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Bedingungsloses Grundeinkommen Steffi und das geschenkte Geld

Geschenktes Geld ohne Bedingungen? Steffi lebt in Finnland und bekommt dort seit Januar das Bedingungslose Grundeinkommen. Damit macht sie sich allerdings nicht nur Freunde.

Von: Mira-Sophie Potten

Stand: 20.02.2017 | Archiv

Grundeinkommen | Bild: BR

Anfang Januar hat Steffi Eronen einen Brief bekommen. Sie wurde ausgelost als eine der 2000 Teilnehmerinnen des Experiments zum Bedingungslosen Grundeinkommen in Finnland. Dort ist sie arbeitslos gemeldet und wartet gerade auf einen Studienplatz für Soziale Arbeit. Dazu besucht Steffi Vorbereitungskurse an der Uni. Vor sechs Jahren ist sie für die Liebe aus Bad Aibling in eine finnische Kleinstadt gezogen. Dass gerade sie für das Bedingungslose Grundeinkommen ausgelost wird, hätte sie nicht gedacht. Und war auch erst mal skeptisch:

"Ich habe mir das so vorgestellt, dass das ein bürokratischer Aufwand ist, und dass man jeden Monat irgendwelche Fragebögen ausfüllen muss und rechtfertigen, was man mit dem Geld macht. Ich stehe da nicht so drauf, wenn mir jemand ständig auf die Finanzen guckt."

Steffi Eronen

Das Gegenteil ist der Fall: Die finnischen Behörden lassen die Teilnehmer des Experiments zwei Jahre lang komplett in Ruhe. Sie wollen nicht beeinflussen, wie die Leute mit dem Grundeinkommen umgehen. Der bürokratische Aufwand ist also gleich null. Erst nach dem Experiment wird ausgewertet: Führt das Geld dazu, dass die Leute sich auf die faule Haut legen oder ist es eine Motivation, sich einen Job zu suchen? Bei Steffi hat das Grundeinkommen schon nach einem Monat etwas bewirkt:

"Das hat mein Leben insofern verändert, als dass ich mir jetzt zusätzlich nen Job suchen möchte. Ich hab mich im Supermarkt beworben und bei der Post und als persönlicher Helfer. Das ist ein sozialer Beruf, wo man behinderten Leuten hilft, durch den Tag zu kommen."

Steffi Eronen

Gut bezahlt sind diese Jobs alle nicht. Aber das ist Steffi erst mal egal. Die Hauptsache ist: Der Lohn wird ihr nicht vom Grundeinkommen abgezogen, die 560 Euro kann sie komplett behalten, egal wieviel sie dazu verdient.

"Das ist ja genau das, was die bezwecken wollen mit dem Grundeinkommen. Dass die Leute Jobs nehmen, die sie normalerweise nicht in Betracht zögen, weil sie schlecht bezahlt sind oder die Stundenzahl zu niedrig ist. Weil sie dann weniger Geld hätten als vorher."

Steffi Eronen

Reich wird sie durch das Grundeinkommen nicht: Insgesamt hat Steffi nicht mehr Geld auf dem Konto als vorher mit dem Arbeitslosengeld. Trotzdem ist ihr viel Neid entgegengeschlagen – vor allem weil sie als Deutsche vom finnischen Grundeinkommen profitiert:

"Vor zwei Wochen gab es einen Zeitungsartikel, da war ich drin und alle meine Bekannten haben mich erkannt. Da habe ich mitunter sehr sehr böse Kommentare gekriegt. Von wegen: Warum kriegt eine Deutsche das, die soll abhauen, ihr Kind nehmen und abhauen."

Steffi Eronen

Solche Fremdenfeindlichkeit ist ihr vorher in Finnland nie begegnet, sagt Steffi. Trotzdem ist das Grundeinkommen für sie eine willkommene Unterstützung. Vor allem, weil sie noch große Pläne hat bis Ende des Jahres.

"Im besten Fall hätte ich dann gern meinen Studienplatz, weil das ist wirklich ein Traum von mir, dass ich nebenbei arbeite. Dann müssten wir uns nicht mehr jeden Monat ausrechnen, wie wir über die Runden kommen, sondern dann könnten wir ganz gut leben und sogar Geld zur Seite legen."

Steffi Eronen