Eidechse Sarada superba in den Western Ghats, Indien
Bildrechte: Abi Vanak / Indian Institute of Science, Bangalore

Eidechse Sarada superba in den Western Ghats, Indien

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Windräder beeinflussen die Nahrungskette von Tieren

Bei der Produktion von Ökostrom wird weltweit am stärksten auf Windenergie gesetzt. Diese ist CO2-neutral, hat aber trotzdem Auswirkungen auf die Umwelt. Das zeigt eine Eidechse in Indien.

Über dieses Thema berichtete IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Eidechsen-Art Sarada superba in den Western Ghats in Indien verhält sich anders als ihre Artgenossen, wenn sie in der Nähe von Windparks lebt. Sie ist forscher und flüchtet nicht ängstlich vor Feinden wie sonst üblich. Außerdem hat sie weniger der Stresshormone Adrenalin und Cortisol im Körper. Das liegt daran, dass die Eidechse weniger Stress hat, weil die Zahl ihrer Fressfeinde geringer ist als üblich: Bussarde, Adler und Habichte werden von den Rotorblättern der Windkraftanlagen erschlagen oder vertrieben.

Mehr Echsen, weniger Nahrung

Ein Vorteil für die Reptilien? Nicht nur! Es gibt zwar dreimal mehr Eidechsen in der Nähe des untersuchten, ausgebauten Gebiets in der buschigen Hochebene im südwestlichen Indien, aber sie sind dünner, haben weniger Energie und die Männchen weniger Farbe. Der Grund ist ihre Nahrung: Mehr Eidechsen heißt weniger Futter für alle und mehr Konkurrenzdruck. Die Männchen bekommen weniger der Käfer zu fressen, die den gelben Farbstoff Karotin enthalten. Diesen brauchen die Echsen, um ihren fächerartigen Hautlappen neben leuchtend blau und schwarz auch orange einzufärben.

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Eidechsen-Männchen der Art Sarada superba mit farbigem Hautfächer, Western Ghats, Indien

Windpark-Standorte schlauer wählen

Zu diesem Ergebnis kommt Maria Thaker vom Indian Institute of Science im indischen Bangalore. Die Wissenschaftlerin verglich zwei Gebiete in den Western Ghats, auch Westghats genannt. Im einen gab es Windparks, im anderen nicht. Die Westghats sind eine Unesco-Welterbestätte und einer der bedeutendsten Arten-Hot-Spots weltweit. Thaker ist kein Gegner der Windkraft, betont aber, dass man den Standort für Windräder anders wählen sollte als bisher:

"Wir sollten Windkraftanlagen nicht in empfindliche Gebiete setzten, die einmalig und sehr artenreich sind. Wir sollten sie in eine Umgebung setzen, die wir Menschen sowieso schon verschlechtert haben. Wir sind berüchtigt dafür, unsere Umgebung zu verändern - lasst uns Windturbinen zum Beispiel auf Hausdächer und Bauwerke bauen, die schon bestehen." Maria Thaker, Indian Institute of Science, Bangalore, Indien

Windparks und Tiere in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es bisher nur wenige Erkenntnisse, welche Auswirkungen Windparks an Land auf Ökosysteme haben. Vögel und Fledermäuse, die gesetzlich geschützt sind, hat man schon im Blick, sagt Reinhard Klenke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Andere Organismen, die nach bisherigen Kenntnissen nicht direkt betroffen sind, seien nicht "so prominent" geschützt. "Fakt ist, dass wir über diese Zusammenhänge noch sehr wenig wissen." Wie reagieren beispielsweise Regenwürmer, Hamster oder Wühlmäuse auf Windparks? Nichts Genaues weiß man nicht.

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Feldforschung in den Westghats, Indien