München: Eine Rangierlok zieht Güterwagons an den Gleisanlagen des Rangierbahnhof München Nord vorbei (Symbolbild)
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München: Eine Rangierlok zieht Güterwagons an den Gleisanlagen des Rangierbahnhof München Nord vorbei (Symbolbild)

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Bahnstreik stellt auch Industrie vor Probleme

Nicht nur Bahnreisende, sondern auch die deutsche Industrie ist stark vom angekündigten Streik der GDL betroffen - vor allem Branchen, die einen hohen Schienengüter-Anteil haben. Noch ist unklar, wie sich das auf Verbraucher auswirken wird.

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Der Lokführerstreik der GDL trifft auch den Güterverkehr. Deshalb müssen sich nicht nur Fahrgäste, sondern auch die deutsche Industrie ab Dienstagabend auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Insbesondere Branchen mit hohem Schienengüter-Anteil sind dazu gezwungen, umzudisponieren.

Streik beeinträchtigt Auslieferung von Neufahrzeugen

Vom Verband der Automobilindustrie (VDA) heißt es, eine kurzfristige Verlagerung von der Schiene auf die Straße sei außerordentlich schwierig. "Der angekündigte sechstägige Bahnstreik belastet die Transportlogistik in Deutschland und Europa und damit auch Unternehmen der deutschen Automobilindustrie", teilte der VDA auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Schon in den vergangenen Jahren hätten viele Unternehmen in der Branche ihre Transporte auf die Straße verlagert. "Dadurch sind diesbezügliche Potenziale weitestgehend ausgeschöpft." Mit der Bahn würden vor allem Fertigfahrzeuge transportiert, teilte der VDA weiter mit.

Ob nun der eine oder andere Käufer länger auf sein Neufahrzeug warten muss, bleibt aber abzuwarten. Der sechstägige Bahnstreik belaste die Transportlogistik in Deutschland und Europa insgesamt, so der VDA.

So bedeutet die Arbeitsniederlegung auch für die Chemieindustrie eine große Herausforderung, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) auf dpa-Anfrage mitteilte. "Mit ihren Kunden und Logistikdienstleistern haben die Unternehmen umgehend flexible Lösungen entwickelt", hieß es. "Diese können die Einschränkungen und Verzögerungen in der Bahnlogistik aber nur teilweise kompensieren."

Verkehrsminister Bernreiter: Kein Verständnis für Streik

Auch Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter hat den angekündigten Streik in der "Bayern 2 radioWelt" scharf kritisiert. Deutschland stehe in einem internationalen Wettbewerb. "Weniger arbeiten und erheblich mehr verdienen zu wollen, das wird insgesamt nicht funktionieren", so Bernreiter. "Das ist kein gutes Beispiel. Wir müssen in die Hände spucken und alle mehr arbeiten, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden. Da ist das ein fatales Signal und ich verstehe den Ärger der Fahrgäste. Das werden harte Tage. Dass man da so viele Menschen 'in Geiselhaft' nimmt, wenn ich das so sagen darf, da hält sich mein Verständnis in Grenzen."

Sechstägiger Streik beginnt am Dienstag um 18 Uhr

Ab Dienstagabend, 18 Uhr, will die GDL den Güterverkehr bestreiken - der Personenverkehr folgt am Mittwochmorgen um 2.00 Uhr. Der Arbeitskampf soll bis Montagabend dauern.

"144 Stunden Streik wirken sich unmittelbar auf Industrie-Lieferketten aus und stören sie nachhaltig", teilte die Güterverkehrstochter der Bahn, DB Cargo, mit. Der Verband "Die Güterbahnen", in dem vor allem die Cargo-Wettbewerber organisiert sind, verwies indes darauf, dass die Bahn im Güterverkehr auf der Schiene nur noch einen Marktanteil von rund 40 Prozent habe.

"60 Prozent des Schienengüterverkehrs rollen wie üblich und kommen wegen eines entleerten Netzes sogar häufig besser ans Ziel", teilte Verbandsgeschäftsführer Peter Westenberger mit. Die privaten Unternehmen nähmen vereinzelt auch Waren auf, die DB Cargo aufgrund des Streiks nicht transportieren könne.

Bahn: Streik gegen die deutsche Wirtschaft

Die Bahn selbst verwies hingegen auf die eigene Bedeutung für den europäischen Güterverkehr. "Denn DB Cargo ist eine europäische Netzwerkbahn, anders als viele Mitbewerber, die vor allem einfache Shuttleverkehre anbieten", teilte das Unternehmen mit. Der GDL-Streik sei deshalb vor allem ein Streik gegen die deutsche Wirtschaft.

Betroffen sei insbesondere der Einzelwagenverkehr, bei dem Waren direkt beim Kunden per Zug abgeholt werden. Die Waggons werden dann in Rangierbahnhöfen zu langen Güterzügen zusammengesetzt und am anderen Ende des Weges wieder auseinandergenommen.

Notfahrplan im Laufe des Tages online abrufbar

Der eingeschränkte Notfahrplan der Deutschen Bahn für die anstehenden Streiktage auf der Schiene soll im Laufe des Dienstags abrufbar sein. "Wir sind gerade dabei, den Notfahrplan in alle unsere Auskunftssysteme einzupflegen, sowohl im Fern- als auch im Regionalverkehr", teilte eine Bahnsprecherin am Dienstagmorgen mit. "Das wird auch wie im vergangenen Fall des Streiks für die Fahrgäste wichtiger und zuverlässiger sein, sich vorher zu informieren."

Zum Umfang des stark ausgedünnten Fahrplans wurde zunächst nichts bekannt. Bei den vorigen Arbeitskämpfen fielen rund 80 Prozent der Züge im Fernverkehr aus. Im Regionalverkehr gab es ebenfalls erhebliche Einschränkungen, die je nach Region unterschiedlich stark ausfielen.

Mit Informationen der dpa

Im Video: Michael Grömling zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Streiks

Michael Grömling vom Institut der deutschen Wirtschaft
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Michael Grömling vom Institut der deutschen Wirtschaft

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