Ziemlich beste Freunde? Das Verhältnis zwischen Merz und Söder
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Ziemlich beste Freunde? Das Verhältnis zwischen Merz und Söder

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Ziemlich beste Freunde? Das Verhältnis zwischen Merz und Söder

Die Vorsitzenden von CDU und CSU demonstrieren Geschlossenheit und betonen das gute Miteinander. Die Frage nach der Kanzler-Kandidatur der Union ist vertagt. Das CSU-Ergebnis bei den Landtagswahlen könnte dabei noch wichtig werden.

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Mitte Juli im oberbayerischen Kloster Andechs: Die CSU-Landesgruppe im Bundestag kommt zur Sommerklausur zusammen und als Gäste sind der eigene Parteivorsitzende und der Chef der Schwesterpartei dabei. Markus Söder und Friedrich Merz nutzen das Treffen in Andechs, um sich ihre gegenseitige Wertschätzung zu versichern.

Söder schaut beim gemeinsamen Pressestatement hinüber zu Merz und sagt, er habe schon einige Parteivorsitzende der CDU erlebt und könne aus ganzem Herzen sagen, die Zusammenarbeit sei "so gut wie noch nie". Da strahlt Friedrich Merz. Schon zuvor hat er sich für die Einladung nach Andechs bedankt, denn das sei "nicht selbstverständlich".

Zweckgemeinschaft oder dicke Freunde?

Das Verhältnis zwischen den Unions-Schwesterparteien war häufig nicht spannungsfrei, und nicht alle CDU-Vorsitzenden waren in bayerischen Landtagswahlkämpfen gern gesehene Gastredner oder -Rednerinnen. Bei Friedrich Merz ist das anders. Er und CSU-Chef Söder unterstreichen bei gemeinsamen Auftritten, wie bei der Andechser Klausur oder beim Gillamoos-Volksfest, die Geschlossenheit untereinander.

Nach dem zwischen Söder und dem Merz-Vorgänger Armin Laschet öffentlich ausgetragenen Streit um die Kanzlerkandidatur 2021 waren Wunden zu heilen. Dass CDU und CSU nur gemeinsam und geeint erfolgreich sein können, sei den Frontmännern Merz und Söder bewusst, glaubt Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. Markus Söder und Friedrich Merz – das sei "sicherlich keine ganz dicke Männerfreundschaft", sondern eine Zweckpartnerschaft, sagt Münch. Beide seien aufeinander angewiesen und wüssten das.

K-Frage? Vertagt!

Die "K-Frage" stehe zwischen Merz und Söder natürlich weiterhin im Raum, erklärt Politologin Münch. Friedrich Merz hat als CDU-Vorsitzender eine Art unausgesprochenes Erstzugriffsrecht auf die nächste Kanzlerkandidatur der Union und Markus Söder auf diese Jobperspektive offiziell auch gar keine Lust. Bei seinem Gillamoos-Auftritt bekräftigte Söder einmal mehr, die Kanzlerkandidatur interessiere ihn null. Das Publikum im Bierzelt quittierte das mit Lachen.

So richtig abgenommen wird Söder sein Kandidatur-Verzicht nicht. Das hat auch damit zu tun, dass ihm laut eigener Aussage nicht egal ist, wann die K-Frage entschieden wird. Friedrich Merz hatte erklärt, CDU und CSU würden das im Spätsommer nächsten Jahres entscheiden. Markus Söder präzisierte im ARD-Sommerinterview, der frühestmögliche Zeitpunkt könne eigentlich erst nach den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern gekommen sein – also nach dem 22. September nächsten Jahres.

Bild der Geschlossenheit für beide wichtig

Sollte die CDU bei diesen Wahlen schlechte Ergebnisse einfahren, wäre das für Merz in der Frage der Kanzlerkandidatur kein Rückenwind. Die Landtagswahlen könnten zum entscheidenden Stimmungstest werden. Deshalb wolle Markus Söder die K-Frage erst danach entscheiden, betont Politikwissenschaftlerin Münch. Das sei vonseiten Söders "kein Vertrauensbeweis", denn darin komme ein gewisses Misstrauen zum Ausdruck. Wenn die CDU schlecht abschneide, werde sich der CSU-Vorsitzende möglicherweise anbieten, um in die Bresche zu springen, sagt Münch.

Wichtig für mögliche Ambitionen Söders sei aber natürlich das Abschneiden der CSU bei der bayerischen Landtagswahl. CDU-Chef Merz dagegen braucht dringend bessere persönliche Umfragewerte, um in seiner Partei Zweifel an ihm als Spitzenkandidaten auszuräumen. Söder und Merz wollen weiter Geschlossenheit demonstrieren. Einen öffentlichen Streit um die Kandidatur wie 2021 werde es zwischen Söder und ihm nicht geben, versprach Friedrich Merz bei seinem Gillamoos-Auftritt.

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