Archivbild: Wahlurne U18-Wahl
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Der Bayerische Jugendring hat das Zweitstimmen-Endergebnis der U18-Landtagswahl bekannt gegeben.

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Ergebnis U18-Wahl: AfD gewinnt hinzu – Grüne verlieren kräftig

Der Bayerische Jugendring hat das Zweitstimmen-Endergebnis der U18-Landtagswahl bekannt gegeben. Die AfD freut sich über satte Gewinne, die Grünen verlieren zehn Prozent. In welchem Regierungsbezirk haben die Parteien wie abgeschnitten?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die verwendeten Prozentwerte geben den Stand der U18-Wahl-Website vom Montag, 2. Oktober, 14.00 Uhr wieder.

Das Endergebnis der U18-Wahl in Bayern steht fest, im Vergleich zum vorläufigen Ergebnis vom Freitag haben sich noch geringfügige Änderungen ergeben. Die CSU wurde mit rund 26,1 Prozent der Zweitstimmen stärkste Partei und hat sich im Vergleich zur letzten U18-Wahl vor fünf Jahren leicht verbessert. Die AfD holte 14,9 Prozent und legte um 6,6 Prozentpunkte zu. Die SPD legte ebenfalls zu und wurde mit 13,7 Prozent drittstärkste Kraft. Knapp dahinter liegen die Grünen bei 13,3 Prozent – sie haben im Vergleich zur letzten U18-Wahl rund zehn Prozentpunkte verloren. Mit 9,1 Prozent haben die Freien Wähler ihr Ergebnis fast verdoppelt. Die FDP hätte – zumindest wenn man die Zahl der Zweitstimmen allein betrachtet – den Sprung in den Landtag geschafft, mit 5,9 Prozent. Die Linke ist mit 4,2 Prozent auf dem gleichen Niveau geblieben wie zuletzt.

Insgesamt haben über 60.000 junge Menschen unter 18 Jahren an der U18-Wahl teilgenommen.

Grafik: Zweitstimmen-Ergebnis der U18-Wahl

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Zweitstimmen-Ergebnis der U18-Wahl in Bayern

Oberbayern: Starke Unterschiede zwischen Stadt und Land

In Oberbayern erreichte die CSU 23,5 Prozent der Zweitstimmen, gefolgt von den Grünen (16,8) und der SPD (13). Die AfD landete bei 11,9 Prozent, die Freien Wähler bei 7,92 Prozent. Sowohl die FDP (5,9) als auch die Tierschutzpartei (5,9) hätten dort die Fünf-Prozent-Hürde für den Landtag geschafft.

Die Unterschiede zwischen den Jugendlichen in urbanen und in ländlichen Gebieten sind groß. Im Stimmkreis München-Schwabing haben beispielsweise die Grünen 32,75 Prozent geholt und sind damit vor der SPD (21,64) die stärkste Kraft. Die CSU kommt auf 14,04 Prozent und die Linke hätte hier den Einzug in den Landtag mit 8,19 Prozent klar geschafft. AfD, Freie Wähler und FDP hingegen nicht.

Gegenbeispiel gefällig? Im Stimmkreis Altötting erreicht die AfD die klare Mehrheit mit 31,7 Prozent vor der CSU (19,2), der SPD (16,1), den Freien Wählern (7,59), den Grünen (7,14) und der Linken (5,8). Die FDP (4,02) hätte aber auch hier den Einzug verpasst.

In Schwaben das gleiche Bild

Im Regierungsbezirk Schwaben gewann die CSU mit 25,8 Prozent der Stimmen. Die AfD kam auf 17,4 Prozent, die SPD auf 13,1 Prozent, die Grünen auf 11,2 Prozent und die Freien Wähler auf 7,9 Prozent der Wählerstimmen. Die FDP schaffte es mit 5,8 Prozent nach Zweitstimmen über die Fünf-Prozent-Hürde.

Im Stimmkreis Augsburg-Stadt-West lag die SPD mit 29,2 Prozent hoch in der Wählergunst, die CSU kam auf 17,4 Prozent und die Grünen auf 14,6 Prozent. FDP (6,7), Linke (6,7) und Die Partei (6,2) lagen vor Freien Wählern (5,6) und Tierschutzpartei (5,6). Die AfD kam hier gerade mal auf 4,5 Prozent.

Ein ganz anderes Bild im Stimmkreis Kempten/Oberallgäu: Hier gewann die AfD mit 19,7 Prozent der Stimmen, dicht gefolgt von der CSU mit 17 Prozent. Darauf folgten Grüne (11,5), Tierschutzpartei (9,6), Freie Wähler (9), SPD (9) und Linke (7,4). Die FDP lag bei 4,9 Prozent. Im Regierungsbezirk Schwaben haben laut dem Bayerischen Jugendring fast 8.000 Kinder und Jugendliche bei der symbolischen U18-Wahl ihre Stimme abgegeben.

Oberpfalz: CSU vorne, AfD zweitstärkste Partei

In der Oberpfalz hat die CSU in allen Stimmkreisen die meisten Zweitstimmen geholt und kam auf 31,86 Prozent. Die AfD würde zweitstärkste Kraft werden (20,28 Prozent). Die SPD kam auf 13,5 Prozent. Die Freien Wähler (11,42) landen noch vor den Grünen (8) und der FDP, die mit 4,7 Prozent den Einzug in den Landtag verpasst hätte. Im Regierungsbezirk Oberpfalz hatten sich 5.000 junge Menschen an der U18-Wahl beteiligt.

Auch in Niederbayern AfD zweitstärkste Kraft

In Niederbayern kam die CSU auf 26,11 Prozent bei den Zweitstimmen. Die AfD wurde zweitstärkste Kraft (16,34 Prozent). Knapp dahinter folgten die Freien Wähler (16,27 Prozent). Die SPD (12,4 Prozent) landete noch vor den Grünen (9,1 Prozent) und der FDP, die mit 6,9 Prozent auch den Einzug in den Landtag geschafft hätte. In den Stimmkreisen zeichnete sich oft ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CSU, AfD und Freien Wählern ab. Im Regierungsbezirk Niederbayern hatten sich mehr als 8.000 junge Menschen an der U18-Wahl beteiligt.

In Franken dominiert die CSU – nur in Nürnberg die Grünen

In Oberfranken konnte die CSU bei den Zweitstimmen alle Stimmkreise für sich entscheiden. Insgesamt kam die CSU auf 29,1 Prozent, die AfD auf 20,1 Prozent, die SPD auf 16,5, die Grünen auf 10 Prozent und die Freien Wähler auf 7,4 Prozent. FDP und Linke scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde.

In Unterfranken ergibt sich ein ähnliches Bild, hier hätte die FDP (5,91) aber nach Zweitstimmen den Einzug geschafft und SPD und Grüne lagen hier vor der AfD.

In Mittelfranken ist das Bild ein anderes. Wenn Unter-18-Jährige wählen dürften, dann würden die mittelfränkischen Wählerinnen und Wähler die CSU zur stärksten und die SPD zur zweitstärksten Kraft in Bayern machen. Die CSU gewann die meisten Stimmkreise nach Zweitstimmen – in Erlangen-Stadt, Nürnberg-Nord und Nürnberg-Süd holten aber die Grünen die meisten Zweitstimmen. Randnotiz: In Nürnberg-West holte die Tierschutzpartei stolze 19,62 Prozent und wurde zweitstärkste Kraft.

Vorsicht! Das Endergebnis bezieht sich nur auf die Zweitstimmen

In einem entscheidenden Punkt ist das Ergebnis der U18-Wahl etwas irreführend. In Bayern hat, wie bei der Bundestagswahl, jeder Wähler und jede Wählerin auch bei Landtagswahlen zwei Stimmen. Eine wird an den oder die Direktkandidaten/in im Stimmkreis vergeben. Das andere Kreuz ist für einen Kandidaten oder eine Kandidatin auf einer der Parteienlisten vorgesehen.

Während aber im Bund allein die Zweitstimme die Sitzverteilung im Parlament bestimmt, werden in Bayern zuerst beide Stimmen zusammengezählt. Im Wahllokal gilt also vor 18.00 Uhr: zwei Kreuze, eines für die Erst-, das andere für die Zweitstimme. Nach 18.00 Uhr ist bei den Hochrechnungen aber nur von Gesamtstimmen die Rede, die dann für die Sitzverteilung ausschlaggebend sind.

Die Endergebnisse der U18-Wahl beziehen sich allerdings nur auf die Zweitstimmen, laut Bayerischem Jugendring ist die bei vielen U18-Wahlen auf Bundes- und Länderebenen angewendete Software für die Eigenheiten des bayerischen Wahlsystems nicht ausgelegt.

Viele starke bzw. schwache Erststimmen-Ergebnisse beeinflussen aber das Gesamtergebnis bei der Landtagswahl. Wie die Kinder und Jugendlichen im jeweiligen Stimmkreis abgestimmt haben, können Sie hier nachschauen.

Nur ein Abgeordneter unter 30 Jahren im Landtag

Ende der Woche wählt Bayern einen neuen Landtag. Eine BR24-Datenanalyse zeigt: In Sachen Repräsentation ist noch Luft nach oben. Das bisherige Parlament war in vielen Bereichen kein Abbild der bayerischen Gesellschaft – das gilt auch für das Alter der Abgeordneten.

Knapp ein Fünftel der volljährigen Bayern ist unter 30. Im Parlament, das den Freistaat in den vergangenen fünf Jahren lenkte, war der Anteil jüngerer Menschen zuletzt aber verschwindend gering. Nur ein Abgeordneter von insgesamt 205 war unter 30 Jahre.

Politikwissenschaftler: U18-Wahl motiviert junge Menschen

Der Politikwissenschaftler Jörg Siegmund von der Akademie für Politische Bildung in Tutzing sieht in der Jugendwahl ein wichtiges Instrument, um junge Menschen an Politik, an Demokratie und an die Mitwirkungsmöglichkeiten heranzuführen. Das könne sehr motivierend wirken. "Wen wir als jungen Menschen erreichen, der bleibt hoffentlich unserer Demokratie auch langfristig erhalten."

Der Politikwissenschaftler sieht bei der U18-Wahl keine Gefahr einer Wahlbeeinflussung für die Landtagswahl in gut einer Woche. Das Ergebnis der U18-Wahl werde zur Kenntnis genommen, es werde auch darüber diskutiert. Aber die Wahlentscheidung der Erwachsenen hänge von vielen Faktoren ab. Da spiele das Ergebnis dieser Vorwahl keine so große Rolle.

Über 60.000 junge Menschen unter 18 Jahren haben in Bayern an der U18-Wahl teilgenommen. In rund 620 Wahllokalen in ganz Bayern: in Schulen, Jugendtreffs, Büchereien oder Bürgertreffs. Alle Altersklassen waren bei der U18-Wahl vertreten: von 10 bis 17 Jahren. Kinder und Jugendliche unter 18 konnten vom 21. bis 29. September in ganz Bayern ihre Stimme abgeben, unabhängig von Alter oder Staatsangehörigkeit.

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