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Interview mit "Bist du wach?"-Initiator Azzi Memo "Wenn Parteien wie die AfD im Bundestag sitzen, ist sowas wie Hanau eigentlich kein Wunder"

18 deutsche Rapper haben gemeinsam den Song "Bist du wach?" releast - den vielleicht wichtigsten Raptrack dieses Jahres. Es ist ein Benefiz-Song für die Opfer des rechtsextremistischen Anschlags von Hanau. Wir haben mit Organisator Azzi Memo über den Song und Deutschland 2020 gesprochen.

Von: Stefan Sommer

Stand: 08.04.2020

Pressebild von Azzi Memo 2019 | Bild: Generation Azzlack

Der Track "Bist du wach?" solidarisiert sich mit allen, die in Deutschland wieder Angst vor Nazis haben müssen. Bescheuert, dass man das muss, aber super, dass es jemand tut. Nate57, Veysel, Sinan-G, Kool Savas, NKSN, Rola, Hanybal, Maestro, Disarstar, Celo & Abdi, Manuellsen, Silla, Credibil, Ali471, Milonair, Mortel & KEZ vereinen sich für eine klare Botschaft gegen Rechts. Die kompletten Erlöse des Songs gehen an die Antonio-Amadeu-Stiftung.

"Im Jahre 2020 ist Rechtsextremismus noch immer 'ne Plage, Limburg, Fulda, Kassel, Hanau oder Halle."

Azzi Memo in 'Bist du wach?'

Organisator des Kollabo-Tracks ist der Rapper Azzi Memo. Mehmet Seyitoglu, wie er bürgerlich heißt, kommt ursprünglich aus Hanau. Sein Leben hat sich am 20. Februar 2020 verändert: Er hat selbst bei dem Anschlag seinen Cousin Ferhat Unvar und seinen Freund Sedat Gürbüz verloren.

PULS: Wie hast du von dem Anschlag in Hanau im Februar erfahren?

Azzi Memo: Ich saß zuhause in Frankfurt und alte Freunde aus Hanau haben mich angerufen. Die haben mir am Telefon erzählt, dass da einer durch die Stadt läuft und rumballert. Ich konnte das erst gar nicht realisieren, habe meine Eltern vor Ort angerufen und gefragt, ob alles okay ist - und die haben mir erzählt, dass überall Polizei ist und Hubschrauber über der Stadt kreisen. Dann habe ich es langsam kapiert.

Wie geht’s dir heute damit?

Mein Leben hat sich verändert. Auf der einen Seite will ich heute mehr gegen rechtsextreme Gewalt tun, öfter über das Thema in der Öffentlichkeit sprechen - auf der anderen Seite schaue ich mich jetzt draußen auf der Straße zwei Mal um, bin misstrauischer geworden, was schade ist. Nach so einer Tat kann man eben nicht normal weiterleben.

Du hast dich entschieden, einen Charity-Track für die Opfer der Tat zu organisieren. Wie entsandt die Idee zu "Bist du wach"?

Ich saß mit meinem Manager zusammen und wir haben überlegt, was wir tun können, dass diese Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. So kamen wir auf die Idee, einen Benefiz-Song mit mehreren Künstlern aufzunehmen. Wir haben auf Instagram dazu aufgerufen, dass jeder, der mitmachen will, einen Part schreiben soll. Wirklich viele haben sich sehr schnell bei uns gemeldet und ihre Parts eingeschickt. Das lief alles sehr easy, es war nicht schwer, Künstler für den Song zu finden. Die Erlöse gehen an die Antonio Amadeu Stiftung.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Warner Music und mein Management 62MGMT haben gemeinsam nach einer seriösen und vertrauensvollen Stiftung gesucht, damit das Geld auch wirklich bei den Hinterbliebenen und Überlebenden des Attentats ankommt. So entschied man sich nach sorgfältiger Suche für die Amadeu-Antonio-Stiftung. Es ging uns beim Song aber nicht nur um's Geld: In erster Linie wollen wir den Menschen die Augen öffnen, dass solche Taten immer noch präsent sind in dieser Zeit, dass die Menschen gegen Rechtsextremismus vorgehen und nicht wegschauen.

Hättest du gedacht, dass sowas 2020 in Deutschland passieren kann?

Einerseits ja, andererseits nein. Aber wenn Parteien wie die AfD im Bundestag sitzen, ist sowas eigentlich kein Wunder. Diese Menschen füllen die Herzen von Rechtsradikalen mit noch mehr Hass, das führt zu solchen Taten. Solche Parteien ermutigen diese Menschen solche Taten zu begehen. Das ist alles präsenter geworden. Seitdem Propaganda verbreitet wird von Parteien wie der AfD oder der NPD spürt man schon so einen Rechtsruck.

Hast du Angst, dass sowas wieder passieren wird?

Ja, definitiv. (Pause) Definitiv. Ich hoffe, dass es das letzte Mal war, aber ich glaube es nicht. Es gibt tausende Menschen, die nur auf ihre Chance warten, so eine abscheuliche Tat zu begehen.

Was müsste die Politik tun, um alle, die jetzt Angst haben, zu schützen?

Das kann ich nicht beantworten. Das muss die Politik wissen. Das ist deren Job - und den sollten sie auch machen!

Sendung: PULS am 08.04.2020 - ab 15.00 Uhr