitionen eines aufstrebenden Bürgertums ebenso wie der Freude der Landbewohner an Umzügen und dem Komödie-Spielen. Doch fanden diese ersten Trachtenumzüge und die Würdigung der ländlichen Arbeit nicht spontan und aus reinem Spaß an der Freud statt. Sie waren Teil einer geplanten, öffentlichen Inszenierung, die dann jedoch eine Entwicklung nahm, die auch die kühnsten Hoffnungen in den Schatten stellte.

Autor/Autorin: Bettina Stummeyer
Redaktion: Christian Lappe