Sonne und Wolken am blauen Himmel
Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Andreas Engelhardt

Forscher warnen, der Klimawandel bringt die Ozonschicht in Gefahr.

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Forscher schlagen Alarm: Klimawandel fördert Ozonloch

Eigentlich sollte sich das Ozonloch durch das weltweite Verbot von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) langfristig schließen. Doch Forscher haben nun entdeckt, dass der Klimawandel auch für einen verstärkten Ozonabbau in der Erdatmosphäre sorgt.

Es schien ein gelöstes Problem zu sein: das Ozonloch. Durch das Verbot schädlicher Fluorchlorkohlenwasserstoffe (kurz: FCKW) hoffte man, dass sich die starke Ausdünnung der Ozonschicht, die in den 1980-Jahren am Südpol über der Antarktis erstmals gemessen wurde, wieder erholen würde.

Doch Forscher des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts zeichnen nun ein anderes Bild: Bei ungebremst fortschreitender globaler Erwärmung könnte die eigentlich erwartete Erholung der Ozonschicht über der Arktis ausbleiben.

Ozonabnahme Resultat von Klimaveränderungen

Die Annahme, dass sich die Ozonschicht regenerieren und das Ozonloch sich sogar wieder schließen könne, sei wohl ein Fehlschluss, schreiben die Forscher im Wissenschaftsmagazin „Natur Communications“. Die Studie beruht auf Daten der Mosaic-Polarexpedition. Diese hat im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von Ozon in der arktischen Stratosphäre registriert. Das Team um Expeditionsleiter Markus Rex habe im Frühjahr 2020 den stärksten Ozonabbau in der arktischen Stratosphäre gemessen, der jemals aufgetreten ist, so die Wissenschaftler.

Im Höhenbereich des Ozonmaximums waren demnach etwa 95 Prozent des Ozons zerstört. Die Ozonschicht-Dicke sei dadurch um mehr als die Hälfte reduziert worden - obwohl die Konzentration ozonzerstörender Substanzen seit der Jahrtausendwende sinke. „Eine umfassende Analyse hat nun ergeben, dass dies auch das Resultat von Klimaveränderungen war“, erklärte Markus Rex.

Abkühlung im arktischen Polarwirbel

Die Studie zeige, dass trotz des weltweiten Verbots ozonzerstörender Substanzen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mit weiter zunehmenden Ozonverlusten im arktischen Polarwirbel zu rechnen ist, wenn der Klimawandel ungebremst voranschreitet. Aufgrund von Computermodellen weiß man, dass es zu einem Abbau von Ozon in der Arktis kommt, wenn sich die Stratosphäre im Bereich der Ozonschicht stark abkühlt. Dieselben Gase, die an der Erdoberfläche zur globalen Erwärmung führen, fördern aber eine Abkühlung der höheren Luftschichten in der Stratosphäre. Vermutlich trügen auch Änderungen in den Windsystemen im Zuge des Klimawandels zu den tieferen Temperaturen im Polarwirbel bei.

Folgen für Europa

Das kann Folgen für die Menschen in Europa, Nordamerika und Asien haben: „Der arktische Polarwirbel driftet immer mal wieder auch über Mitteleuropa, so dass es auch in Deutschland jeweils im Frühjahr zu einigen Tagen reduzierter Ozonschicht kommen kann, was dann in diesen Perioden zu erhöhter UV-Strahlung und letztlich zu Sonnenbränden und größerer Hautkrebsgefahr führen kann“, erklärte Rex.

Treibhausgasemissionen reduzieren

Die künftigen chemischen Ozonverluste in der Arktis hängen den Forschern zufolge stark von der Menge der bis zum Ende des Jahrhunderts ausgestoßenen Treibhausgase ab. Bei drastisch reduzierten Emissionen ist demnach mit einem bald einsetzenden und danach beständigen Rückgang der Ozonverluste zu rechnen. «Wenn wir unsere Treibhausgasemissionen nicht schnell und umfassend reduzieren, könnte der arktische Ozonverlust trotz des großen Erfolgs des Montrealer Protokolls bis zum Ende des laufenden Jahrhunderts immer schlimmer werden statt der allgemein erwarteten Erholung zu folgen», so Rex.

Das Montreal-Protokoll gilt als Meilenstein des Umweltschutzes. Am 16. September 1987 unterzeichneten zunächst 24 Nationen - darunter auch Deutschland - im kanadischen Montreal ein Abkommen zur Rettung der Ozonschicht.

Mit Material von dpa und AFP

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