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Asteroiden- und Meteoriteneinschläge Bombardement aus dem All

Millionen kleinerer Himmelskörper rasen durch unser Sonnensystem. Unzählige Narben von Begegnungen mit diesen wilden Gesellen trägt unsere Erde. Und sie könnte jederzeit wieder getroffen werden - mit katastrophalen Folgen.

Stand: 04.03.2021

Ein Blick auf die kraterzerfressene, narbenübersäte Oberfläche des Mondes könnte uns einen Schauer über den Rücken jagen: Sie zeigt die Spuren des permanenten Bombardements, dem jeder Körper im All ausgesetzt ist.

Auch unsere Erde trägt unzählige solcher Narben: Sie wurde vor rund vier Milliarden Jahren förmlich verwüstet von Meteoriteneinschlägen. Etwa 22.000 größere Krater vermutet man auf der Erdoberfläche, doch die meisten sind durch starke Erosion kaum noch zu erkennen. Und etwa 25.000 Mal in einem Jahr trifft die Erde ein neuer Brocken aus dem All.

Interaktive Karte: Berühmte Meteoritenkrater

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Interaktive Karte: Berühmte Meteoritenkrater

Meteoriteneinschlag oder Asteroideneinschlag?

Der Unterschied liegt eigentlich nur in der Benennung: Bleibt vom einschlagenden Asteroiden nichts übrig, weil er beim Einschlag vollständig verdampt, muss man eigentlich von einem Asteroidenkrater sprechen. Als Meteoriten werden die Bruchstücke des ursprünglichen Himmelskörpers bezeichnet, die auf der Erde übrig bleiben. Oft zerbirst ein Asteroid durch die gewaltigen Reigungskräfte der Luft schon über dem Boden, dann schlagen nur Bruchstücke ein.

Einschlagloch eines kleineren Meteoriten

Die meisten Meteoriten - die Bruchstücke des ursprünglichen Körpers - sind viel zu klein, um mehr als eine Delle zu hinterlassen. Doch auch kleine Einschlagslöcher sind beeindruckend: Sie zeugen von der ungeheuren Wucht, die selbst wenige Zentimeter große Gesteinsbrocken durch die hohe Geschwindigkeit entwickeln.

Explosion des Tscheljabinsk-Meteoriten 2013

Die Spur des Tscheljabinsk-Meteoriten

Am 15. Februar 2013 explodierte im russischen Tscheljabinsk ein Meteorit. Er sei mit einer Kraft von 500 Kilotonnen TNT rund 30 Kilometer über der Millionenstadt zerborsten, so der Astronom Jiri Borovicka im Fachmagazin "Nature". Rund 7.000 Gebäude in der Region wurden beschädigt. Die russische Forscherin Olga Popowa hat zudem in "Science" veröffentlicht, dass der Lichtblitz der Explosion dreißig Mal heller als die Sonne war. Sie schätze den Meteoriten auf einen Durchmesser von etwa 20 Metern und ein Gewicht von 10.000 Tonnen. Mindestens 76 Prozent des Meteorits seien bei der Explosion verdampft, der größte Brocken mit rund 600 Kilogramm sei in den Tschebarkul-See gefallen.

Krater und Katastrophen: der Dino-Killer

Was ein wirklich großer Meteorit anrichtet, zeigt der Chicxulub-Krater auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán: Hier schlug vor rund 66 Millionen Jahren ein Asteroid ein und löste damit vermutlich ein großes Massensterben aus, dem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen.

Jupiter unter Beschuss

Bei einem der spektakulärsten Einschläge eines Himmelskörpers in einen Planeten hatten wir zum Glück nur einen Logenplatz:
1994 stürzte der Komet Shoemaker-Levy 9 in Jupiter. Dessen hohe Gravitationskraft hatte den Kometen angezogen, der bei Eintritt in sein Schwerefeld in 21 Teile zerbarst. Einzelne Stücke schlugen mit bis zu 200.000 Kilometern pro Stunde ein. Das größte Bruchstück setzte beim Einschlag eine Energie frei, die dem Vielfachen des Weltarsenals an Atombomben entspricht - eiskalter Krieg unbelebter Materie. 

Ist der nächste Asteroideneinschlag längst fällig?

Im statistischen Mittel kommen Asteroideneinschläge dieser Größenordnung etwa alle 50 Millionen Jahre auf der Erde vor. Rein statistisch ist also der nächste längst fällig. Er würde nach den Dinosauriern wohl wieder eine Spezies komplett vernichten - den Menschen. Wann solch ein Einschlag tatsächlich stattfindet, lässt sich allerdings nicht berechnen.

Die größten Gefahren bei einem Asteroideneinschlag: Druckwellen und Tsunamis

Wie schlimm ein Einschlag auf der Erde ist, hängt von der Größe des Asteroiden ab. Kleinere Objekte verglühen vollständig beim Eintritt in die Erdatmosphäre. Erst ab einer Größe von mehr als 18 Metern im Durchmesser können sie tödlich werden, schätzten britische Forscher in einer Studie von 2017, bei der sie die wahrscheinlichsten Folgen eines Asteroideneinschlags in Computermodellen simulierten. Bei großen Asteroiden mit beispielsweise 400 Metern Durchmesser sind die Auswirkungen gewaltig: Durch den Einschlag entsteht enorme Hitze. Druckwellen breiten sich mit Überschallgeschwindigkeit aus und erzeugen so Winde, die schneller als Orkane sind und viele Todesopfer fordern würden. Gebäude würden einstürzen, Trümmer und Menschen durch die Luft geschleudert. Schlägt ein Meteorit oder Asteroid dagegen im Meer ein, sterben die meisten Menschen durch gewaltige Tsunamis, die der Einschlag nach sich zieht.

"Die Wahrscheinlichkeit eines Asteroideneinschlags ist wirklich gering. Aber die Konsequenzen können unvorstellbar sein."

Clemens Rump, Mit-Autor der Studie, Universität Southampton, Großbritannien

Näher, als uns lieb ist

Vor - oder besser: unter - den himmlischen Geschossen sind wir alle gleich: Jeder Fleck der Erde steht unter dem gleichen Risiko, einmal getroffen zu werden. In Bayern zeugt davon das Nördlinger Ries, ein gewaltiger Einschlagkrater. Und das war längst nicht der einzige Meteorit, der Bayern traf.

Daher werden erdnahe Asteroiden und andere Objekte seit Langem sehr genau beobachtet. Sollte so ein NEA (oder NEO - Near Earth Asteroid/Object) der Erde gefährlich werden, gäbe es mehrere Methoden, mit dem man einen gefährlichen Asteroiden von seiner tödlichen Bahn abzubringen versuchen könnte.

Vielleicht brachten die aggressiven Geschosse auch etwas Gutes: Forscher vermuten, dass durch sie überhaupt erst Leben auf der Erde möglich wurde. Viele Asteroiden tragen organische Materie mit sich. Selbst das Wasser könnte ursprünglich durch Kometen auf die Erde gelangt sein.

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