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Ticket-Schwarzmarkt in der Bundesliga Das große Geschäft auf Kosten der Fans

Der Ticket-Schwarzmarkt in der Bundesliga wächst und ist ein großes Problem. Immer mehr Vereine, wie der FC Augsburg und Werder Bremen, versuchen nun dagegen vorzugehen, mit Rechtsanwälten und Kampagnen. Doch die Gesetzeslage macht es den Vereinen nicht leicht.

Von: ARD Radio Recherche Sport

Stand: 15.10.2019 | Archiv

Immer mehr Vereine in der Fußball-Bundesliga schließen sich zusammen, um dem Ticket-Schwarzmarkt den Kampf anzusagen. Werder Bremen startet gerade die Aktion "Zeig dem Schwarzmarkt die Rote Karte". Dabei können Fans Eintrittskarten, die sie zu überteuerten Preisen im Internet gekauft haben, nach dem Spiel anonym abgeben. Anhand dieser Tickets will Werder dann zurückverfolgen, wer die Karte ursprünglich gekauft hat und gegen den Verkäufer vorgehen.

Der FC Augsburg hat die Aktion schon im März beim Heimspiel gegen Borussia Dortmund durchgeführt. Das Ergebnis: 50 Karten wurden im Nachgang des Spiels dann in die dafür aufgestellten Sammelboxen eingeworfen, sagte Augsburgs Geschäftsführer Michael Ströll im Interview mit der ARD-Radio-Recherche Sport.

"Wir haben auch in diesem Fall wieder ca. 300 gehandelte Tickets gehabt auf dem Schwarzmarkt, und von diesen Tickets, wurden 50 im Nachgang zum Spiel eingeworfen, und da werden wir gegen jeden einzelnen vorgehen und haben auch schon die ersten Erfolge erzielt."

Michael Ströll, Geschäftsführer FC Augsburg

Das Wichtigste zum Ticket-Schwarzmarkt in der Bundesliga:

Wie groß ist das Problem?

Das Problem des Ticket-Schwarzmarkts in der Bundesliga "hat in den letzten Jahren konstant zugenommen", sagt Rechtsanwalt Felix Holzhäuser, der mit seiner Kanzlei "Lentze Stopper" mit mehreren Bundesligisten zusammenarbeitet, um gegen Schwarzmarkthändler vorzugehen.

Die Fälle gehen allein in seiner Kanzlei in die Tausende (bis zu 9000 Fälle im Jahr). Vor allem der Ticket-Schwarzmarkt im Internet wächst. Holzhäuser schätzt, dass "bei Top-Spielen bis zu 10 Prozent der Tickets mindestens einmal weiterverkauft werden", und dass gewerbliche Händler mehrere Hunderttausend Euro im Jahr mit dem Weiterverkauf von Event-Tickets verdienen.

Wie wird das Problem bekämpft?

Mehrere Bundesliga-Vereine arbeiten mit Anwaltskanzleien zusammen, um gegen die Händler rechtlich vorzugehen. Die Ticket-Plattformen im Internet werden durchsucht und Verkäufer, die unerlaubterweise Tickets zum Weiterverkauf anbieten, bekommen Post. Darin werden sie dann aufgefordert, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Und das Ticket wird gesperrt. Wenn sich herausstellt, dass es sich um "professionelle" Schwarzmarkthändler handelt, die also die Tickets in größerer Zahl und gewerblich weiterverkaufen, kann es zu Klagen und Gerichtsverfahren kommen und im Extremfall die Polizei eingeschaltet werden.

Was macht es so schwierig?

Das große Problem ist die Gesetzeslage in Deutschland. Die ist im Vergleich zu anderen Ländern günstig für Ticket-Schwarzhändler. Denn es gibt kein Gesetz, dass den Ticket-Weiterverkauf klar regelt.

Das heißt: Jeder kann im Internet Karten vollkommen anonym verkaufen. Er muss quasi nichts angeben, weder Name noch Wohnort oder Originalpreis der Karte. Genau das macht es für die Bundesliga-Vereine und deren Rechtsanwälte so schwierig, dagegen vorzugehen.

Was wird empfohlen?

Die Bundesliga-Vereine raten davon ab, Tickets über den Schwarzmarkt oder Plattformen im Internet zu kaufen. Dort bestehe die Gefahr, dass man am Ende nicht ins Stadion kommt, weil das Ticket bereits gesperrt sein könnte oder sogar gefälscht oder doppelt verkauft wurde. Die meisten Vereine haben auf ihren Internetseiten eigene Ticketbörsen, wie der FC Augsburg oder der FC Bayern München.


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