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Chef eines Orchesters Was macht ein Dirigent?

Während des Konzerts steht ein Dirigent immer mit dem Rücken zum Publikum. Erst am Ende darf er sich umdrehen. Was macht er dort? Was bedeuten seine lustigen Bewegungen? Warum ist der Dirigent für die Musiker wichtig?

Von: Markus Vanhoefer, Uta Sailer und Veronika Baum

Stand: 07.02.2020

Verglichen mit einem Geiger oder Organisten ist der Beruf des Dirigenten noch sehr jung. Dirigenten gibt es erst seit etwa 150 Jahren.

Vom Handzeichen zum Taktstock

Schon gewusst?

Der Komponist Carl Maria von Weber war im Jahr 1817 der erste, der immer mit einem Taktstock dirigierte. Bis dahin waren die meisten Dirigenten am Klavier gesessen und hatten nur bei besonders schwierigen Stellen den Takt mit der Hand gezeigt. Erfunden hat den dünnen, kleinen Stab wohl der Braunschweiger Musiker Louis Spohr.  

So neu der hauptberufliche Dirigent ist, seine Tätigkeit, das "Leiten einer Musikgruppe", ist so alt, wie das Musizieren selbst. Die Mönche des Mittelalters lenkten ihre Chöre mit festgelegten Handzeichen. Später im Barock, der Zeit von Bach und Händel, zeigte der erste Orchestergeiger die Einsätze mit seinem Geigenbogen an oder der Cembalist mit einer Notenrolle. Manchmal gab es damals auch große "besenstilartige" Taktstöcke, die auf den Boden gestampft wurden. Mit solch einem Taktstock verletzte sich der französische Komponist Jean-Baptiste Lully am Fuß. Dabei zog der sich eine Blutvergiftung zu, an der er starb. 

Ein neuer Beruf entsteht

Das Dirigieren war lange eher eine Nebenbeschäftigung. Viele Komponisten, wie Ludwig van Beethoven, haben die Aufführungen ihrer Werke gerne selbst geleitet. Erst als im 19. Jahrhundert die Orchester immer größer und die Partituren immer dicker und unübersichtlicher wurden, veränderte sich das Dirigieren zu einer Aufgabe, die nur noch ein extra dafür ausgebildeter "Fachmann" bewältigen konnte. So entstand ein neuer Beruf, der des Dirigenten. Mit der Gründung der großen Symphonieorchester und der Erfindung von Radio und Schallplatte wurden sie zu den eigentlichen Superstars der klassischen Musik. Voller Ehrfurcht und Bewunderung nannte man sie "Meister", auf Italienisch "Maestro". Deshalb wird das 20. Jahrhundert auch das "Jahrhundert der Maestri" genannt. 

Alles Handarbeit

Die Hände sind das Werkzeug eines jeden Dirigenten. Mit ihnen formt er den Klang eines Chores oder Orchesters. Jede Bewegung bedeutet etwas. Deswegen muss der Dirigent gut aufpassen, dass er keine unsinnigen Bewegungen macht, beispielsweise in der Nase bohrt ... Jeder einzelne Sänger oder Instrumentalist schaut auf die Hände des Dirigenten und übersetzt das, war er macht, auf seine Stimme oder sein Instrument.

Berühmte Dirigenten

Die Liste berühmter Dirigenten ist lang: Da sind beispielsweise Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan, Leonard Bernstein oder Mariss Jansons, der viele Jahre Chef des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks war. Als größter Maestro aller Zeiten gilt der für seine Wutausbrüche von allen Orchestern gefürchtete Italiener Arturo Toscanini. Toscanini, der auch in Amerika Triumphe feierte, war zu seiner Zeit mindestens genauso bekannt und beliebt, wie es heute Filmschauspieler oder Sport-Idole sind.


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