Buche von unten mit dichtem grünen Blätterdach. Am Stamm sind Kabel und Sensoren angebracht.
Bildrechte: BR/Markus Wessely

"Sprechender" Baum in Augsburg: Wissenschaft statt Märchen

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"Sprechender" Baum in Augsburg: Fakten statt Märchen

Einen sprechenden Baum, den gibt es nicht nur im Märchen, sondern auch im Augsburger Stadtwald. Hier geht es aber nicht um Geschichten, sondern um wissenschaftliche Daten. Eine Rotbuche übermittelt seit 2018 permanent Informationen zu ihrem Zustand.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Mehr als 80 Jahre alt ist die Rotbuche im Augsburger Stadtwald. Seit 2018 sendet sie permanent Daten. Diese Daten werden dann zum Beispiel von der Forstverwaltung der Stadt ausgelesen und verarbeitet. Möglich ist das über spezielle Sensoren, die am Stamm der Buche befestigt sind.

Komplettüberwachung am Baum

Im Baum hängen Kabel, eine Webkamera ist auch befestigt und ein Dendrometer, das den Stammzuwachs der Buche misst, ist mit einem Gummiband angebracht. Sogar einzelne Blätter sind mit Sensoren versehen, erklärt Jürgen Kircher. Er ist der Leiter der Forstverwaltung bei der Stadt Augsburg. Mit den Sensoren an den Blättern kann abgelesen werden, wie viel Kohlendioxid ein Baum aufnimmt und wie viel Wasser er verdunstet.

Reaktion auf Hitzetage

Die Technische Universität in München hat bayernweit mehrere Bäumen so verkabelt. Damit können die Forscher feststellen, wie die Bäume zum Beispiel auf Hitzetage reagieren. Die Rotbuche im Augsburger Stadtwald zehrt noch vom Regen der vergangenen Wochen – das kann Jürgen Kircher über die Internetseite der Stadt Augsburg ablesen.

Hitze macht den Bäumen zu schaffen

Eine gewisse Grundfeuchte ist noch da, das ist durch die Sensoren deutlich zu sehen. Ein Fakt, den Jürgen Kircher jetzt so nicht erwartet hätte. Das ändert aber nichts daran, dass den Bäumen Trockenheit, Wind und Hitze zu schaffen machen: "Ab 30 bis 35 Grad leidet der Wald brutal", sagt Jürgen Kircher. Deshalb müssen Baumarten her, die Hitze besser aushalten. Die Linde etwa, die Elsbeere, aber auch Walnuss oder Wildapfel. Und es braucht einen anderen Aufbau im Wald. Ein "Multikultiwald" könnte helfen, meint Kircher. Der sollte einen möglichst stufigen Aufbau haben. Das heißt, dicke, hohe, dünne, niedrige Bäume sollten sich abwechseln. In so einen dichten Wald kämen weder Sonne noch Wind richtig rein, sagt der Forstwirt.

Hilfe von Waldvögeln

Bei aller Technik und Wissenschaft, manchmal nutzen die Augsburger Förster auch einfach die Vorliebe mancher Waldvögel. Sie spannen die Eichelhäher ein, um junge Eichen hervorzubringen. Sie legen dem Häher eimerweise Eicheln hin. Die Vögel holen sich die und verteilten sie dann im Wald. Eigentlich als Vorrat für sich - immer wieder werden die Eicheln aber vergessen und sorgen so für Nachwuchs im Wald.

Der verkabelten Rotbuche, sagt Jürgen Kircher, geht es derzeit noch gut. Er hofft, dass es möglichst lang so bleibt.

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