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Bayerische Modemacher Kleine Labels statt Made in China

Keiner weiß, wie all die Klamotten bei H&M und Co. wirklich produziert werden. Warum nicht mal auf Modelabels ausweichen, bei denen man hinter die Kulissen blicken kann? Wir haben drei bayerische Labels unter die Lupe genommen.

Stand: 29.11.2013 | Archiv

J'ai mal à la tête aus München

Wer steckt hinter dem Label?

Eine Frau mit Talent und ein Mann mit Konzept: Anja Pawlik und Roman Dorfner sind die Gesichter des Modelabels J'ai mal à la tête. Sie ist für's Design zuständig, er kümmert sich um die Organisation. Außerdem mit dabei: Motivierte Fotografen, außergewöhnliche Models und eine Münchner Schneiderei.

Wann ist das Label entstanden?

Nach ihrem Abschluss an der Akademie für Mode und Design hat Anja drei lehrreiche Jahre im Team von Designer Marcel Ostertag gearbeitet. Sie wollte Erfahrung sammeln, Verantwortung übernehmen und lernen, wie viel Arbeit ein eigenes Label ist. Schon damals bastelt sie an ihrem Traum von der eigenen Kollektion. Im Januar 2011 startet sie dann mit ihrer eigenen Modelinie J'ai mal à la tête durch. Roman Dorfner ist seit einem halben Jahr dabei.

Was hängt im Label-Laden?

Die Mode ist avantgardistisch aber tragbar, am Puls der Zeit aber zeitlos, speziell aber kombinierbar, unaufdringlich aber präsent, nicht ganz preiswert aber qualitativ hochwertig und absolut fair produziert.

Wo und wie fertigt das Label?

Die kreative Arbeit findet im Atelier in München statt. Dort entwirft Anja die Kollektion und fertigt die Schnittmuster an. Nach einer gelungenen Musterkollektion kommt die Saisonlinie zur Endproduktion in Klein- und Familienbetrieben in ganz Deutschland. Die Labelchefs haben eine Vorliebe für regionale Unternehmen und deren Materialien.

Liebling aus Bad Tölz

Wer steckt hinter dem Label?

Die zentrale Rolle in der Lieblingswelt spielt Thomas Bacher. Den Konservativen hat er schnell den Rücken gekehrt und wollte lieber volltätowierter Extremsportler werden. Liebling hat er auch wegen seiner ungebrochenen Heimatverbundenheit gegründet. Dafür hat er ein Team aus Designern, Organisatoren und anderen Kreativen um sich geschart, in dem nun alle gemeinsam auf ein alternatives bayerisches Lebensgefühl hinarbeiten. Sein Ziel ist es, irgendwann Kinderspielplätze, die "Lieblingsplätze", zu bauen.

Wann ist das Label entstanden?

Thomas hat Bayern zeitweilig den Rücken gekehrt, ein paar Jahre in den USA gearbeitet und eine lange Rucksackreise quer durch Indien gemacht. Das Heimweh hat ihn gepackt und er hat in Bad Tölz einen Funsportladen eröffnet. 2006 war er die unverbindliche Mode ohne Heimatgefühl aber satt und rief Liebling ins Leben.

Was hängt im Label-Laden?

Gar nichts, denn einen exklusiven Liebling-Store gibt es nur online. Das Sortiment beinhaltet Streetwear - z.B. eine fair produzierte Jeans für 65 Euro - und ganz viel Strickware. Janker in allen möglichen Farben und Variationen zu stattlichen Preisen. Dafür bekommt man solche Jacken aber auch nicht im verstaubten Trachtenladen. Die hochqualitativen Janker in knalligem Lila mit Kapuze und Daumenlöcher gibt es wirklich nur von Liebling.

Wo und wie fertigt das Label?

Das Team von Liebling kennt alle seine Produktionsstätten in der EU. Das gehört zum Selbstverständnis des Labels, das alle Arbeitsprozesse so regional und transparent wie möglich halten möchte. Die Strickware kommt aus Slowenien, und auch dort hat man sich vergewissert, dass die geschaffenen Arbeitsplätze dem selbstauferlegten Kodex entsprechen.

Blønd aus Passau

Wer steckt hinter dem Label?

Ihre Studienfächer könnten unterschiedlicher nicht sein: Ann-Britt Dittmar paukt an der Uni Passau BWL, Lina Müller studiert in Linz Fotografie und Grafikdesign. Wenn es aber um Klamotten geht, sind sich die beiden 23-jährigen Blønd-Gründerinnen einig. Ihre Modelinie entwerfen die Mädels aus Passau als gleichberechtigte Partnerinnen.

Wann ist das Label entstanden?

Die Liebe zu Klamotten hat Lina und Ann-Britt vor ein paar Jahren zusammengebracht. Zu dem Zeitpunkt betreibt Lina mit zwei Freundinnen den Mode-Blog "Damn Beach Girls". Die drei suchen jemanden, der nähen kann - und finden Ann-Britt. Die Viererkonstellation ist aber problematisch und so beschließen Lina und Ann-Britt, als Duo weiterzumachen. Im Februar 2012 fällt der Startschuss für ihr gemeinsames Label Blønd.

Was hängt im Label-Laden?

Die Klamotten von Blønd fallen unter die Kategorie Street Style: cool, sportlich, tragbar und absolut bezahlbar. Typisch für das Label sind lässige Oversize-Shirts mit Printmotiven - schon ab 25 Euro.  

Wo und wie fertigt das Label?

Das junge Designerinnen-Duo backt zur Zeit noch kleine Brötchen. Zusammen mit einer befreundeten Skater-Crew teilen sie sich in Passau Büro- und Werkräume, wo die Klamotten per Siebdruckverfahren ihren einzigartigen Blønd-Look verpasst bekommen. Die Basic-Teile stammen von Herstellern wie American Apparel. Spezielle Stücke schneidern Ann-Britt und Lina auch hin und wieder selbst.

Pfizipfei aus Hautzenberg

Wer steckt hinter dem Label?

Pfizipfei, das sind die größten Kasperle überhaupt - sagen die zwei Macher Günter Götzer (27) und Elias Frank (29) über sich selbst. Und das stimmt sogar ein bisschen. Beide sehen das Leben und ihr Label nicht allzu verbissen, der Spaß steht im Vordergrund. Elias wohnt in Fürstenfeldbruck und arbeitet als selbstständiger Grafikdesigner. Günter ist ebenfalls Grafikdesigner und betreibt zusätzlich eine eigene Siebdruckerei in seiner Heimat Hautzenberg bei Passau.

Wann ist das Label entstanden?

Schon während Pfizipfei-Chef Günter Götzer 2006 Kommunikationsdesign in München studiert, schwirrt ihm die Idee vom eigenen Label im Kopf herum. Im Jahr 2009 ist es dann soweit: Das  erste selbstgemachte Shirt entsteht. Kommilitone und Kumpel Elias Frank stößt 2011 dazu.

Was macht das Label aus?

Pfizipfei will keine große Masse ansprechen. Günter und Elias machen Klamotten, die in erster Linie ihnen selbst gefallen sollen: detailverliebte Motive von Leuchtturm bis Luchs. Wenn das noch andere gut finden, umso besser. Und das sind vor allem Leute aus der musikalischen Hardcore-Ecke. Pfizipfei unterstützt eine Reihe internationaler und bayerischer Punk-Bands.

Wo und wie fertigt das Label?

Label-Gründer Günter designt die Motive, bespricht sie mit seinem Kollegen Elias und fertigt die Klamotten dann in Handarbeit an. Dafür kommen die bestellten Basic-Teile in den hauseigenen Siebdrucker. Günter steckt jede Woche 20 bis 60 Stunden in sein Label. Neben dem Online-Shop kann man Pfizipfei auch in Passau kaufen. Zu finden in den Läden Modehaus Garhammer, Big Dandy, Denk Bike & Outdoor und Trick17.


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Elisabeth Mayr, Samstag, 30.November 2013, 09:59 Uhr

7. www.bergvolk.info

Coole Labels, die Ihr da vorgestellt habt.
Aber dann dürft ihr auch bergvolk aus dem oberayerischen Leitzachtal nicht vergessen! Einfach ein Hammer, was da zwei junge Leute fabrizieren und v.a. haben die Klamotten neben den heimischen Materialien sportliche Schnitte und Funktionen. Schaut unbedingt mal rein unter
www.bergvolk.info

Ingrid, Freitag, 29.November 2013, 22:12 Uhr

6. ade.le bergzauber

all eyes on

ade.le bergzauber

ein fantastisches, kleines Label aus dem Allgäu, das darf auf der Liste der bayerischen Lieblingslabels auf gar keinen Fall fehlen

http://www.adele-bergzauber.de/

Fabio, Freitag, 29.November 2013, 18:11 Uhr

5. Hipsters making history

Nicht zu vergessen: Hipster Ludwig aus München!

Checkt www.hipsterludwig.com

adrian schaetz photography, Freitag, 29.November 2013, 16:40 Uhr

4. ISARGOLD

Wenn scho denn scho! Kleines Label aus München namens Isargold.
Nachhaltige Modemanufaktur für Kids.

www.isargold.com

Jetzt zu Weihnachten perfekt für alle Mamis Papis Omis Opas Tanten Onkel Schwestern Brüder...

Alex, Freitag, 29.November 2013, 11:17 Uhr

3. Ergänzung

Ich finde hier fehlt noch das Augsburger Label Manomama:
http://www.manomama.de/shop/