Krankenhaus-Notaufnahme (Symbolbild)
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Deutsche Krankenhausgesellschaft rechnet mit Klinik-Sterben

Um viele Krankenhäuser steht es nicht gut. Das liege vor allem an der Teuerung, sagt ihr Verband und fordert einen Inflationsausgleich. Gesundheitsminister Lauterbach dagegen plant ein umfangreiches Reformpaket, über das Bund und Länder bald beraten.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnt vor dutzenden Klinik-Insolvenzen in diesem Jahr. "Bundesweit haben bislang seit Ende 2022 mehr als 40 Standorte Insolvenz angemeldet und alleine im Januar sind sechs weitere dazu gekommen", sagte DKG-Chef Gerald Gaß der "Rheinischen Post".

Seit Januar 2022 schrieben fast alle Kliniken rote Zahlen, so Gaß. Bis heute sei ein Defizit von 8,5 Milliarden Euro aufgelaufen, "und zwar trotz der Energiehilfen des Bundes. Ab März fehlen jeden Monat 700 Millionen Euro, weil dann die Tarifsteigerungen für das Personal fällig werden." Die DKG pocht daher auf einen raschen Inflationsausgleich.

Lauterbach plant weitgehende Reformen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnt hingegen vor einer, wie er es nennt, "deutschen Lösung" – mehr Geld statt nötiger Reformen. "Wir können nicht einfach das nicht funktionierende System mit Geld überschütten". Das deutsche Gesundheitssystem sei das teuerste in Europa, so Karl Lauterbach zuletzt im BR24-Interview. Der SPD-Politiker macht unter anderem eine fehlende Spezialisierung der Kliniken und mangelnde Digitalisierung des Krankenhaussystems für die Geldnöte verantwortlich.

Lauterbachs Reform, die am Mittwoch im Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag zur Beratung ansteht, sieht unter anderem eine Abkehr vom System der Fallpauschalen vor, bei denen die Behandlung eines definierten Krankenbildes unabhängig von der tatsächlichen Verweildauer des Patienten im Krankenhaus vergütet wird. Darüber hinaus plant er ein Transparenzregister, dass den Patienten Einblick in Leistungsspektrum und Qualität der einzelnen Kliniken bieten soll.

Gaß' Szenario: 80 Kliniken könnten pleite gehen

DKG-Chef Gerald Gaß wirft dem Minister vor, das Transparenzgesetz nutzen, "um den Häusern Leistungsgruppen zuzuweisen und sie in Level einzuteilen." Dabei kenne er die Verhältnisse in den 1.900 Kliniken gar nicht.

"Wenn die Kliniken nicht schnell einen Inflationsausgleich vom Bund bekommen, könnten in diesem Jahr 80 Kliniken Pleite gehen, so unsere Prognose", sagt der Interessenvertreter des Krankenhausverbands. Das sei ein "ungeordnetes Sterben", das zu Lasten der Mitarbeiter und Patienten ginge. Gaß weiter: "Ich appelliere an die Länder, dem Transparenzgesetz nicht zuzustimmen, wenn Lauterbach den notwendigen Inflationsausgleich weiterhin verwehrt."

Mit Informationen von dpa und KNA

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit
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Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, aufgenommen im Rahmen eines Interviews in Berlin.

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