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Interview // Boys Noize "Für mich ist Techno eine Einstellung, eine Attitüde"

Boys Noize hat gerade wieder eine neue Platte auf den Markt geschmissen: "MAYDAY". Darauf mixt er wild alle Stile, die er so drauf hat - und das sind viele. Wir haben ihn nach seinem musikalischem ADHS gefragt, seine Motivation für diese völlig neuen Sounds und sein vergleichsweise hohes Alter in der Technoszene.

Von: Laury Reichart

Stand: 30.06.2016 | Archiv

Boys Noize bei Rock im Park 2013 | Bild: BR/ Dominik Kleine

PULS: Alex, deine neue Platte heißt "MAYDAY", ein Name mit dem man den Indoor-Rave in Dortmund verbindet. Andererseits nennt man den 1. Mai in Berlin May Day und dann gibt es noch diesen berühmten Notruf Mayday... Ist das eine bewusste dreifach Bedeutung?

Boys Noize: Mit dem Rave in Dortmund hat es überhaupt nichts zu tun. Es geht wirklich um einen Alarmcall zur Individualität gegen den Konformismus unter DJs. Seit ich angefangen habe aufzulegen, kämpfe ich schon gegen diese Boxen, in die man mich immer versucht zu stecken oder die man nicht gefunden hat, um mich reinzustecken.

Du hast dich selber immer wieder als Außenseiter in der Clubmusik bezeichnet. Ich habe den Eindruck auf MAYDAY hast du das auf die Spitze getrieben, denn da hat jeder Song eine eigene Facette. Leidest du so ein bisschen an musikalischem ADHS?

[lacht] Vielleicht, ich weiß es nicht. Es ist schon alles eher technobasiert, aber es stimmt schon, dass ich mir auf dem Album als Ziel genommen habe, jeden Song bei Null anzufangen und auch bei jedem Song andere Sounds zu verwenden. Das hat zur Folge, dass da eine ganz andere Dynamik entsteht. Für mich als Musiker ist es wichtig die Motivation zu finden, um etwas Neues zu schaffen. Das kann ich nur schaffen, wenn ich mich auch selber herausfordere. Das war eigentlich schon immer so eine Art Leitmotiv: Ich wiederhole mich ungern und das haben mittlerweile auch viele gecheckt.

Das Album ist auf jeden Fall eine interessante Mischung: Es sind viele dunkle Nummern drauf, dann gibt es aber auch Entspannteres wie den Track "Birthday" mit Hudson Mohawke. Wie kam es dazu?

Ich dachte ja eigentlich erst, das könnte ein Beat für nen Rapper oder so sein. Aber dann habe ich Hudson Mohawke getroffen - wir sind auch gute Freunde. Und er ist voll auf das Lied abgegangen und hat dann glücklicherweise den richtigen Twist gefunden, sodass es zu uns beiden passt. Bei mir ist es auch grundsätzlich so, wenn ich auflege, dann kann das gut sein, dass ich zwei Stunden abbretter. Oder es geht eher in eine härtere Schiene, aber ganz am Ende meines Sets spiele ich dann was, was happy ist. Es gab ja auch schon so ein paar Diskonummern von mir, die fröhliche Vibes haben. Alle sollen dann mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause gehen und so soll das auch auf der Platte sein.

Du bist seit vielen Jahren jetzt schon DJ und Produzent, wie veträgt sich Techno denn generell mit deinen 33 Jahren?

Das ist ne gute Frage... es ist natürlich irgendwie schwierig im Nachtleben alt zu werden, weil das Nachtleben ja von der Jugend bestimmt wird. Für mich ist aber Techno auch eher im weiteren Sinne eine Einstellung, eine Attitude fast schon, die auch stark verbunden ist mit dem Punk. Von daher werde ich wohl immer Techno bleiben im Kopf. Ich bin über die Jahre hinweg weiter inspiriert geblieben, meistens tatsächlich durch die Sounds und die Produktionen irgendwie. Dadurch, dass ich als Produzent auch Soundtüfftler und Soundforscher bin, schaue ich immer, was aktuell so läuft. Ich bin auch leidenschaftlicher Plattenkäufer, das heißt, dass ich jede Woche in den Plattenladen gehe oder Musik online kaufe. Und Musik produzieren, das bleibt für immer. Aber klar, mit dem Techno und dem Nachtleben ist das so eine Schwierigkeit. Ich würde nie sagen: Bis 35 und dann ist Schluss.

Das ganze Interview gibts es auch in unserem Ehrengäste-Podcast zum Abonnieren und Nachhören.


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