Jetzt Tough Love Jessie Ware

Info Mit ihrem Debüt "Devotion" sorgte Jessie Ware 2012 dafür, dass R'n'B den Weg aus der Fitnessbude auf geschmacksicher beladene MP3-Player fand. "Tough Love" ist angenehm unaufgeregt und hat Pop, UK-Bass und R'n'B ohne Kitsch.


9

Ruhmeshalle Primal Scream - Screamadelica

Anschnallen, Herrschaften! Wir gehen auf einen Slo-Mo-Tiefflug durch die Tanzkultur der Neunziger. Ein Trip von denkwürdigen Ausmaßen. Am Steuer: Primal Scream.

Von: Bettina Dunkel

Stand: 01.08.2008 | Archiv

Primal Scream | Bild: SonyBMG

Frei sein und high sein: Die Botschaft von Primal Scream war eindeutig. Als ihr Album "Screamadelica" 1991 die Musikwelt für immer revolutionierte, war knapp die Hälfte des neuen Albums schon tanzflächen- und radioerprobt. Ein Jahr zuvor hatten Bobby Gillespie und seine Urschrei-Jungs die EP "Come Together" veröffentlicht. Und die war bereits ganz schön geladen: "Loaded", einer der Kernsongs der 90er, war da schon drauf, mit genialen Remixen von den Madchester-Produzenten Terry Farley und Andrew Weatherall.

Perfekte Symbiose aus gestern, heute und morgen

Albumcover "Screamadelica" von Primal Scream | Bild: EMI

Primal Scream - Screamadelica (Cover)

Primal Scream tanzten zwar fröhlich Slow Motion, waren aber gleichzeitig mit Siebenmeilenstiefeln in die Zukunft unterwegs. Ihre blubbernde Downbeat-Party machte den Weg frei für die kurz darauf explodierende Dub-Szene. "Screamadelica" war ein Album für Pioniere – geschaffen von Grenzüberschreitern, die aber niemals ihre Vorbilder vergaßen. "Damaged" etwa klingt, als würden die jungen Stones eine Space Odyssee zu Major Tom veranstalten. "Inner Flight" wiederum war wie ein Trip auf den Spuren von Brian Wilson und seinen "Pet Sounds". Die Stücke auf "Screamadelica" sind auch heute noch so versumpft, dass man nur schwerlich wieder herausfindet. Wenn man das denn überhaupt möchte.

Ein grandioser Vollrausch in Stereo

Was "Screamadelica" so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass hier erstmals zusammenkam, was zuvor als unvereinbar galt. Rock und Psychedelic aus den 60er- und 70er-Jahren trafen auf die elektrogeschockte Spaßfraktion der 90er. Das Ergebnis: Peace, Love and Happiness – die große Hochzeit von Hippies und Ravern, getraut vom Gospelchor der Heiligen Kirche der musischen Dreifaltigkeit.

Würde man Screamadelica in einem Satz umschreiben wollen, dieser hier wäre perfekt: Ein grandioser Vollrausch in Stereo. Erhebend. Und erstaunlich. Damals wie heute.


9