Tobias Nett und Norbert Hauer gucken in den Bienenstock des Ansbacher Bienenzüchtervereins.
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Tobias Nett (li.) und Norbert Hauer (re.) kontrollieren, ob es den Tieren des Ansbacher Bienenzüchtervereins gut geht.

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Was Honig-Fans gegen die Bienen-Seuche tun können

In Wieseth ist die Amerikanische Faulbrut ausgebrochen. Das Landratsamt Ansbach hat einen Sperrbezirk eingerichtet – die Imker packen mit an, um die Bakterien loszuwerden. Aber auch Verbraucher können mithelfen, Ausbrüche zu verhindern.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die frühlingshafte Bienen-Idylle im Landkreis Ansbach ist erst einmal gestört. Vor ein paar Tagen wurde in zwei Fällen in Wieseth, einer Gemeinde etwa 20 Kilometer südlich von Ansbach, die Amerikanische Faulbrut festgestellt. Die ist hoch ansteckend, sehr robust und für den Bienen-Nachwuchs tödlich. Um die Seuche zu bekämpfen, packen Imker, die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf und das Veterinäramt mit an. Aber auch Honig-Liebhaber in der Region können – und müssen – mithelfen.

Bakterien zersetzen Bienenmaden

Den Bienen auf dem Gelände des Bienenzüchtervereins Ansbach geht es gut. Vorsitzender Norbert Hauer kontrolliert regelmäßig, ob die Larven gesund sind. Tiere, die sich mit der Faulbrut infiziert haben, sterben schnell ab. Die bösartigen Bakterien zersetzen die Maden, und es entsteht eine kaffeefarbene, braune, glibberige Masse. Wenn der Seuchenausbruch so weit fortgeschritten ist, bleibt den Imkern nichts anders übrig als den gesamten Bienenstock samt erwachsener Tiere zu töten.

Wenn die Stöcke erst am Anfang der Verseuchung stehen, können die Bienen gerettet werden. "Sanierung" nennt man das: Die Waben und Maden werden vernichtet, die erwachsenen Bienen bekommen einen neuen, sauberen Bienenkasten. Bevor sie dort einziehen dürfen, müssen sie allerdings erst einmal ein paar Tage fasten. Das Bakterium sitzt nämlich im Verdauungstrakt der Tiere, also muss der erst einmal leer werden.

Der Schaden und wie er sich vermeiden lässt

Neben den Bienen verlieren betroffene Imker auch Geld, erklärt Fabian Hähnlein, Pressesprecher des Landratsamts Ansbach. Zwar erhält ein Imker bis zu 200 Euro Entschädigung pro Volk aus der Tierseuchenkasse Bayern – das ist auch in etwa die Summe, die ein Volk maximal kostet. Allerdings muss der Imker die Bienenkästen neu anschaffen – pro Stück sind das 120 Euro. "Und der Honig fällt aus, das ist natürlich ein großer Verlust", sagt Hähnlein.

Damit es nicht zu noch mehr Ausbrüchen kommt, hat das Landratsamt Ansbach einen Sperrbereich von einem Kilometer um das betroffene Gebiet eingerichtet. Dort dürfen Bienen und Honig erst einmal nicht ein- oder ausgeführt werden. Und auch Geräte, an dem die Bakterien haften könnten, müssen gereinigt oder vernichtet werden. Die Bakterien können nämlich jahrelang auf den Bienenkästen oder anderen Materialien überleben.

Imker tragen an Infektion normalerweise keine Schuld

"Wenn die Bakterien in einem Stock entdeckt werden, ist das in der Regel nicht der Ausbruchsherd", erklärt Jan Glöckel, Amtstierarzt des Veterinäramts in Ansbach. In der Regel sind die Imker nicht schuld daran, wenn ihre Bienen krank werden. Die Betroffenheit ist aber trotzdem groß. "Klar machen sich die Imker Vorwürfe und fragen sich, was sie hätten anders machen können", sagt Hauer vom Bienenzüchterverein Ansbach und Umgebung. Mit Bienen sei es schließlich wie mit jedem anderen Tier auch, das man sich anschafft: Man trägt die Verantwortung dafür.

Imker brauchen viel Fachwissen

Trotzdem: Gute Vorsätze alleine reichen dann doch nicht, betont Tobias Nett. Er ist Imkermeister und gibt an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf sein Bienen-Wissen weiter. Die Imkerei ist eine dreijährige Berufsausbildung – allerdings sind 95 Prozent der Bienen-Besitzer in Deutschland Hobby-Imker. "Das ist kein Selbstläufer, für die Haltung braucht man viel Fachwissen", sagt Nett. Zum Beispiel darüber, wie man die Bienenkästen hygienisch hält und wie man seine Tiere regelmäßig prophylaktisch auf Krankheiten testen kann.

Weniger Infektionen mit Amerikanischer Faulbrut

Die Nachfrage nach Schulungen und Informationen sei unter den Hobby-Imkern aktuell groß – und auch die Zahlen belegen das Engagement der Bienen-Besitzer: Eine Statistik des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit zeigt einen stetigen Abwärts-Trend bei den Infektionszahlen mit Faulbrut in Deutschland: Von 2012 bis heute sind die Fallzahlen um über die Hälfte zurückgegangen. Um das Jahr 2000 herum lagen die Fallzahlen teilweise um die 400 Fälle pro Jahr. Zwischen 2006 und 2019 pendelten sie zwischen 150 und 266, im jüngsten veröffentlichten Bericht für das Jahr 2022 sind es nur noch 74.

Neue Impfung: Hoffnung für Imker?

Medikamente gegen das Bakterium sind in Deutschland noch nicht zugelassen. Zwar wird in den USA gerade eine Schluckimpfung für Bienen entwickelt. Die ist aber noch nicht ausreichend getestet. Außerdem wirkt das Medikament nur bei etwa der Hälfte der Tiere. Das bedeutet in der Praxis: Der Bienenstock wird trotzdem krank – aber langsamer. "Das birgt das Risiko, dass man den Ausbruch erst viel zu spät erkennt und die Seuche sich in der Zwischenzeit weiter verbreitet", sagt Glöckel.

Ansteckung auch über infizierten Honig

Die beste Prophylaxe gegen die Seuche liegt in den Händen der Honig-Konsumentinnen und Konsumenten. Denn die Tiere infizieren sich vor allem dann, wenn sie an infiziertem Honig naschen. 80 Prozent des in Deutschland verkauften Honigs kommt aus dem Ausland. Dort sind die Hygienestandards nicht so hoch wie bei uns. Deshalb appelliert Amtsveterinär Glöckel an alle Honig-Liebhaber: "Es ist wichtig, leere Gläser hygienisch zu entsorgen. Sprich: ausspülen und zuschrauben. Auf keinen Fall offen neben den Glascontainer stellen oder beim Camping im Wald zurücklassen."

Sorgen um die eigene Gesundheit müssen sich Konsumentinnen und Konsumenten aber nicht machen: Die Amerikanische Faulbrut ist für den Menschen ungefährlich.

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