Ein computergeneriertes Bild zeigt Anlagen mit schwimmenden Plattformen und Zugdrachen, die Strom aus Höhenwind gewinnen.
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Offshore Höhenwindanlagen ernten die Windenergie in großer Höhe. Dort, wo der Wind immer weht.

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Fliegende Turbinen - Windkraft hoch über dem Meer

Die Windkraft hat Nachteile: Türme verschandeln die Landschaft, Rotorblätter machen Lärm und töten Vögel und Insekten. Deshalb wollen Forscher und Unternehmen Strom aus dem Wind hoch über der Erde gewinnen - sogenannte Offshore Höhenwindanlagen.

Seit etwa zehn Jahren wird an der hochfliegenden Technik geforscht. Etwa 70 Unternehmen sind weltweit beteiligt. Diesen Sommer sind sie zum ersten Mal in Norwegen zu Testzwecken abgehoben: Windturbinen hoch über dem Meer.

Der Höhenwind ist eine ungenutzte natürliche Ressource

Die fliegenden Turbinen sehen aus wie große Flugdrachen, die man vom Kite-Surfen kennt. Andere Entwickler setzen auf Flügelsysteme, die eher Segelflugzeugen ähneln. Bei beiden Entwicklungen hält ein Seil Höhengleiter in Zaum. Das Seil ist an einer Boje auf der Meeresoberfläche befestigt. Damit die Boje nicht in die Höhe gerissen wird, ist sie mit einer Leine am Meeresboden verankert.

Offshore Höhenwindanlagen werden mit Bojen fixiert

Eine gut befestigte, große Boje reicht aus, um die Zugkräfte der hochfliegenden Turbinen zu bändigen. Etwa 500 Tonnen Material werden bei der neuen Technologie pro Einheit verbaut. Klassische Windkraftanlagen im Meer brauchen ein stabiles Fundament aus etwa 5.000 Tonnen Beton und Stahl, damit der hohe Turm samt riesigem Windrad auch bei kräftigen Böen stehen bleibt - also zehnmal so viel Material.

Das Halteseil leitet die Windenergie zur schwimmenden Plattform

Offshore Höhenwindanlagen könnten die erneuerbaren Energien voranbringen, weil sie die unerschöpfliche Windenergie ganz oben einfangen - momentan in etwa 300 Metern Höhe. Über das Halteseil, das zur Boje führt, wird der Strom zur Bodenstation geleitet. Idealerweise rund um die Uhr und das ganze Jahr hindurch. So weit oben kommen die modernen Anlagen auch nicht mit Vögeln oder Fledermäusen in Kontakt, die oft Opfer klassischer Windräder werden.

Ein Windkraft-System mit 600 Kilowatt ist Spitzenreiter

Die weltweit führende Firma der Offshore Höhenwindanlagen hat im August ein Modell mit 600 Kilowatt Leistung vorgestellt. Die Turbine sieht aus wie ein kleines Segelflugzeug. Vor dem Abheben hängt es senkrecht in einer Halteposition. Dann startet es mit einem Propeller wie ein Hubschrauber senkrecht nach oben. Wenn der sich dann oben im Wind dreht, erzeugt er die gewünschte Energie. Allerdings endete der zweite Testflug der Firma vor Norwegens Küste mit einem Crash.

70 Firmen tüfteln weltweit an Höhenwindanlagen

Es besteht noch Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Etwa die Hälfte der Firmen, die derzeit an Systemen arbeitet, will in den nächsten drei Jahren marktreife Windsysteme für Höhenwinde von 300 bis 500 Meter über dem Meer vorstellen. Die Tüftler gehen davon aus, dass sich mit ihren hochfliegenden Systemen weit mehr Energie ernten lässt als mit der bisher üblichen Offshore-Windkraft auf der Meeresoberfläche.

Drachenkraftwerk
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Offshore Windenergie