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Netzlexikon B wie Blockchain

Ein Wort lässt Banker und Aktienbroker zittern: Blockchain. Die dezentrale Technik ist gekommen, um Überweisungen und Verträge in Zukunft schneller und unabhängiger von zentralen Instanzen zu machen. Aber es gibt noch Probleme.

Von: Markus Köbnik

Stand: 20.01.2016 | Archiv

Grafik Blockchain | Bild: BR/Grafik

Was steckt hinter Blockchain?

Blockchain ist eine Technologie, die es möglich macht, im Netz alle mögliche Arten von Geschäften sicher abzuwickeln. Entstanden ist die Technik durch die virtuelle Währung Bitcoin.

Und wie funktioniert das genau?

Um das zu verstehen, muss man im Hinterkopf haben, wie Datenpakete momentan von A nach B durch das Netz wandern: Stellen wir uns diese Daten zum Beispiel als einen großen, saftigen Keks vor. Wenn A so einen Keks an B schicken will, dann geht das meistens über eine zentrale Stelle, einen Server. Aber weil Server manchmal so wie die Post arbeiten, kann es sein, dass der Transfer viel zu lange dauert oder aus unerfindlichen Gründen doch nicht zustande kommt. Die andere Möglichkeit sind Peer-To-Peer-Systeme: A schickt seinen Keks an B und nutzt dafür die Rechner-Leistungen von C, D und E. Dabei kann A aber leider nicht verhindern, dass C, D und E sich eventuell beim Transport einen Happen vom Keks schnappen, bevor der dann bei B ankommt. Die Daten könnten also am Ende fehlerhaft oder manipuliert sein.

Und was macht Blockchain jetzt anders?

Bei Blockchain wird der Keks zwischen verschiedenen Parteien transportiert, indem dafür virtuelle Helfer eingesetzt werden: Nennen wir sie Butler. Um sicher zu gehen, dass diese Butler den Keks auch ganz korrekt von A nach B transportieren, werden diese von sogenannten Minern transparent und sicher programmiert. Tragen diese Butler weiße Westen, auf der nach getaner Arbeiten keine Keks-Krümel zu finden sind, dann sind alle happy, der Transfer hat geklappt. Und die Miner bekommen für ihre tolle Arbeit sogar einen kleinen Anteil vom Keks. Außerdem wird bei allen im Blockchain-Netzwerk die Info gespeichert, dass gerade ein erfolgreicher Transfer stattgefunden hat. Daher ist es nahezu unmöglich, Daten zu manipulieren. Denn dafür müsste man alle Computer im Netzwerk manipulieren.

Und wieso heißt diese Technik Blockchain?

Diese Infos über Transfers landen automatisch in sogenannten Blocks, die stark verschlüsselt sind. Und weil die unzähligen Blocks in einem Netzwerk eng miteinander kettenmäßig verbunden sind, spricht man insgesamt von Blockchain.

Und was ist jetzt mit Blockchain alles möglich?

Mehr als wir uns heute vielleicht vorstellen können. Vor allem Banken zittern gerade vor der Blockchain-Technologie. Denn bisher musste man als Kunde immer dem Kontoauszug der Bank vertrauen, um zu sehen, ob das Geld, das man überwiesen hat, auch sicher angekommen ist. Die Banken haben sich diesen Service bisher natürlich in Form von Gebühren bezahlen lassen. Wenn jetzt aber zwei Kontoinhaber ihre Überweisung mit Hilfe einer transparenten Software selbst prüfen könnten, dann würde es keinen zentralen Mittelsmann mehr brauchen, der das für einen übernimmt. Wenn man diese Idee konsequent weiterdenkt, dann können mit Blockchain in Zukunft alle möglichen Verträge direkt untereinander im Netz geschlossen werden. Bei diesen "Smart Contracts" sollen bald unabhängige Testament-Schließungen genauso möglich sein wie Aktiendeals oder Ratenkredite für die Doppelhaushälfte.

Klingt irre. Aber da muss es doch noch einen Haken geben, oder?

Nun ja. Noch sind bestehende Blockchain-Netzwerke ziemlich langsam. Außerdem handelt es sich bei dieser Technik um dezentrale Netzwerke, das heißt, dass es bislang noch keine Regelungen gibt, wie man juristisch vorgeht, wenn dort doch mal etwas rechtlich aus dem Ruder laufen sollte. Außerdem gilt wie immer im Netz: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Aber trotz aller Bedenken sollte man Blockchain im Auge behalten. Als die MP3 entwickelt wurde, konnte auch noch niemand absehen, wie dieses Format einmal unser Leben verändern würde.


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