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Vorgestellt // Sizarr Schon jetzt erstaunlich reif

Harald Schmidt hat der Stadt Landau zu zweifelhaftem Ruhm verholfen. Das wird sich bald ändern. Denn hinter der Landauer Band Sizarr versteckt sich eine der spannendsten Gruppen der Republik. Wir sind aus dem Häuschen.

Stand: 29.10.2010 | Archiv

Sizarr | Bild: Sizarr

Sizarr, das sind Deaf Sty, $P-Money$ und Gora Sou. Oder nicht ganz so mondän: Fabian, Philipp und Marc. Ihre Heimatstadt nennen sie selbstironisch Landauuu Cityy. Die "Toskana Deutschlands" bietet Wein, Saumagen und Coverbands en masse, als Epizentrum populärer Musik ist sie allerdings eher nicht bekannt.

Von Heidelberg auf die Karriereleiter

Das Tor zur Welt war in Sizarrs Fall dann auch das 70 Kilometer entfernte Heidelberg, genauer gesagt das dortige Kulturhaus Karlstorbahnhof. Dort haben sie nach einem Konzert den Booker kennengelernt, der sie mittlerweile unter seine Fittiche genommen hat. Außerdem gibt es dort "Chop Suey", eine Clubnacht, bei der genau ihre Musik läuft: Tropical, Baile Funk und HipHop. Da treffen sie Geichgesinnte, legen mittlerweile selbst als Residents auf und entwickeln sich nebenbei zum Soundsystem, das an Remixen für Bands wie MIT schraubt. PopUp, c/o Pop, Melt, Dockville, Berlin Festival – Sizarr haben 2010 die komplette Crème de la Crème der deutschen Festivals bespielt. Dazu Shows mit den Broken Bells und demnächst Kele. So what? Dass sie momentan mehrere Stufen der Karriereleiter auf einmal nehmen, freut die Jungs zwar, abheben muss man deshalb aber noch lange nicht.

Die musikalische Heimat: Das globale Dorf

Zugegeben, vieles bei Sizarr fußt bisher auf den enormen Vorschusslorbeeren. Die Band existiert erst seit 2009, im Netz findet man kaum mehr als eine Handvoll Songs. Können so junge Typen einem derartig hohen Erwartungsdruck überhaupt standhalten? Sie können! Der Reality Check beweist, dass Sizarr endlich das erfüllen, was man sich vom Web 2.0-Zeitalter immer erhofft hat. Eine postmoderne Band, die sich nicht an biederen Rock'n'Roll-Traditionen oder regionalen Helden entlanghangelt, sondern stattdessen wie ein Schwamm alles aufsaugt, was das globale Dorf und das Netz zu bieten haben.

Anything goes - aber erst nach dem Abi!

Egal ob Hochkultur, Traditionelles oder MTV Trash. Alles interessiert. Sizarrs Musik profitiert von ihren durchaus unterschiedlichen Vorlieben: Elektronik, Singer/Songwriter, HipHop, Indie und Weltmusik. Anything goes. Dazu diese oft traurige, extrem prägnante Stimme. Nennt man das jetzt "Tropical Melancholy"? Vollkommen egal, Sizarrs Musik klingt jedenfalls schon jetzt erstaunlich reif. Die Plattenfirmen stehen angeblich schon Schlange, davon lassen sich Sizarr aber nicht wirklich stressen. Erstmal Abi machen, danach ist 2011 immer noch Zeit für ein erstes Album. Das Trio selbst ist clever und gelassen genug, um zu wissen, dass sie erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen.


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