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Alm und Alpe Bauernhöfe auf Zeit

Hoch oben in den Bergen liegen sie und oft kann man dort in einem kleinen Bauernhaus im Sommer ein Glas frische Milch oder sogar eine Brotzeit bekommen. In Bayern heißen sie "Alm", im Allgäu "Alpe" - und gemeint ist das Gleiche: hochgelegene Viehweiden, die nur im Sommer bewirtschaftet werden.

Von: Anja Mösing, Judith Pulg und Katrin Stadler

Stand: 04.08.2020

Helga Hager und ihre bergaffinen Touristenhelfer | Bild: BR; Georg Bayerle

Bauernhof für drei, vier Monate im Jahr

Ab in die Sommerfrische!

Wenn der Schnee weggeschmolzen ist und die Wiesen nicht mehr matschig sind, dann kommen sie in die Berge: Senner und Sennerinnen, das sind Bauern auf Zeit. Es gibt sie überall in Europa, wo es hohe Berge gibt: In Deutschland gibt es 1.300 solcher Almen und mehr als 12.000 in Österreich.

Für die Bauern im Tal ist es wichtig, dass sie über den Sommer hinweg das Gras ihrer Wiesen schonen können. Dann bekommen sie aus den Talwiesen leichter genügend Heu zum Füttern in den Wintermonaten zusammen. Sie schicken ihre Kühe mit den Sennern in die Sommerfrische zu hochgelegen Weiden.

Geliehene Kühe

Mit den Kühen auf die Weide.

Oft bekommt ein Senner von vielen verschiedenen Bauern Kühe ausgeliehen. Er treibt sie jeden Tag zum Weiden hinaus auf die Alm- oder Alpenwiesen und holt sie abends zum Melken zurück in den Stall der Alphütte. Damit keine Kuh verloren geht, trägt jede eine Glocke.

Beim Melken notieren Senner und Sennerin dann genau, wie viel Liter Milch die Kühe der einzelnen Bauern geben. Nur so kann am Ende mit den Besitzern der Kühe richtig abgerechnet werden.

Wohin mit der Milch?

So viel Käse hat dieser Senner schon gemacht.s

Zu den hochgelegenen Almen kann natürlich nicht täglich ein Milchlaster kommen, um die Kuhmilch zu einer Molkerei zu bringen. Dort oben in den Bergen wird die Milch von Senner und Sennerin zu Käse, Butter und Buttermilch gemacht. Für einen großen runden Käse, der 30 Kilogramm wiegt, müssen sie 300 Liter Milch melken.

Echt viel Arbeit

Auf dieser Alpe können auch Wanderer einkehren.

Außer den Kühen gibt es auf vielen Alpen und Almen auch Ziegen, Schweine und Hühner. Die müssen alle gefüttert und gepflegt werden. Und dann kommen auch noch die Bergwanderer vorbei, die bedient werden wollen, weil sie viel Appetit und großen Hunger haben.

Vollkommen geschmückt zurück ins Tal

Bei der Viehscheid in Oberstaufen.

Ein großer Festtag für Sennerinnen und Senner ist die Viehscheid: So heißt der Tag, an dem sich alle Sennerinnen und Senner eines Ortes verabreden und alle Tiere von ihren Almen oder Alpen wieder hinunter ins Tal treiben. Meistens ist das im September. Wenn alle Tiere und Menschen einer Alm über den Sommer gesund geblieben sind, kommen sie sehr festlich geschmückt ins Tal. Dort wird das Vieh dann so voneinander geschieden, dass jeder Bauer seine eigenen Tiere wieder bekommt.

Im Allgäu ein bisschen anders

Eine mit Blumen geschmückte Kuh beim Almabtrieb.

Im Allgäu grasen auf den Alpweiden häufig keine Kühe, sondern Jungrinder. Die kommen in der Regel von verschiedenen Bauern. Aber der Alphirte, der auf sie aufpasst, kann sie dennoch unterscheiden. Denn die Tiere sind markiert. Am Ende des Sommers treibt der Hirte die Rinder wieder ins Tal. Freiwillige Viehtreiber helfen ihm dabei.

Unten werden sie dann wieder voneinander geschieden und den einzelnen Bauern zugeteilt. Deshalb heißt es im Allgäu auch Viehscheid. In anderen Regionen, wo das Vieh auf einer Alm nur einem Bauern gehört, heißt die Rückkehr Almabtrieb.


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