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Vertiefende Informationen Wichtige Fakten zu "So entlarvt man Verschwörungsmythen"

Wie funktionieren Verschwörungsmythen? Woran erkenne ich sie? Und warum gibt es die überhaupt? Die wichtigsten Fakten in einem kompakten Überblick.

Stand: 18.10.2021

Verschwörungstheorien | Bild: BR

Der Begriff "Verschwörungstheorie" hat sich eingebürgert. Allerdings handelt es sich dabei nicht um fundiert erstellte Theorien wie in der Wissenschaft. Deshalb nehmen viele Autor*innen Abstand von dem Begriff und sprechen stattdessen von Verschwörungsmythen oder -erzählungen. Der Grund: Theorien basieren auf Fakten, die man wissenschaftlich prüfen kann. Wenn die Fakten der Theorie widersprechen, kann man die Theorie anpassen oder verwerfen. Verschwörungserzählungen dagegen können zwar einzelne korrekte Fakten enthalten, die Verbindungen zwischen ihnen und Schlussfolgerungen daraus sind aber erfunden. Ihre Anhänger wollen die Erzählung nicht nachprüfen oder gar korrigieren, wenn es Gegenbeweise gibt. Deshalb sprechen wir im Folgenden von Verschwörungsmythen oder Verschwörungserzählungen statt von Verschwörungstheorien.

Personen, die sich Verschwörungsmythen anschließen, sind oft auf der Suche nach ideologischer und weltanschaulicher Heimat. Als "Einstiegsdroge" für Verschwörungsideologien aller Art dient nicht selten ein spektakulärer Fake, der Leser*innen oder Hörer*innen einen Sachverhalt bzw. ein Ereignis in einem völlig neuen Zusammenhang schildert. Bei der intensiven Suche nach Informationen zum Thema landet sie bzw. er auf einschlägigen Webseiten oder bei Literatur mit einer etwas befremdlichen Logik. So schreiben Verschwörungstheoretiker*innen gerne voneinander ab: Sie verfassen Bücher, die wiederum selbst von Verschwörungstheoretiker*innen gelesen und sodann in deren eigenen Büchern zitiert werden. So entsteht häufig der Eindruck, dass zwei unabhängige Personen zum selben Ergebnis gekommen wären.

Zu dieser Form der Informationsinzucht kommt die psychologische Eigenart, widersprüchliche Informationen kategorisch abzublocken, bestätigende Informationen dagegen schnell aufzunehmen. Dieser Widerspruch wird auch durch die technischen Funktionsweisen von Internet-Suchmaschinen oder Sozialen Netzwerken verstärkt, deren Algorithmen dafür sorgen, dass bestimmte Informationen je nach bisherigem Suchverlauf und Interessen selektiert werden und Menschen in einer Meinungs- und Filterblase gefangen sind, in der sie immer mehr vom immer Gleichen erfahren.

Das Weltbild von Verschwörungstheoretiker*innen wird so zunehmend durch irrationale Verdächtigungen und Ängste bestimmt. Vor allem im Netz entwickeln Online-Gemeinschaften (Communities) schnell ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und elitäres Gruppenbewusstsein.

Um keinen Verschwörungsmythen aufzusitzen, ist es wie bei Fake News wichtig, die Quelle zu überprüfen. Handelt es sich um eine seriöse Quelle? Werden die Behauptungen stichhaltig belegt? Insbesondere wenn versprochen wird, dass einem "die Augen geöffnet" werden oder die Wahrheit aufgedeckt wird, die man in den Medien nicht finden würde, dann empfiehlt es sich, kritisch hinzuschauen und die Fakten zu checken.

  • Offizielle Stellen werden unter Generalverdacht gestellt, dass sie die Bevölkerung hintergehen wollen und nicht die Wahrheit sagen.
  • Es wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass die allgemein anerkannte Erklärung für etwas nicht stimmt.
  • Von vornherein wird angenommen, dass der Bevölkerung geschadet werden soll.
  • Die Verschwörungserzählung kann widersprüchlich und unlogisch sein, ohne dass das ihre Anhänger*innen stört.
  • Ist die Quelle seriös?
  • Werden die Aussagen fundiert begründet, zum Beispiel durch wissenschaftliche Erkenntnisse?
  • Wer sind die (angeblichen) Expert*innen?
  • Was schreiben andere seriöse Quellen über die aufgestellten Behauptungen?

In der Corona-Pandemie sind neben Fake News auch zahlreiche Verschwörungserzählungen entstanden. So wird zum Beispiel in verschiedenen Variationen behauptet, dass das Virus Sars-CoV-2 in einem Labor hergestellt worden sei - im chinesischen Wuhan oder vom amerikanischen Geheimdienst oder als Biowaffe aus Georgien. Die momentan gängiste Theorie ist allerdings, dass das Virus von der Fledermaus über einen Zwischenwirt auf den Menschen übertragen wurde. Aber weiterhin wird auch ein Laborunfall in China vom US-Geheimdienst als "plausible Hypothese" erachtet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt, dass sie zu wenig Daten hat, um das endgültig zu klären. China weist Vorwürfe zurück, dass es Informationen über das Coronavirus zurückhalte.

Andere Verschwörungserzähler*innen denken, dass 5G-Masten das Virus verbreiten. Doch tatsächlich gibt es Covid-19 auch dort, wo es gar keine 5G-Masten gibt, zum Beispiel in Afrika.

Schon zu Beginn der Pandemie wurde Bill Gates unterstellt, dass er alle Menschen zwangsimpfen und mit einem Mikrochip ausstatten möchte. Tatsache ist hingegen, dass er die Entwicklung eines Impfstoffs finanziell unterstützt und "digitale Zertifikate" angesprochen hat, die zeigen könnten, wer die Infektion schon hatte oder dagegen geimpft ist.

Hinter solchen Verschwörungserzählungen steht häufig die Suche nach einem Schuldigen oder einem Sündenbock. So können Ängste, die durch das Virus entstehen, kanalisiert und in Wut umgewandelt werden. Komplexe Sachverhalte werden dann in ein einfaches Schema gebracht. Andere Gründe für Verschwörungsmythen können politische Absichten und Geldmacherei sein – emotionale Behauptungen bringen viele Klicks.

Weitere Beispiele zu Corona-Mythen auf so-geht-medien.de

Vertiefende Informationen: Verschwörungsmythen Format: PDF Größe: 460,16 KB


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