Speed Reading So verbessert ihr eure Skills im Schnelllesen

Richtig schnell lesen zu können – das klingt wie eine Superkraft! Speed Reading kann man aber ganz einfach lernen. Hier gibt’s eine Anleitung, wie ihr eure Lesegeschwindigkeit testen und innerhalb von einer Woche steigern könnt.

Von: Inés Peyser-Kreis

Stand: 26.06.2020 | Archiv

Grafik | Bild: BR

Die Captions auf Instagram sind mittlerweile länger als die Lektüren im Deutschunterricht, wir verschlingen Onlineartikel en masse und Sachbücher boomen in den Bestsellerlisten – wir lesen viele und lange Texte. Und wer mal erst am Abend vor dem Referat damit beginnt, wünscht sich, den Inhalt eines 30-Seiten-Aufsatzes im Handumdrehen aufsaugen zu können. Dabei kann Speed Reading helfen, also schnelles Lesen – eine Technik, die man erlernen kann! Diese kann euch vor allem bei Sachtexten unter Zeitdruck helfen, also im Arbeits- oder Uni-Kontext. Nehmt euch für Romane lieber weiterhin so viel Zeit, wie ihr wollt. Da geht’s ja ums Genießen! 

Wie schnell kann ich eigentlich lesen? 

Beim Speed Reading geht es um Geschwindigkeit – aber nicht nur! Wer das Gelesene nicht versteht, dem bringt die Technik ziemlich wenig. Bei diesem Test zum Überprüfen der Geschwindigkeit messt ihr also nicht nur eure Zeit, sondern beantwortet auch am Ende jedes Textabschnitts eine Verständnisfrage. 

Wenn ihr euch der Challenge des Speed Readings stellen wollt, dann startet jetzt mit dem Test! Los geht’s mit einem ersten Test, dann übt ihr eine Woche lang und absolviert schließlich einen zweiten Test, um zu überprüfen, ob ihr schneller geworden seid. Beide Tests findet ihr hier. 

So funktioniert der Test 

Ihr lest den Text und stoppt dabei die Zeit. Der Text ist in sechs Absätze aufgeteilt. Nach jedem Absatz im Text wird eine Frage gestellt. Bevor ihr die Frage beantwortet, pausiert ihr die Stoppuhr. Ihr notiert eure Antwort auf einen Zettel und startet die Stoppuhr dann wieder, wenn ihr weiterlest. Am Ende schreibt ihr euch auf, wie lange ihr insgesamt fürs Lesen gebraucht habt.  

So errechnet ihr eure Lese-Speed  

Die Lesegeschwindigkeit, auch effektive Leserate genannt, wird in Wörtern pro Minute (WpM) angegeben. Dafür braucht ihr zwei Werte: die Zeit, die ihr braucht, um den Text zu lesen, sowie die Anzahl der gelesenen Wörter. Beim ersten Testtext sind das insgesamt 896 Wörter, beim zweiten Test sind es insgesamt 863 Wörter.  

Die Rechnung funktioniert so: 

Rechnet die Sekunden der gestoppten Zeit in Minuten um. 
Beispiel:  
2 Minuten, 38 Sekunden   
38 (Sekunden) : 60 = 0,6  
Deine gestoppte Zeit ist 2,6 Minuten.   
Teile die Anzahl der Wörter durch die Minuten.   
Beispiel:  
700 Wörter  
2,6 Minuten   
700 : 2,6 = 269   
Deine Lesegeschwindigkeit beträgt 269 WpM.   

Um sicherzugehen, dass ihr das Gelesene auch verstanden habt, rechnet ihr eure Punkte zusammen: Bei den sechs beantworteten Fragen könnt maximal zwölf Punkte erreichen.   

2 Punkte: richtige Antwort  
0 Punkte: falsche Antwort   
1 Punkt: halb richtige Antwort (Die Antwort entspricht nicht exakt der Musterlösung, ist aber an sich richtig. Beispiel: „Handwerker“ statt „Maler“, diese Berufsbezeichnung ist nicht falsch, aber auch nicht ganz exakt). 

Wenn ihr mindestens neun Punkte im Textverständnis erreicht habt, gilt der Text als verstanden und eure WpM-Zahl als gültig. 

Achtung: Ab hier erst weiterlesen, wenn ihr mit Stoppuhr ausgerüstet und im Test-Modus seid – ihr wollt euch den Text ja nicht schon vorab spoilern. Los geht’s! 

Test #1: Ermittelt eure Lesegeschwindigkeit: 

Zu den zahlreichen kleinen Rätseln hinsichtlich des originalen Zustandes des alten Pfarrhauses gehört, dass die Diener eigentlich keinen Raum hatten, in dem sie sich aufhalten konnten, wenn sie nicht arbeiteten. Die Küche war kaum groß genug für einen Tisch und ein paar Stühle, und die miteinander verbundenen Spülküche und Speisekammer, in die ich Sie jetzt gebracht habe, waren noch kleiner. In Ersterer befand sich ein großer, tiefer Spülstein, in Letzter wurden die Lebensmittel aufbewahrt. Mr. Marsham wird diese Räume ebenso wie die Küche, falls überhaupt, eher mit Vorsicht betreten haben, denn sie waren das Reich der Bediensteten - wenn auch kein großartiges und für ein Pfarrhaus, selbst an den Maßstäben der Zeit gemessen, merkwürdig unzureichend. Im Pfarrhaus von Barham in Kent, das etwa zur gleichen Zeit gebaut wurde, sah der Architekt für die Dienerschaft nicht nur Küche, Speisekammer und Spülküche vor, sondern auch eine Vorratskammer, einen Abstellraum, einen Kohlenkeller und verschiedene Schränke.  (152 Wörter)  

Frage 1: Was war in dem Pfarrhaus im Originalzustand nicht vorhanden?  

Ebenfalls ein Zimmer für die Haushälterin, eindeutig zum gelegentlichen Zurückziehen und Ausspannen gedacht. Warum es bei uns anders ist, ist besonders schwer zu erklären, weil das Haus, so wie es gebaut wurde, nicht in allem den Plänen Edward Tulls entspricht. Mr. Marsham schlug offenbar einige wesentliche Änderungen vor (bestand vielleicht sogar darauf), was insofern nicht überraschend ist, als das Domizil, wie es Tull für ihn entworfen hatte, eine Reihe faszinierender Sonderbarkeiten aufwies.  

Aus unerfindlichen Gründen wollte Tull den Haupteingang an der Seite und ein Wasserklosett auf dem Absatz der Haupttreppe anbringen, eine wahrlich merkwürdige, unübliche Stelle, denn damit hätte die Treppe kein Fenster mehr gehabt und wäre selbst am Tag stockdunkel wie ein Keller gewesen. Tull plante auch ein Ankleidezimmer zum großen Schlafzimmer, aber ohne Verbindungstür, und baute, wie wir schon wissen, einen Dachboden ohne einen Zugang über eine Treppe, aber mit einer wunderbaren Tür zum Nichts. (299 Wörter)   

Frage 2: Wo sollte laut Plan der Haupteingang des Hauses sein?  

Die meisten der schrägeren Ideen wurden zu irgendeinem Zeitpunkt vor oder während des Hausbaus überarbeitet und verworfen. Der Haupteingang wurde letztendlich vorn am Haus angebracht, das Wasserklosett nie gebaut, der Treppenflur bekam ein großes Fenster, durch das das Sonnenlicht strömt (wenn die Sonne scheint!) und aus dem hinaus man einen wunderschönen Blick auf die Kirche hat. Zwei in den Plänen nicht ausgewiesene Zimmer wurden hinzugefügt — unten ein Arbeitszimmer, oben ein weiteres Schlaf- oder Kinderzimmer. Alles in allem unterscheidet sich das fertige Haus sehr von dem, das Tull entwarf. Eine Änderung ist besonders verblüffend. In Tulls ursprünglichem Plan war der Bereich, wo jetzt das Esszimmer ist, viel kleiner und schloss einen Raum für eine footman's pantry ein — also eindeutig einen Raum zum Essen und Ausruhen für die Bediensteten. Er wurde aber nie gebaut. Stattdessen wurde das Esszimmer grob doppelt so groß und nahm den gesamten Platz ein. (447 Wörter) 

Frage 3:  Wie wurde das Esszimmer verändert?  

Warum der Pfarrer, ein Junggeselle, seine Angestellten eines Ortes, an dem sie sich mal hätten niederlassen und erholen können, beraubte und sich selbst dafür ein geräumiges Esszimmer gönnte, kann man nach so langer Zeit natürlich nicht mehr sagen. Aber es bedeutete wirklich, dass die Diener sich nirgendwo bequem hinsetzen konnten, wenn sie nicht arbeiteten. Vielleicht saßen sie ja auch kaum. Diener saßen selten. Mr. Marsham hatte drei: wie schon erwähnt, die Haushälterin Miss Worm und das Dienstmädchen Martha Seely, dazu James Baker, der als Stallbursche und Gärtner tätig war. Wie ihr Herr waren alle unverheiratet. Uns mag es heute übertrieben vorkommen, dass sich drei Bedienstete um einen ledigen Geistlichen kümmern, doch damals war das normal. Die meisten Pfarrer hatten mindestens vier Bedienstete und manche zehn oder mehr. Es war das Zeitalter der Diener. Familien hatten Diener, wie wir heute Haushaltsgeräte haben. Gewöhnliche Arbeiter hatten Diener. Manchmal hatten Diener Diener. (586 Wörter)  

Frage 4: Wie viele Bedienstete hatte der Geistliche Marsham?  

Diener waren auch mehr als nur praktisch und bequem, sie waren ein entscheidender Indikator für den gesellschaftlichen Status, den man innehatte. Bei Dinnerpartys konnte es Gästen passieren, dass sie entsprechend der Zahl ihrer Diener platziert wurden. Die Leute hielten auch, koste es, was es wolle, an ihren Dienern fest. Frances Trollope (1779-1863), die Mutter des Schriftstellers Anthony Trollope, hatte selbst im amerikanischen Grenzland und nachdem sie in einem gescheiterten Geschäftsunternehmen fast alles verloren hatte, einen uniformierten Lakaien. Karl Marx, der chronisch verschuldet in Soho lebte und oft kaum wusste, wie er das Essen auf den Tisch bringen sollte, beschäftigte eine Haushälterin und einen Privatsekretär. (Das Haus war oft so voll, dass der Sekretär, ein Mann namens Wilhelm Pieper, mit Marx in einem Bett schlafen musste. Trotzdem schaffte Marx es, genug private Augenblicke abzuzweigen, um die Haushälterin zu verführen. Im Jahr der Weltausstellung gebar sie ihm einen Sohn, Freddy Demuth.) (745 Wörter) 

Frage 5: Wen verführte Karl Marx?  

In einem Dienstverhältnis zu stehen machte für viele Leute einen Großteil des Lebens aus. Im Jahre 1851 war ein Drittel aller jungen Frauen in London - jedenfalls der im Alter zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig - Dienerinnen, ein weiteres Drittel Prostituierte. Viele hatten überhaupt keine andere Wahl. Die Zahl der männlichen und weiblichen Bediensteten in London lag über der der Einwohner aller englischen Städte, ausgenommen die sechs größten. Es war eine sehr weibliche Welt. 1851 standen zehnmal so viele weibliche Personen in einem Dienstverhältnis wie männliche. Allerdings war es für Frauen selten ein Job auf Lebenszeit; die meisten hörten mit fünfunddreißig auf, normalerweise, weil sie heirateten. Sehr wenige blieben länger als ein Jahr in einer Stellung. Kein Wunder, wie wir sehen werden, denn Dienerin zu sein war mit wenigen Ausnahmen Schwerstarbeit, und Undank war der Lohn. Die Menge des Personals war natürlich sehr unterschiedlich, doch am oberen Ende der gesellschaftlichen Stufenleiter stattlich. 

Frage 6: Warum hörten die meisten Dienerinnen mit 35 Jahren auf zu arbeiten? Ä

Gesamtzahl der Wörter: 896 

Eine Woche üben, üben, üben! 

Nun solltet ihr eine Woche so viel wie möglich lesen – und dabei auch auf verschiedene Formate achten! Nicht nur Sachbücher, sondern auch Zeitschriften oder Onlineartikel. Dabei solltet ihr volle Konzentration haben und im besten Fall zwei Mal am Tag für je eine Stunde lesen. Folgende Punkte solltet ihr beachten: 

1. Rücksprünge vermeiden 

Viel zu oft springt man beim Lesen ein paar Wörter oder gar Zeilen zurück, um etwas nochmal zu lesen. Das kostet aber wertvolle Zeit! Achtet wirklich darauf, im Lesefluss voran zu kommen. Dadurch seid ihr gezwungen konzentrierter zu lesen und habt langfristig gar nicht mehr das Bedürfnis zurückzuspringen! 

2. Tempo schrittweise erhöhen  

Ganz ehrgeizig wollt ihr nun sicher schon beim nächsten Artikel die doppelte Geschwindigkeit schaffen! Ratsamer ist es aber, die Wörter pro Minute nur um zehn bis 20 Prozent pro Tag zu erhöhen. So könnt ihr euch langsam steigern und dabei das Verständnis beibehalten. 

3. Sinneinheiten bilden   

Statt Wort für Wort einzeln zu lesen, solltet ihr mehrere zu Sinneinheiten zusammenfassen: „die alte Schule“, „es klingelt“ oder „an der Türe“ kann man jeweils in einem Blick erfassen. Dies könnt ihr gut mit Stift und Papier üben und euch die Sinneinheiten markieren.  

4. Sich nicht innerlich vorlesen 

Da wir als Kinder das Lesen zuerst durch lautes Aussprechen lernen, sprechen wir uns auch später noch beim Lesen den Text innerlich vor. Das bremst uns aber richtig aus, da das Sprechtempo ja viel niedriger ist als die eigentliche Texterfassung dauern würde. Was dabei etwa helfen kann, ist beim Lesen die Nase mit der Zunge zu berühren – so kann man zumindest nicht mehr die Lippen mitbewegen! 

Noch mehr hilfreiche Tipps findet ihr in der PULS Reportage, in der Nadine Hadad sich ans Speed Reading gewagt hat! 

Nach einer Woche geht’s dann an diesen finalen Test. Und auch jetzt gilt wieder: Hier erst weiterlesen, wenn ihr mit einer Stoppuhr ausgerüstet und ready für den Test-Modus seid. 

Test #2: Den Fortschritt messen 

Ein großes Landhaus hatte allein vierzig Bedienstete, die im Haus arbeiteten. Der Graf von Lonsdale,ein Junggeselle, lebte allein, hatte aber neunundvierzig Leute, die um ihn herumwieseln mussten. Lord Derby brauchte schon für die Bedienung am Tisch zwei Dutzend Männer und Frauen. Der erste Herzog von Chandos hielt sich für die Mahlzeiten ein Privatorchester und holte aus manchem Musiker noch mehr heraus, indem er ihn Dienerarbeiten verrichten hieß. Der Geiger musste jeden Tag den Herzogssohn rasieren. Personal, das seine Dienste außerhalb des Hauses verrichtete, ließ die Zahlen weiter anschwellen, besonders wenn die Herrschaften viel ritten oder jagten. Auf Elveden, dem Anwesen der Familie Guinness in Suffolk, waren sechzehn Wildhüter, neun Unterwildhüter, achtundzwanzig Männer speziell für die Kaninchenjagd und zwei Dutzend verschiedene Hilfskräfte beschäftigt, also siebenundsiebzig Leute, die immer genug Vögel aufscheuchen mussten, die der Familie und ihren Gästen zum Abknallen vor die Flinte flattern sollten.  

Frage 1: Welchen Dienst musste ein Geiger in einem Haus noch leisten?  

Die Waidmänner in Elveden schafften es jedes Jahr, über einhunderttausend gefiederte Gesellen zu massakrieren. Der sechste Baron Walsingharn schoss einmal ganz allein 1070 Moorhühner an einem Tag, ein Rekord, der seitdem nie verbessert worden ist und hoffentlich auch nie verbessert werden wird. Walsingham hatte sicher ein Team von Leuten, deren Aufgabe es war, ihm einen stetigen Nachschub an geladenen Gewehren bereitzustellen, damit er nach Herzenslust herumballern konnte. Schwieriger gestaltete es sich wahrscheinlich, ihm ausreichend viele Ziele zu beschaffen; es wurden sicher gleichzeitig immer mehrere Moorhühner aus Käfigen entlassen. So großen Spaß es dem Herrn ja gemacht haben mag, fragt man sich doch, warum er nicht gleich in die Käfige feuerte. Jedenfalls hätte er dann mehr Zeit zum Abendessen gehabt. Da Gäste immer eigene Diener mitbrachten, stieg die Zahl der Menschen in einem Landhaus an einem Wochenende nicht selten auf einhundertfünfzig. Bei einer solchen Menge an Leibern kam es unweigerlich zu Verwechslungen. 

Frage 2: Von welchem Tier schoss ein Baron an einem Tag 1070 Stück?  

Als Lord Charles Beresford, ein notorischer Schürzenjäger, in den 1890er Jahren einmal ins Schlafzimmer seiner Geliebten schlich und mit einem lustvollen Ki-ke-ri-ki! ins Bett hechtete, musste er feststellen, dass der Bischof von Chester samt Gattin darin lagen. Um derlei Kuddelmuddel zu vermeiden, gab man Gästen im Wentworth Woodhouse, einem stattlichen Kasten in Yorkshire, silberne Dosen mit verschiedenfarbigem Konfetti, das sie auf den Huren verstreuen konnten, um den Weg in ihr Zimmer oder zwischen den Zimmern zu finden. Auch alles Übrige erfolgte in großem Stil. In der Küche in Saltram, einem Herrenhaus in Devon, gab es sechshundert Kupfertöpfe und -pfannen, und das war keineswegs unnormal. In einem durchschnittlichen Landhaus hatte man bis zu sechshundert Handtücher und ähnliche Unmengen an Laken und Bettbezügen. Schon alles immer mit Wäschezeichen zu versehen, zu zählen und korrekt aufzubewahren war eine Mammutaufgabe.  

Frage 3: Womit wurden die Huren markiert?  

Doch selbst in bescheideneren Heimen - in einer Landpfarrei zum Beispiel - wurden bei einem Abendessen für zehn Leute oft mehr als vierhundert Schüsseln, Gläser, Besteckteile und so weiter benutzt und mussten gespült werden. Diener auf allen Stufen der Hierarchie arbeiteten schwer und viele Stunden. Einer, der in Rente war, erinnerte sich 1925, wie er am Anfang seines Berufslebens frühmorgens, bevor sich noch irgendjemand im Haus regte, das Feuer anzünden, zwanzig Paar Schuhe und fünfunddreißig Lampen putzen sowie Dochte schneuzen musste. Der Romanautor George Moore schrieb aus persönlicher Erfahrung in seinen Memoiren Bekenntnisse eines jungen Mannes, Schicksal des Dieners oder der Dienerin sei es, siebzehn Stunden am Tag in und außerhalb der Küche zu schuften. Mit Kohlen, Frühstück und Behältern voll heißem Wasser treppauf zu laufen und auf Knien einen Kamin zu säubern [...I Manchmal warfen einem die Herrschaften ein freundliches Wort zu, doch nie eines, mit dem sie einen als ihresgleichen anerkannten, nur eines des Mitleids, wie man es einem Hund schenken würde.  

Frage 4: Wieviel Stunden am Tag mussten Diener arbeiten?  

Vor der Installation von Wasserleitungen im Haus musste das Wasser zum Waschen in jedes Schlafzimmer und nach Gebrauch wieder hinausgeschleppt werden. Überhaupt musste ein Dienstmädchen alle Schlafzimmer, die benutzt wurden, in der Regel zwischen Frühstück und Schlafenszeit fünfmal aufsuchen und eine Arbeit darin verrichten und bei jedem Gang auch die unterschiedlichsten Behälter mitnehmen und penibel darauf achten, dass es zum Beispiel frisches Wasser nie in dem Behälter hochtrug, in dem das gebrauchte Wasser transportiert worden war. Das Mädchen musste auch immer drei Tücher mitnehmen - eins, um die Trinkgläser auszuwischen, eins für die Leibstühle und eins für die Waschschüsseln – und stets daran denken die jeweils richtigen zu benutzen. Ein solcher Aufwand galt natürlich nur für die Katzenwäsche. Wenn ein Gast oder ein Familienmitglied baden wollte, ging es ganz anders zur Sache.  

Frage 5: Wie oft wurden die Schlafzimmer am Tag gereinigt?  

Ein Liter Wasser wiegt ziemlich genau ein Kilogramm, und für ein normales Bad brauchte man um die zweihundert Liter, die alle in der Küche erhitzt und in besonderen Kannen hinaufgebracht werden mussten. Es konnte vorkommen, dass man zwei Dutzend und mehr Wannen an einem Abend füllen musste. Schon das Wasserkochen erforderte enorme Kraft und Energie. Ein voller Kessel konnte siebenundzwanzig Kilo wiegen. Möbel, Kamine, Gardinen, Spiegel, Fenster, Marmor, Messing, Glas und Silber – alles musste regelmäßig gesäubert und gewienert werden, normalerweise jeweils mit der haushaltseigenen, hausgemachten Politur. Damit Stahlmesser und -gabeln funkelten, reichte es nicht aus, sie zu spülen und zu polieren, sie mussten auch unter Aufbietung aller Kräfte geschärft werden. Dazu wurden sie an einem Lederriemen abgezogen, auf den man eine Paste aus gemahlenem Korund, Kreide, Ziegelmehl, Polierrot und Hirschhorngeist, vermischt mit einer großzügigen Portion Schweineschmalz, schmierte. 

Frage 6: Wieviel Liter Wasser brauchte man für ein Bad? 

Gesamtzahl der Wörter: 863 

Die Lösungen 

Test 1: 

Frage 1: Was war in dem Pfarrhaus im Originalzustand nicht vorhanden? Antwort: Raum für die Diener  
Frage 2: Wo sollte laut Plan der Haupteingang des Hauses sein? Antwort: An der Seite  
Frage 3: Wie wurde das Esszimmer verändert? Antwort: Größe verdoppelt  
Frage 4: Wie viele Bedienstete hatte der Geistliche Marsham? Antwort: Drei  
Frage 5: Wen verführte Karl Marx? Antwort: Seine Haushälterin  
Frage 6: Warum hörten die meisten Dienerinnen mit 35 Jahren auf zu arbeiten? Antwort: Sie heirateten 

Test 2: 

Frage 1: Welchen Dienst musste ein Geiger in einem Haus noch leisten? Antwort: Den Herzogssohn rasieren
Frage 2: Von welchem Tier schoss ein Baron an einem Tag 1070 Stück? Antwort: Moorhuhn
Frage 3: Womit wurden die Huren markiert? Antwort: Buntes Konfetti
Frage 4: Wie viele Stunden am Tag mussten Diener arbeiten? Antwort: Siebzehn Stunden
Frage 5: Wie oft wurden die Schlafzimmer am Tag gereinigt? Antwort: Fünfmal
Frage 6: Wie viel Liter Wasser brauchte man für ein Bad? Antwort: Zweihundert

Wie habt ihr euch nach diesem einwöchigen Test geschlagen? Schreibt’s uns doch in die Kommentare unserer PULS Reportage zum Thema Speed Reading

Die Textauszüge stammen aus: „Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge“ von Bill Bryson, erschienen im Goldmann Verlag.