Die Arme eines Mannes halten mit Gewalt die Arme einer Frau fest
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Viele Frauen erleben häusliche Gewalt

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Häusliche Gewalt: Experten für mehr Schutzangebote auf dem Land

Häusliche Gewalt: Experten für mehr Schutzangebote auf dem Land

Jedes Jahr erleben fast 150.000 Menschen in Deutschland Gewalt in der Ehe oder Partnerschaft. 80 Prozent davon sind Frauen. Grüne und SPD im bayerischen Landtag wollen, dass Frauen im Freistaat besser geschützt werden.

Es geht um Macht und Kontrolle über die Ehefrau oder Partnerin: Häusliche Gewalt geschieht nicht nur einmal, sondern immer wieder. Sie ist oft körperlich, es gibt aber auch seelische und sexualisierte Gewalt. Betroffen sind Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Während der Corona-Pandemie hat Gewalt gegen Frauen weiter zugenommen.

Grüne: Zu wenige Plätze in Frauenhäusern

In Bayern gab es 2021 über 38.000 Straftaten gegen Frauen. Tendenz steigend. Für die Opfer von häuslicher Gewalt hält der Freistaat aktuell 370 Plätze in Frauenhäusern bereit. Zu wenige, findet die frauenpolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag, Eva Lettenbauer. Auf Initiative ihrer Fraktion wurden im Landtag Expertinnen zum Thema Gewaltschutz für Frauen und Mädchen aus der Praxis, von Verbänden und der Wissenschaft sowie ein Vertreter des Bayerischen Landkreistages gehört.

Gewaltschutz-Konzept der Staatsregierung wirkt

Die bayerische Staatsregierung hat 2018 ein Gewaltschutz-Konzept aufgelegt, mit dem Ziel, mehr Personal für Frauenhäuser einzustellen, mehr Plätze in den Schutzstellen anzubieten und die Fachberatungsstellen sowie den Frauennotruf auszubauen. Mit ersten Erfolgen, bescheinigt die Arbeiterwohlfahrt, Landesverband Bayern und auch die Vorsitzende des Sozialausschusses Doris Rauscher von der SPD. Vor allem im ländlichen Raum sei der Nachholbedarf aber groß.

Expertinnen fordern mehr Schutzangebote auf dem Land

Die Beratungsstelle Frauennotruf Ebersberg beispielsweise beschreibt vielfältige Aufgaben von der Prävention auf dem Spielplatz und in der Schule über Beratungen bis hin zum Platz im Frauenhaus. Allerdings gebe es nur wenige Stellen, die Mitarbeiterinnen seien entsprechend wenig spezialisiert. Dabei nehme das Thema digitale Gewalt – Stichwort "Stalking" – großen Raum ein.

Die Ausstattung in den Landkreisen sei bayernweit sehr unterschiedlich. So könnte Frauen aus dem Donauried nur ein Platz im Frauenhaus in Rosenheim angeboten werden. Dort aber gebe es unter Umständen nicht Platz für alle Kinder. Eine ambulante Versorgungsstelle gebe es nur in München.

Massiver Anstieg bei Kinderpornografie

Einen massiven Anstieg bei Sexualdelikten gibt es laut der Beauftragten für Kriminalitätsopfer beim Polizeipräsidium München bei der Kinderpornografie: Über 80 Prozent mehr Fälle wurden demnach seit Beginn der Corona-Pandemie verzeichnet. Hier sieht auch die CSU-Abgeordnete Sylvia Stierstorfer großen Handlungsbedarf.

SPD fordert Rechtsanspruch auf Platz im Frauenhaus

Die Landtags-SPD fordert einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus für alle Frauen, also auch für geflüchtete. Dann, so die SPD Sozialpolitikerin, müssten mehr Plätze entstehen. Um Frauen und Mädchen, aber auch Menschen mit Behinderung oder geflüchtete Frauen besser vor Gewalt zu schützen, fordert die SPD im Landtag passgenaue Beratungsangebote und einen Gewaltschutzbeauftragten für Bayern.

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