14

Longboard-Magazin für Frauen "Ich will mehr Mädels sehen, die hart skaten und ihre Limits pushen"

Frauen auf Longboards? Eigentlich keine seltene Spezies. Fotografin Maria Arndt findet trotzdem: Da geht noch mehr! Deswegen hat sie ein Longboard-Magazin für Frauen gegründet, mit dem sie Mädels hilft, ihre Grenzen auszutesten.

Von: Lisa Maria Schulte

Stand: 26.04.2016 | Archiv

Longboarderin  | Bild: Maria Arndt

Maria Arndt aus Bielefeld ist seit vielen Jahren begeisterte Longboarderin. Der Sport macht ihr nicht nur Spaß – er gibt ihr Selbstvertrauen und den Mut, ihre eigenen Grenzen auszutesten. Diese Freude am Longboarding möchte sie auch anderen Mädels mitgeben – und will dafür jetzt ein Longboard-Magazin für Frauen herausgeben.

PULS Playground: Du hast vor ein paar Jahren damit angefangen, Longboarderinnen zu fotografieren und die Bilder ins Internet gestellt. Das hatte ziemlichen Erfolg – und das obwohl Longboarding immer noch eine Männerdomäne ist. Wie erklärst du dir den Erfolg?

Maria Arndt: Ich glaube, dass die Bilder deshalb funktionieren, weil man so etwas bisher nicht so häufig gesehen hat und weil viele – übrigens auch Männer – einfach mehr Bilder von Frauen in dem Sport sehen möchten.

Genauso hat es bei mir auch angefangen: Ich war in den USA einmal mit Skaterinnen unterwegs und war davon beeindruckt, Mädels zu sehen, die hart skaten und ihre Limits pushen. Da habe ich mir gesagt: Wow – ich will mehr solcher Mädels sehen! Und mich gefragt: Warum habe ich die bisher noch nicht gesehen? Und ich bin Fotografin. Ich will diese Mädels selber fotografieren und ihnen eine Bühne geben, damit auch andere sie sehen können und davon motiviert werden.

Du machst ein Magazin für Longboarderinnen und nicht einfach Skaterinnen… Wir haben das Gefühl, dass es sowieso schon deutlich mehr Frauen auf Longboards als auf Skateboards gibt. Siehst du das auch so?

Ich selbst bin in der Skateboardszene nicht so sehr involviert, aber ich habe den selben Eindruck. Als Longboarderin würde ich sagen, dass es einfacher ist, mit einem Longboard einzusteigen. Das Brett ist größer, man hat breitere Achsen, breitere, weichere Rollen und damit eine bessere Stabilität auf dem Brett, was natürlich gerade für Anfänger förderlich ist.

Wenn sowieso schon relativ viele Frauen mit Longboards unterwegs sind – warum ist es deiner Meinung nach so wichtig, dass Frauen in der Szene noch sichtbarer werden?

Auf der Straße sind schon viele Frauen mit dem Longboard unterwegs. Ich freue mich sehr, auf der Straße immer mehr Frauen auf ihren Brettern zusehen, egal ob Skate- oder Longboard. Ich möchte das gerne ausbauen und mehr Frauen im Longboardsport sehen. Es ist einfach toll zu beobachten, wie viele Frauen da ganz stark voranschreiten und dann selber auch zu Vorbildern werden.

Dir geht’s also, um die Stärkung von Frauen als Persönlichkeit. Wenn man im Netz nach Bildern von Frauen und Longboards oder Skateboards sucht, findet man meistens Bilder von Mädels im Bikini oder zumindest sehr leicht bekleidet – Leticia Bufoni ist da so ein Beispiel. Sie fällt besonders durch ihre sexy Fotoshoots auf, wo sie sich mit ihrem Skateboard und sonst fast nichts vor der Kamera räkelt. Müssen Frauen deiner Meinung nach in der Skate- und Longboardszene am Ende vor allem hübsch sein, um von den großen Medien und Firmen beachtet zu werden?

Im Longboard-Sport würde ich das eher nicht sagen. Trotzdem sehe ich immer wieder, dass es doch leider oft das Aussehen eine wichtige Rolle spielt – nicht nur im Sport, eigentlich überall. Da geht es dann um die coolen Jungs neben denen die Skaterinnen stehen – und das sind eben schöne Mädchen. Da merkt man manchmal eben doch noch, dass das Bild von der Frau als Skaterin in einigen Köpfen noch nicht angekommen ist. Da frag ich mich dann schon: Muss das jetzt sein? Aber ich arbeite daran es zu ändern… Eine Sache, die mir bei dem Magazin deshalb wichtig ist, ist den Fokus mehr auf den Sport und die Leistung zu legen und Frauen in dem Sport so zu fördern, wie sie sein wollen. Weg von dem: Wie sehe ich aus und wie muss meine Figur sein? Deshalb verstehen wir uns als Longboard-Magazin mit Fokus auf Frauen und nicht als Frauenmagazin mit Fokus auf Longboarding.

Frauen in ihrem Selbstbewusstsein stärken und ihnen eine Bühne geben – das sind zwei Gründe, warum du "S*pin – Skate like a girl" gegründet hast. Warum braucht es deiner Meinung nach sonst noch so ein Magazin?

Manche wissen ja vielleicht nicht, wo sie überhaupt mit der Suche nach Informationen anfangen sollen. Ich möchte Frauen, Mädels und allgemein Anfänger fördern und zeigen: Hey, so funktioniert’s und wir können das gemeinsam ausprobieren. Ganz nach dem Motto: We love what we do and we do it together! Da ist mir auch der familiäre Charakter besonders wichtig. Ich sehe die ganze Szene als große Longboard-Familiy und mich als Teil, der andere unterstützen möchte. 

Wie sind die Reaktionen von Männern auf dein Magazin?

Das Magazin ist ja noch gar nicht veröffentlicht, aber in ich bin in den letzten Monaten mit dem Vordruck meiner Zeitschrift auf verschiedenen Events herumgegangen. Dabei habe ich erlebt, dass es auch Männer sehr spannend finden – schon allein wegen der Inhalte, die allgemein für Skater interessant sind. Wir erklären zum Beispiel, wie Präzisionsachsen funktionieren, wie sie aufgebaut und warum sie teurer sind. Wir haben Inhalte zum Thema Gesundheit: Wie kann ich mich sicher verhalten oder wie wärme ich mich richtig auf? Aber wie gesagt: Es ist ein Magazin mit Fokus auf Frauen. Deshalb gibt es natürlich Porträts von Frauen. Außerdem geben wir Tipps und Hinweise für Frauen, wir stellen zum Beispiel Events und Projekte für Frauen vor.

Gibt’s denn auch Geschichten über Männer und schreiben vielleicht auch männliche Autoren für euch?

Ich möchte gar nicht, dass das Magazin nur Frauen lesen. Die Meinung der Männer ist mir sehr wichtig, da sie den Großteil der Szene ausmachen. Und mir geht es mit dem Magazin nicht darum eine Trennung vorzunehmen, sondern Frauen mehr zu fördern. In der ersten Ausgabe des Magazins habe ich etwa ein Interview mit Patrick Switzer, dem kanadischen Longboard-Weltmeister im Downhill-Skateboarding, geführt. Außerdem kamen einige Artikel von Männern – zum Beispiel die Gesundheitstipps und Infos zum Thema Setups, also dazu, aus welchen Bestandteilen die Bretter gebaut sind. Auch in Zukunft möchte ich gerne noch mehr Männer einbeziehen und es haben auch schon einige ihre Hilfe angeboten.

Du bist schon seit vielen Jahren in der Szene unterwegs – was sind denn die Probleme, denen sich Mädels ausgesetzt sehen?

Ich würde jetzt nicht ausgesetzt sagen, da es sich so anhört, als würde es mit den Männern ein Problem geben. Ich glaube eher, dass es häufiger Unsicherheiten bei Frauen gibt, weil es ein männerdominierter Sport ist. Dann denkt man als Frau oft: Kann ich das? Dann ist man ganz neu, hat das noch nie gemacht und ist direkt verunsichert. Es ist auch nicht so, dass Männer einem nicht auch gut zusprechen würden oder könnten. Aber unter Frauen ist das einfach ein anderer Zusammenhalt. Man fühlt sich in vielen Punkten direkt verstanden, ohne sich erklären zu müssen. Gerade auch wenn es um Unsicherheiten geht, wenn man etwas nicht kann oder was Neues ausprobiert. Da erlebe ich Frauen häufig wesentlich sensibler. Ich sehe dann immer wieder, dass viele Mädels mit Hilfe wahnsinnig schnell über ihre Grenzen gehen und ein Potential entwickeln, von dem sie selber gar nichts wussten. Das ist sehr schön zu beobachten! Auch deshalb mache ich das Magazin – denn es macht teilweise eben doch einen Unterschied, ob einem eine Frau davon berichtet, was sie am Longboarding fasziniert. Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch gern mit Männern skate und Männer nicht auch Vorbilder für Frauen sind oder sein können.


14