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Ampel Vom "Eisernen Schutzmann" und Ampelmännchen

Rot heißt "Stopp! Anhalten!" Gelb: "Achtung! Gleich geht’s weiter!" Grün: "Los! Weiterfahren!" Was die drei Farben der Ampel im Straßenverkehr bedeuten, lernen wir ganz früh. Die Lichtsignalanlagen - wie sie offiziell heißen - regeln bei uns seit mehr als hundert Jahren den Verkehr. Wie es dazu kam? Lies hier mehr über die Geschichte der Ampel.

Von: Simone Wichert und Veronika Baum

Stand: 12.01.2022

Die Ampelblume, die im Innenhof der Stadtwerke München steht, leuchtet in allen Phasen Rot, Gelb und Grün. (Langzeitbelichtung)  | Bild: dpa-Bildfunk/Peter Kneffel

Ganz früher, als nur Pferdekutschen und Ochsenkarren auf den Straßen herumfuhren, brauchte man noch keine Regeln, wer als erster die Straße überqueren durfte. Als jedoch ab 1900 immer mehr Kutschen, Karren, Fahrräder, Autos und sogar LKWs auf den Straßen unterwegs waren, konnte es an Kreuzungen schon mal ziemlich chaotisch zugehen. Deswegen standen dort Verkehrspolizisten, die sogenannten Schutzmänner, und zeigten mit Handzeichen, wer fahren durfte und wer stehen bleiben musste.

Maschine statt Mensch

Im Jahr 1914 gab es in Deutschland schon 55.000 Autos und 9.000 LKWs! Stundenlanger Dienst als Verkehrspolizist mitten auf der Kreuzung bei Wind und Wetter war gefährlich und wirklich kein Vergnügen. Deshalb wollte man eine Maschine erfinden, die diese Arbeit übernimmt.

Ampel mit Gas

Dieser Ampelturm am Potsdamer Platz in Berlin ist ein Nachbau der ersten Ampel Deutschlands, die 1924 aufgestellt wurde.

Die allererste Ampel war ein Gaslicht. Sie wurde 1868 in London aufgestellt. Sie hatte schon rote und grüne Lichter. Leider ist sie schon kurze Zeit später explodiert und man hat keine weiteren Ampeln mit Gas mehr gebaut.

In München am Odeonsplatz wurde 1927 der "Eiserne Schutzmann" aufgestellt. Das war eine Figur aus Blech, die wie ein Verkehrspolizist aussah und die Arme ausgebreitet hatte. Sie wurde immer in die entsprechende Richtung gedreht. Auch sie musste von einem Verkehrspolizisten bedient werden, der stand aber nun an der Seite der Kreuzung in einer kleinen Kabine und hatte so wenigstens ein Dach überm Kopf. Von dort aus hat er über Hebel den Eisernen Schutzmann mechanisch gesteuert.

Elektrische Ampeln

In verschiedenen Städten gab es damals schon die moderneren elektrischen Ampeln: Die erste mit rotem und grünem Licht leuchtete seit 1914 in der amerikanischen Stadt Cleveland. Ampeln mit drei Lichtern gab es seit 1920 in New York und Detroit. Und 1922 wurden solche Ampeln auch in Europa aufgestellt: in Paris und in Hamburg. Rot und Grün waren übrigens von Anfang an die Signalfarben der Ampel. Im Schiffsverkehr werden mit Rot und Grün "Backbord" und "Steuerbord" bezeichnet. Im Straßenverkehr heißt Rot immer "Achtung!", "Gefahr" oder "Stopp" und Grün bedeutet "Freie Fahrt". Die gelbe Leuchte zeigt den Übergang an.

Aus den Münchner Neueste Nachrichten vom 15. Juli 1927:

Erscheint vor die die Farbe rot,
dann wirst du von Gefahr bedroht.
Musst warten, wenn’s auch sehr pressiert,
bis wieder frei die Fahrbahn wird.
Solange flammt das gelbe Licht,
ist die Geschichte sauber nicht.
Doch wenn es leuchtet hoffnungsgrün,
dann überschreit die Straße schön,
weil vorschriftsmäßig keiner dann
dich überfahren darf und kann.

1927 bekam München die erste elektrische Ampel: Sie hing über der Kreuzung am Bahnhofvorplatz und funktionierte mit roten, gelben und grünen Farbplatten, die angestrahlt wurden. Und damit die Menschen auch wissen sollten, was das Kästchen mit den verschiedenen Farben über der Kreuzung eigentlich bedeutet, wurde in der Zeitung ein Merkvers abgedruckt - er steht hier links.

Ampelmännchen einmal anders - aber immer grün oder rot

Die moderne Ampel denkt mit

Moderne Ampeln heutzutage können viel mehr als nur in drei Farben leuchten: Es sind oft ganze Ampelanlagen, die über unterirdische Kabel miteinander und mit Computern verbunden sind. Diese Computer sind in kleinen grauen Kästen irgendwo an der Seite der Kreuzung versteckt.

Berufsverkehr in München

Sie steuern die einzelnen Ampeln über Kabel in den Masten direkt an und schalten die Lichter ein oder aus. Ampeln können auch miteinander "sprechen": Falls eine Ampel kaputt ist, weil zum Beispiel jemand dagegengefahren ist, schaltet der Computer an dieser Kreuzung die ganze Ampelanlage aus oder lässt das gelbe Warnlicht blinken, so dass kein Verkehrsteilnehmer gefährdet ist.

Ampeln können berechnen, dass ein Fußgänger gerade den Knopf an der Ampel gedrückt und damit signalisiert hat, dass er über die Straße möchte, oder dass sich ein Bus oder eine Straßenbahn an der Ampel per Funk angemeldet hat. Die Ampel kann dann früher auf grün schalten.

Auf Knopfdruck grünes Licht!

Und Ampeln liefern auch Daten aus dem Verkehr: Wie viele Autos fahren gerade über die Kreuzung oder entsteht irgendwo ein Stau ... Diese Daten gehen an Verkehrszentralen, von wo aus man die Ampeln direkt steuern kann. Übrigens: Durschnittlich wartet jeder Mensch etwa zwei Wochen seines Lebens an roten Ampeln.


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