Jetzt Black Cloud merci, mercy

Info Die Australierin merci, mercy ist viel rumgekommen: Als Jugendliche lebte sie zeitweise in Beijing und Thailand. Ihre Musik kann auch nicht nur einer Heimat zugeordnet werden: R'n'B, Indie, Pop, egal. Hauptsache es macht Bock!


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Ruhmeshalle The Divine Comedy - Liberation

Es war 1993, es war in Großbritannien, am Horizont zog der Britpop herauf, eine neue Ära britischer Indiebands – nur einer hatte bereits die Nase voll von Indie und Bands: Neil Hannon alias The Divine Comedy.

Stand: 26.05.2010 | Archiv

Neil Hannon, The Divine Comedy | Bild: Tom Sheehan/EMI

Nach dem enttäuschenden Misserfolg ihres Debütalbums "Fanfare For The Comic Muse" hatte der nach London exilierte Nordire Neil Hannon frustriert seine R.E.M.-haft poprockende Band The Divine Comedy aufgelöst. Jetzt – so erzählt es die Legende – saß der 22-jährige Sohn eines Bischofs der Church Of Ireland auf dem Dachboden und schrieb Musik für das erste "richtige" Album seines nunmehr Einmann-Projektes – das er weiterhin The Divine Comedy nannte. Und diesmal schielte der belesene Romantiker und Fan von Scott Walker und Jacques Brel nicht auf gängige Trends, sondern ließ seinen persönlichen Vorlieben die lange Leine.

Antithese zum Britpop

The Divine Comedy - Liberation (Cover)

So wurde "Liberation", das das neue Lebensgefühl von Neil Hannon schon im Titel trug, im Sommer 1993 zu einer Art Vorab-Antithese zum hemdsärmeligen Ladism des Britpop, der für den Rest der 90er die gitarrenorientierte Musik vom Inselreich bestimmen sollte: Die von trockenem Humor und britischer Eleganz geprägten Texte Hannons drehten sich nicht um Cigarettes und Alcohol und das Alltags-Parklife.

Sie zitierten William Wordsworth und F. Scott Fitzgerald und waren Oscar Wilde und sonnenüberfluteten Blumenwiesen entschieden näher als Gary Lineker und dem Fußballplatz. Für die in reichhaltigen Melodien, sämigen Harmonien und betörenden Arrangements schwelgende Musik, in der Cembalo, Streicher und Bläser den Ton angeben, ersannen Rezensenten Ausdrücke wie "orchestral" und "baroque pop".

Hört man "Liberation" in seiner ganzen vielschichtigen Opulenz und Brillanz, ist es schwer zu glauben, dass die Platte im März 1993 in nur zwölf Tagen aufgenommen wurde, von einem einzelnen Mann mit ein paar Gastmusikern.

Ein wonniges Meisterstück

Langjährige Fans der Platte – und davon gibt es nicht viele, sie ist immer noch ein Geheimtipp und heute nur noch second hand oder als Download erhältlich – werden versichern: Da ist kein schwacher Song drauf. Und es klingt freilich auch nicht alles "barock" und "orchestral": Das grandiose "Europop" ist eine schneidend elektrorockende Satire auf das Musikgeschäft, "The Pop Singer's Fear Of The Pollen Count" der bestgelaunte Popohrwurm, der je über Heuschnupfen geschrieben wurde.

Kaufen wollte das wie aus der Zeit gefallene Album dann auch kaum jemand. Nur ein bescheidener Erfolg im offensichtlich zarter besaiteten Frankreich - wo übrigens Jahre später auch erstmals eine Platte von Belle & Sebastian außerhalb Großbritanniens erschien - sicherte Neil Hannon und seinem Label Setanta die Finanzierung eines weiteren Albums und die Fortsetzung seiner Karriere. Viele gute Platten hat The Divine Comedy seither gemacht – im Juni erscheint das tolle neue Album "Bang Goes The Knighthood" – aber keines mehr, in das man sich derart vertrauensvoll hineinlegen möchte vor lauter unschuldiger Wonne.


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