Antibiotikaresistenzen: Die Angst vor Superkeimen

Antibiotikum
Antibiotikum, griechisch „gegen das Leben“ (Plural: Antibiotika), ist ursprünglich ein Stoffwechselprodukt von Bakterien oder Pilzen: Es kann andere Mikroorganismen, zum Beispiel Bakterien, abtöten oder deren Wachstum hemmen. Jedes Jahr werden in Deutschland nach Schätzungen von niedergelassenen Ärzten 700 bis 800 Tonnen Antibiotika verordnet.
Antibiotika – von Ärzten oft und gerne verordnet – galten lange als Wundermittel. Doch damit scheint es zunehmend vorbei zu sein. Der Grund: multiresistente Keime. Diese Superkeime sind immun geworden gegen Antibiotika. Rund 15.000 Menschen sterben in Deutschland pro Jahr an dieser sogenannten Antibiotikaresistenz. Wie sind diese Keime so gefährlich geworden, wie kann man sich schützen – und wie verwendet man Antibiotika richtig?
Europäischer Antibiotikatag am 18. November
Mit dem Europäischen Antibiotikatag will das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) das Bewusstsein bei Medizinern und Patienten schärfen, dass die Gesundheit durch Antibiotikaresistenzen bedroht ist: Breiten sich die sogenannten Multi-Resistenzen weiter aus, besteht die Gefahr, dass es künftig keine wirksamen Mittel mehr gibt, um lebensbedrohliche Infektionen zu bekämpfen. Das ECDC ruft Ärzte und Patienten auf, verantwortungsvoll mit antibakteriellen Medikamenten umzugehen und sie nicht wahllos einzusetzen. "Antibiotika-Resistenzen sind eine globale Gefahr, der wir mit einem internationalen Schulterschluss begegnen müssen", erklärte Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, im Vorfeld des Europäischen Antibiotikatages 2018. Gerade die Industrieländer stünden in der Pflicht, mehr in Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika, alternativer Therapien und besserer Testverfahren zu investieren.
Mehr Resistenzen durch mehr Antibiotika
Die Angst vor mehr Resistenzen durch einen höheren Antibiotikaverbrauch ist nicht unbegründet. So stieg der Verbrauch an Antibiotika in den vergangenen 15 Jahren weltweit um rund 65 Prozent, wie Wissenschaftler vom US-Forschungszentrum CDDEP (Center for Disease Dynamics, Economics & Policy) im März 2018 errechnet haben. In ärmeren und aufstrebenden Ländern stieg der Verbrauch sogar um 114 Prozent. Lagen im Jahr 2000 noch Länder wie Frankreich, Neuseeland, Spanien und Hongkong beim durchschnittlichen Antibiotikaverbrauch an der Spitze, waren es 2015 laut der Hochrechnung Länder wie die Türkei, Tunesien, Algerien und Rumänien. In den meisten reichen Industrieländern hingegen sank der Antibiotikaverbrauch in diesem Zeitraum im Durchschnitt um vier Prozent, so zum Beispiel in den USA, Kanada und Frankreich. Bis 2030 könnte der Antibiotikakonsum laut der US-amerikanischen Forscher weltweit um bis zu 200 Prozent steigen. Auch für Deutschland haben die Wissenschaftler seit dem Jahr 2000 einen leichten Zuwachs beim Antibiotikaverbrauch festgestellt.