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Die Bayern in der NS-Zeit Schwere Zeiten für den "Judenklub"

Ein Fußballverein mit jüdischem Präsidenten deutscher Meister? Für die neuen Machthaber untragbar. Als sie im Januar 1933 ans Ruder kamen, versuchten sie sofort, den deutschen Fußball zu "nazifizieren". Doch beim FC Bayern München wollte das zunächst gar nicht gelingen. Den Roten wurde das nicht verziehen - und sportlich ging es bergab.

Stand: 12.08.2015 | Archiv

Derby-Spielszene FC Bayern München-TSV 1860 München im Februar 1939 | Bild: FC Bayern München

Nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 dominierten die Braunen das Münchner Rathaus - und bald hatten sie auch in Sportvereinen und -verbänden die Oberhand - auch, um sie "judenfrei" zu machen.

Ein Datum mit Symbolkraft für die Stadt war der 22. März. An diesem Tag wurde der Hitler-treue Karl Fiehler Oberbürgermeister, nachdem man seinen Vorgänger Karl Scharnagl aus dem Amt gejagt hatte. Am selben Tag trat Kurt Landauer als Präsident des FC Bayern zurück. Und zwei weitere Juden mussten gehen: Meistertrainer Richard Dombi und Jugendleiter Otto Beer, maßgeblich beteiligt an der erfolgreichen Aufbauarbeit des Klubs.

NS-Parteigrößen blieben lange außen vor

Die Führungsspitze des FC Bayern ging dennoch nicht in NS-Hand über, während beim Lokalrivalen TSV 1860 München gleich nach der "Machtergreifung" alt gediente Nationalsozialisten die wichtigsten Funktionärsposten übernahmen. Neuer FCB-Präsident wurde am 12. April Siegfried Herrmann, ein langjähriger Mitarbeiter Landauers und kein Nazi-Freund. Aus beruflichen Gründen trat er 1934 zurück. Ihn beerbten innerhalb kurzer Zeit gleich mehrere Nachfolger, doch kaum einen von ihnen konnte man als verlässlichen NS-Gefolgsmann bezeichnen. Das änderte sich erst 1943 mit Gausportwart Josef Sauter, der bis Kriegsende kommissarischer "Gemeinschaftsführer" war - so hieß in völkischer Diktion das Präsidentenamt.

Auch wenn die jüdische Führung 1933 den Verein verließ, blieb der FC Bayern München für die braunen Machthaber der ungeliebte "Judenklub". Diesen "Makel" bekamen die Roten immer wieder zu spüren - so 1944, als sie südbayerischer Meister wurden. Eine Einladung von Oberbürgermeister Fiehler ins Rathaus blieb aus, obwohl den Löwen ein Jahr zuvor für denselben Titel diese "Ehre" schon zuteil geworden war.

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"Der FC Bayern und seine Juden"
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Kein Profi-Fußball - Star wandert ab

An Erfolge wie die Meisterschaft von 1932 konnte der FC Bayern während der NS-Zeit nicht mehr anknüpfen. Im Nachwuchsbereich schrumpfte die Zahl der Spieler von einst über 500 bis 1936 auf 170. Sie mussten einer der Jugend-Organisationen wie der Hitler-Jugend angehören, was viele nicht wollten.

Lieber Profi in der Schweiz: FCB-Mittelstürmer Oskar "Ossi" Rohr (links)

Aber auch bei den Stammspielern musste der Verein Federn lassen, nachdem der Nazi-dominierte DFB dem in Europa aufkommenden Profifußball in Deutschland einen Riegel vorgeschoben hatte. So ging Mittelstürmer und Nationalspieler Oskar Rohr in die Schweiz, wo er als Berufsspieler arbeiten konnte.

Durststrecke trotz Goldbrunner und Co.

Einer der Bayern-Stars von damals: Ludwig Goldbrunner beim Kopfball

Obwohl die Roten noch Spitzenspieler wie Ludwig Goldbrunner, Wilhelm Simetsreiter oder Sigmund Haringer in ihren Reihen hatten, konnten sie die 1933/34 eingeführte "Gauliga Bayern" nie als Tabellenführer abschließen. Nur das hätte zur Teilnahme an der Endrunde um die deutsche Meisterschaft berechtigt, die die 16 Gauliga-Ersten ausspielten.

Im Krieg zwei Mal Bezirksmeister

Erst in der später geschaffenen "Gauliga Südbayern" standen sie am Ende der Saison 1943/44 ganz oben, unter anderem fegten sie die Löwen mit 7:1 vom Platz. Endstation war jedoch danach das Achtelfinale, in dem sie am VfR Mannheim scheiterten. In der Folgesaison wurden die Fußballbezirke noch einmal unterteilt: Die nun eingerichtete "Gauliga München-Oberbayern" gewann der FC Bayern zwar erneut, aber angesichts des Niedergangs von Nazi-Deutschland wurde 1945 kein Meister mehr ermittelt.

Fußball mit Fliegeralarm

Fußball in Zeiten des Kriegs: Jahn Regensburg in einem Ligaspiel beim FC Bayern (1942)

Von einem geregelten Spielbetrieb konnte am Ende ohnehin nicht mehr die Rede sein. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden - wie bei anderen Klubs auch - einige Fußballer zur Wehrmacht eingezogen. Aufgrund des Spielermangels fusionierten Vereine vorübergehend zu Stadtbezirksmannschaften. So kam es zu dem kurzzeitigen Unikum, dass der FC Bayern ausgerechnet mit dem Erzrivalen TSV 1860 eine Union bildete.

Opfer der Ostfront: Bayern-Spieler Josef Bergmaier und Franz Krumm

Das Kriegsgeschehen erreichte ab 1942 auch München. Infolge von Schäden durch Bombenangriffe musste der FC Bayern Vereinslokale aufgeben und vom Grünwalder in andere Stadien umziehen. 1944 intensivierten die Alliierten ihre Luftangriffe auf die Stadt. So musste im Herbst 1944 die Partie gegen Alte Haide München beim Spielstand von 5:0 für die Bayern wegen Fliegeralarms abgebrochen werden.

Zum Kicken per Rad

Fußball als Ablenkung: Freundschaftsspiel gegen Hertha BSC (1944)

Da die Verkehrsinfrastruktur zusammengebrochen war, nahmen manche FCB-Fußballer mit Wohnsitz außerhalb weite Anreisen in Kauf - per Fahrrad. So strampelten Hans Heibach oder Franz Loogen eigens zum Kicken von Kempten bzw. von Rosenheim nach München.

Weiß-blau vorn in der brauen Zeit

Der FC Bayern im April 1944

Zwar war der FC Bayern 1932 die erste Fußballadresse in München nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft - und auch von 1933 bis 1945 hatte er, was die direkten Vergleiche mit dem TSV 1860 betrifft, die Nase vorn. In der Liga-Bilanz schnitten jedoch die Löwen besser ab, in der Mehrzahl der Spielzeiten waren sie am Ende in der Tabelle vor dem Stadtrivalen.

Beide konnten aber immer noch nicht mit dem 1. FC Nürnberg mithalten, der - wie schon in den 20er-Jahren - den bayerischen Fußball dominierte. Sechsmal gewann der Club die "Gauliga Bayern" bzw. "Gauliga Nordbayern", 1935/36 wurde er zum sechsten Mal deutscher Meister.


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