Daniel Barenboim kommt auf die Bühne beim Abschluss der Sommertournee mit dem West-Eastern Divan Orchestra in der Berliner Waldbühne (Archivbild)
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Daniel Barenboim ist am Mittwochabend mit dem mit dem Marion-Samuel-Preis ausgezeichnet worden.

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Dirigent Daniel Barenboim mit Marion-Samuel-Preis geehrt

Daniel Barenboim ist am Abend im Augsburger Rathaus ausgezeichnet worden. Der Dirigent und Pianist erhielt den Marion-Samuel-Preis der Stiftung Erinnerung für das Jahr 2023. Die Laudatio übernahm ein prominenter deutscher Diplomat.

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Der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim ist im Augsburger Rathaus für sein Engagement für die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern geehrt worden. Die Stiftung Erinnerung zeichnete ihn mit dem Marion-Samuel-Preis aus. Damit soll Barenboims Arbeit mit dem West-Eastern Divan Orchestra gewürdigt werden. Das Orchester setzt sich seit 25 Jahren für den Austausch zwischen den verschiedenen Kulturen des Nahen Ostens ein und besteht aus israelischen und arabischen Musikern. Die Laudatio hielt Christoph Heusgen. Der deutsche Diplomat war lange Zeit als Ständiger Vertreter der Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen in New York tätig. Seit 2022 leitet er die Münchner Sicherheitskonferenz.

Ehefrau Elena Bashkirova nimmt Preis entgegen

Barenboims Frau Elena Bashkirova nahm die Auszeichnung im vollbesetzten Goldenen Saal des Rathauses in Vertretung für ihren Mann entgegen, weil dieser aufgrund einer Erkrankung nicht reisefähig war. Sie verlas einen Text Barenboims: Die Auszeichnung für das Orchester berühre ihn sehr, so der Dirigent. Er habe bei der Gründung vor 25 Jahren nicht ahnen können, welche Kraft das Orchester entwickeln würde. Das gemeinsame Musizieren könne "der Ignoranz den Nährboden entziehen".

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Daniel Barenboims Ehefrau Elena Bashkirova (2. v. rechts) nahm im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses die Preisurkunde entgegen.

Barenboim appelliert an Konfliktparteien im Nahen Osten

Allerdings werde die Freude aktuell getrübt durch die "furchtbare Lage" in Nahost, so Barenboim. Eine friedliche Lösung zwischen Israel und Palästina scheine "weiter entfernt denn je". Dennoch sei Humanismus die "letzte Verteidigungslinie, die wir haben". Daher sei sein Appell an die Konfliktparteien, sofortige Waffenstillstandsverhandlungen aufzunehmen, alle Geiseln freizulassen und ausreichend humanitäre Hilfe zu leisten.

Applaus für Orchester-Musiker im Goldenen Saal

Die 20.000 Euro Preisgeld, mit denen der Marion-Samuel-Preis dotiert ist, überlässt Barenboim den Musikern des West-Eastern Divan Orchestra. Drei Streicher des Ensembles gaben im Goldenen Saal mit Auszügen aus Dvorâks "Terzetto" eine Kostprobe ihres Könnens und ernteten dafür langen Applaus.

Christoph Heusgen sieht Orchester als "gelebte Utopie"

Laudator Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, verwies darauf, dass Barenboim UN-Friedensbotschafter sei und zudem der einzige Mensch weltweit, der sowohl einen israelischen Pass als auch die palästinensische Ehrenstaatsbürgerschaft habe, das Orchester sei eine "gelebte Utopie".

Jörn Seinsch und OB Weber würdigen Barenboims Leistungen

Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber bezeichnete Barenboim als "mutigen Ideengeber" und sein Orchester als "echten Hoffnungsspender und musikalisches Leuchtturmprojekt". Als Vertreter der Stiftung Erinnerung würdigte Jörn Seinsch Barenboim, dessen große Leistung es sei, "in die Stille der Ohnmacht den Klang der Hoffnung, der Musik zu setzen". Gleichzeitig warnte Seinsch auch davor, menschenverachtende Tendenzen hierzulande zu unterschätzen: "Es ist passiert und es kann wieder passieren", so der Sohn des früheren FC-Augsburg-Präsidenten Walter Seinsch in seiner Rede.

Stiftung fördert Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit

Der Marion-Samuel-Preis wird unter der Schirmherrschaft der Stadt Augsburg von der Stiftung Erinnerung vergeben. Die Stiftung wurde gegründet vom Unternehmer und früheren Präsidenten des FC Augsburg, Walter Seinsch, und seiner Frau Ingrid. Verliehen wird der Preis seit 1999. Erster Preisträger war der Historiker und Holocaustforscher Raul Hilberg. Weitere prominente Preisträger sind neben Daniel Barenboim der Regisseur Michael Verhoeven, der Liedermacher Wolf Biermann, der Literaturnobelpreisträger Imre Kertész und die Journalistin Angela Bachmair. Die Stiftung Erinnerung will mit dem Preis Menschen und Institutionen fördern, die sich gegen das Verdrängen, Vergessen oder Relativieren der in der NS-Zeit begangenen Verbrechen wenden.

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