Obdachloser stirbt nach Angriff – 17-Jähriger tatverdächtig
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Lisa Hild
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Obdachloser stirbt nach Angriff – 17-Jähriger tatverdächtig

Obdachloser stirbt nach Angriff – 17-Jähriger tatverdächtig

In Immenstadt im Allgäu ist ein 53 Jahre alter Obdachloser gestorben, nachdem er auf der Straße zusammengeschlagen worden war. Ein 17-jähriger Verdächtiger ist in Untersuchungshaft. Noch ist allerdings unklar, ob die Schläge die Todesursache waren.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Ein 17-Jähriger soll in Immenstadt (Lkr. Oberallgäu) einen Obdachlosen zusammengeschlagen haben – der 53-jährige Mann starb mehrere Stunden nach dem Angriff. Der Jugendliche sitzt in Untersuchungshaft, ermittelt wird wegen eines möglichen Tötungsdelikts.

Wie die Polizei mitteilte, war der Wohnungslose in der Nacht zum Dienstag auf offener Straße scheinbar grundlos attackiert worden. Das Opfer habe sich vor dem Angreifer in die Polizeiinspektion Immenstadt gerettet, wo er noch Anzeige erstatten und den Täter detailliert beschreiben konnte.

Tod "in Folge von Kopfverletzungen"?

Der 53-Jährige habe dann im Vorraum einer Bankfiliale übernachtet, wo er am frühen Morgen in lebensbedrohlichem Zustand gefunden wurde. Der Mann wurde zunächst ins Klinikum Immenstadt und später ins Klinikum Kempten gebracht, wo er intensivmedizinisch behandelt wurde. Er starb jedoch im Laufe des Tages "in Folge von Kopfverletzungen", wie es im Polizeibericht hieß.

Ob die Verletzungen tatsächlich den Tod des Mannes verursacht haben, steht nach Polizeiangaben allerdings noch nicht fest. "Wir wissen derzeit noch nicht sicher, ob die mutmaßlich bei dieser körperlichen Auseinandersetzung erlittenen Kopfverletzungen auch ursächlich für den Tod des Mannes waren”, sagte Holger Stabik, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West dem BR. Die Ermittler erhoffen sich Näheres zur Todesursache des Mannes, wenn die Ergebnisse der Obduktion vorliegen, was am Freitag der Fall sein soll.

Die Rolle der Polizei

Auch inwieweit die Polizisten der Polizeiinspektion Immenstadt dem Obdachlosen konkret Hilfe angeboten haben, "ist momentan noch Gegenstand der Ermittlungen", sagte Stabik. "Es war ein Gespräch mit ihm möglich und die Verletzungen haben sich augenscheinlich nicht so gravierend dargestellt, als dass der Mann sofortige medizinische Hilfe bedürft hätte", sagte Stabik.

Der Täter: polizeibekannt

Aufgrund der Personenbeschreibung des Opfers in der Tatnacht hätten die Beamten den Tatverdächtigen am Dienstagnachmittag zu Hause stellen können, hieß es. Heute wurde der Jugendliche dem Haftrichter vorgeführt, das Gericht ordnete Untersuchungshaft an.

Polizeisprecher Stabik sagte bei BR24live, der 17-Jährige sei polizeibekannt. Das Opfer und der Jugendliche hätten sich schon vorher gekannt. Das Motiv sei aber noch unklar. Bei den Ermittlungen würden die Beamten nun unter anderem den 17-Jährigen sowie dessen Eltern und Bekannte vernehmen.

💡 Statistik: Mindestens 18 tödliche Angriffe gegen Obdachlose pro Jahr

Über die Gewalt an obdachlose Menschen gibt es keine offizielle Statistik. Doch die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe versucht trotz dünner Faktenlage anhand von Presseberichten Gewaltfälle bundesweit zu dokumentieren. Seit Beginn der Erfassung im Jahr 1989 wurden mehr als 2.400 nicht-tödliche und 639 tödliche Gewalttaten erfasst (Stand: 31.12.2023). Laut der BAG Wohnungshilfe entspricht das im Schnitt 18 tödlichen Übergriffen pro Jahr.

Dabei bilden diese Erhebungen nur einen kleinen Teil der stattgefundenen Vorfälle ab. Die Dunkelziffer sei demnach riesig, denn Angriffe würden von wohnungslosen Gewaltopfern nur selten angezeigt, so die BAG Wohnungshilfe. Gründe seien unter anderem das fehlende Vertrauen in den Erfolg der Ermittlungsarbeit und die Angst vor der Rache der Täter.

Um Gewalt vorzubeugen, fordert die BAG Wohnungshilfe mehr Wohnraum für Obdachlose. Denn die Zahl wohnungsloser Menschen im Freistaat ist zuletzt sprunghaft angestiegen. Die im vergangenen Jahr veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass sich die Anzahl wohnungsloser Menschen in Bayern verdoppelt hat - von 17.910 im Jahr 2022 auf 32.380 in 2023.

Im Video: Stand der Ermittlungen in Immenstadt

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Große Betroffenheit in Immenstadt

Immenstadts Bürgermeister Nico Sentner äußerte sich schockiert. Dem BR sagte Sentner, er habe den Obdachlosen gekannt und über längere Zeit versucht, ihn von der Straße zu holen und eine Wohnung zu vermitteln.

Viele weitere Menschen im Ort sind bestürzt. An einer Stelle in der Nähe des Bahnhofs, an der sich der 53-Jährige oft aufgehalten hatte, wurden Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt. Auch in den sozialen Medien und im Interview mit dem BR zeigen sich die Menschen sehr betroffen vom Tod des Mannes. Einer schreibt, er habe noch Kaffee mit ihm getrunken, andere bedanken sich für die guten Gespräche.

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