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Komponisten-Lexikon Jean-Baptiste Lully - Hofkomponist und königlicher Tanzlehrer

Wer den Namen Lully hört, denkt an den Hof des französischen Sonnenkönigs, an einen Komponisten in langer gepuderter Perücke, mit seidenen Kleidern und einem goldenen Taktstock. Ein blöder Arbeitsunfall kostete Lully das Leben ...

Von: Katharina Neuschaefer

Stand: 07.05.2018 | Archiv

Eigentlich hieß Lully gar nicht Lully, sondern Lulli. Schlicht und einfach Lulli. Und statt Jean-Baptiste - Giovanni Battista. Giovanni Battista Lulli. Und er war auch kein Franzose, sondern Italiener. Am 28. November 1632 wurde er in Florenz geboren.

Lully und der König

Jean-Baptiste Lully war mit dem Sonnenkönig persönlich befreundet. Als Lully nämlich mit 13 Jahren an den französischen Hof kam, war Ludwig XIV. noch ein kleiner Junge. Die beiden spielten zusammen, mochten sich und wurden richtig enge Freunde. Lully war damals schon ein sehr guter Balletttänzer und Ludwig bewunderte ihn dafür. Gemeinsam übten sie Tanzschritte und Positionen und eines Tages traten die beiden sogar gemeinsam in einem Ballettstück auf. Lully als Schäfer, als Grazie, als Soldat und Bettler, der König aber als "aufgehende Sonne". Zu dieser Zeit komponierte Lully auch schon erste größere Musikstücke und sein Talent sprach sich bald überall herum.

Es ist schon eine tolle Sache mit einem König befreundet zu sein, noch dazu mit so einem mächtigen Herrscher wie Ludwig XIV. Und tatsächlich hat der König Lully immer wieder geholfen. Erst machte er seinen alten Spielkameraden zum Hofkomponisten und dann schenkte er ihm auch noch das Recht, über die Oper in Paris zu bestimmen. Niemand durfte jetzt mehr eine Oper aufführen, ohne Lully vorher um Erlaubnis zu bitten.

Lully duldet keine anderen Komponisten neben sich

Lully wollte seinem König gefallen. Und der König liebte alles was "französisch" war. Daher komponierte Lully nur Musik im französisch- eleganten Stil. Weil er wusste, dass Ludwig XIV. genauso gerne Ballett tanzte wie er selbst, schrieb er besonders gerne Tanzmusik. Obwohl Lully selbst sehr erfolgreich war, duldete er keine Rivalen neben sich. Kein anderer Komponist durfte ihm die Anerkennung des Königs streitig machen. Manche haben es trotzdem versucht und teuer dafür bezahlt. Zum Beispiel der italienische Komponist Francesco Cavalli: Cavalli kam an den französischen Hof, um eine Oper zu Ehren des Königs im italienischen Stil zu schreiben. Lully sollte für dieses Werk nur einige Balletteinschübe komponieren. Das hat er auch getan. Ganze 18 Balletteinlagen fertigte er an, die noch dazu ganz französisch klangen. Danach war von Cavallis italienischer Musik so wenig übrig, dass er als Komponist der Oper gar nicht mehr genannt wurde. Cavalli kehrte daraufhin wütend und traurig nach Italien zurück. Lully und der König aber freuten sich darüber, Cavalli so erfolgreich weggeekelt zu haben. 

Lullys Ende: Ein blöder Arbeitsunfall

Eine Filmszene zeigt den Sonnenkönig Ludwig XIV. mit seinen Mäträssen.

Lange Zeit waren Lully und der Sonnenkönig enge Freunde. Dann aber fiel der Komponist mehr und mehr in Ungnade. Vor allem deshalb, weil Madam de Maintenon, die Geliebte des Königs, Lully nicht leiden konnte und vor dem König schlecht machte. Nach über 40 Jahren versuchte er noch einmal, die Gunst des Herrschers zu erlangen und komponierte ein großes Werk für ihn. Doch als er die Aufführung am 8. Januar 1687 selbst dirigierte, passierte ein Unglück. Wie gewöhnlich schlug er den Takt zur Musik mit einem zwei Meter hohen goldenen Prunktaktstock auf den Boden und traf dabei versehentlich seinen Fuß. Die Wunde infizierte sich mit Wundbrand und Lully starb bald darauf an den Folgen der Infektion.


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