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Schlüssel und Schloss So schließt ein Schlüssel auf und zu

Ist es nicht geheimnisvoll? Wieso kann man mit ein und demselben Schlüssel die Haustür und die eigene Wohnungstür aufsperren, kommt aber mit dem Schlüssel nicht in die Wohnung der Nachbarn? Wir lüften das Schlüsselgeheimnis und erklären euch, wie ein Zylinderschloss funktioniert.

Von: Kathrin Reikowsky, Simone Wichert und Veronika Baum

Stand: 10.07.2022

Ein Schlüsselbund und ein einzelner Schlüssel. | Bild: BR/Lisa Hinder

Wer in einem großen Haus mit vielen Wohnungen wohnt, kommt mit seinem Schlüssel zunächst durch die Haustür von der Straße ins Treppenhaus. Im Anschluss kann er mit demselben Schlüssel auch noch das Schloss der eigenen Wohnungstür aufsperren.

Erstaunlicherweise passt der Schlüssel auch in die Schlösser der Nachbarwohnungen. Allerdings kann man ihn dort nur noch ins Schloss stecken und nicht mehr herumdrehen. Man bleibt "ausgesperrt". Aus dieser Beobachtung wird klar: Alle Schlüssel in einem Haus passen zueinander: Sie sind gleich lang und gleich schmal. Doch offenbar gehört zum Aufsperren eines Schlosses mehr!

Bart mit Zacken

Damit sich der Schlüssel im Schloss auch dreht, muss alles im Inneren ineinander greifen: Dafür ist der vordere Teil des Schlüssels mit den Zacken wichtig, der sogenannte Bart. Jeder Schlüssel hat nämlich eine andere Zick-Zack-Form. Und diese Form ist genau an das Innenleben des Schlosses angepasst. Das Innere eines Türschlosses ist rund. Dieser runde Teil heißt Schließzylinder. Beim Aufsperren dreht man den Schlüssel in diesem Zylinder einmal rundherum. Dabei dreht sich auch der Kern des Zylinders und zieht ein Metallstück aus dem Schloss heraus. Die Tür ist nun nicht mehr von diesem Metallstück blockiert und lässt sich öffnen.

Das Geheimnis zwischen Schlüssel und Schloss

Im Schließzylinder befinden sich kleine Stifte und Federn. Sie sind unterschiedlich lang. Diese Stifte passen genau zu den Zacken im Schlüssel, sind beweglich und blockieren normalerweise den Zylinder. Steckt man den passenden Schlüssel ins Schloss, trifft er dort auf die kleinen Stifte und schiebt sie nach und nach ins Gehäuse hinein, bis der ganze Bart mit den Zacken im Schloss steckt.

Zylinder mit Stiften

Im Fundbüro des Münchner Oktoberfests hängen viele verlorene Schlüsselbunde.

So ähnlich wie Puzzleteile, die ineinander passen, müssen die Zacken des Schlüssels dabei zur Länge der Stifte im Zylinder passen. Eine kurze Zacke vorne am Schlüssel schiebt einen langen Stift hinten im Zylinder nach oben, eine lange Zacke in der Schlüsselmitte schiebt einen kurzen Stift in der Zylindermitte nach oben und so weiter. Ist der Zylinder befreit von diesen "Blockadestiften", dann lässt er sich drehen – und die Tür geht auf.

Bei der Nachbarwohnung kann man den Schlüssel zwar ins Schloss stecken, aber der Schlüssel kann die kleinen Stifte nicht richtig aus dem Weg schieben. Er besitzt dafür nicht die exakt passende Anzahl an Unterteilungen, also die richtigen Zacken.

Türschlösser und Schlüssel für viele

Bei Türen, für die viele Leute einen passenden Schlüssel haben, wie Haustür, Tiefgaragenzufahrt oder Gartentürchen, braucht es eine größere Anzahl von Unterteilungen. Auf diese Weise ist dafür gesorgt, dass diese "allgemeinen" Türen jeder aufschließen kann, aber für die eigene Wohnung nur jeder selbst den richtigen Schlüssel besitzt.

Dieses Prinzip funktioniert sogar am Flughafen München. Auch dort gibt es einen Generalschlüssel, der alle Schlösser aufsperrt. Damit dieser Generalschlüssel nicht verloren geht, liegt er im Tresor. Niemand darf ihn mitnehmen.


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