Ehrenamtliche helfen, Kindern ihre Lesefähigkeiten zu verbessern. Bayernweit sind 4,7 Millionen Menschen ehrenamtlich tätig.
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Ehrenamtliche helfen im Leseclub vom Kinderschutzbund Lindau

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Tinder fürs Ehrenamt: Lindau bringt Freiwillige zusammen

Viele Menschen wollen helfen, wissen aber nicht wo – andersrum suchen Vereine ehrenamtliche Helfer. Der "Service-Punkt-Ehrenamt" in Lindau bringt sie zusammen. Bayernweit gibt es viel Engagement, aber auch viel Bürokratie, die Ehrenamtliche nervt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Acht Kinder nehmen auf einem runden grünen Teppich Platz, ihre Schuhe stehen vor der Türe, reihum lesen alle aus einer Geschichte vor: Vorlesestunde im Leseclub vom Kinderschutzbund Lindau. Hier treffen sie sich an zwei Nachmittagen in der Woche, um spielerisch ihre Lesefähigkeiten auszubauen. Mit dabei ist neuerdings auch Sabrina Krämer. Ehrenamtlich unterstützt sie die Lesegruppe. Sie sagt: "Ich kann ganz viel geben, dass wir die Kinder da unterstützen können und gleichzeitig mit den Kindern zusammen zu sein, das gibt auch mir ganz viel."

Tinder fürs Ehrenamt

Sabrina Krämer ist über die Vermittlungsstelle "Service-Punkt-Ehrenamt" dazu gekommen. Gabriele Zobel und Susanne Kainz Unterkircher haben das Projekt in Lindau vor rund einem halben Jahr ins Leben gerufen. Der "Service-Punkt-Ehrenamt" betreibt in Lindau ein Büro und auf seiner Homepage eine Vermittlungs-Plattform. Die funktioniert wie eine Online-Börse zur Partnersuche. "Wir sind quasi das Ehrenamt-Tinder", sagt Susanne Kainz Unterkircher und lacht. "Auf der einen Seite sind die Träger und auf der anderen Seite sind die Freiwilligen, die sich engagieren wollen – und wir sind quasi die Vermittler."

Vereine, Sozialstationen, Feuerwehren können hier ihre Anzeigen schalten, wenn sie helfende Hände suchen. Andersherum kann jeder, der sich engagieren möchte, auf der Homepage fündig werden. Eine solche Ehrenamtsbörse wie in Lindau gibt es auch für ganz Bayern. Bei freilich-bayern.de finden sich aktuell zum Beispiel freie Stellen in Erlangen, Sonthofen und Ansbach.

Viele Millionen sind ehrenamtlich tätig

Gabriele Zobel und Susanne Kainz Unterkircher in Lindau unterstützen und beraten auch in persönlichen Gesprächen. Gabriele Zobel sagt: "Wir haben jede Woche so ein bis zwei Bewerbungen." Neun Menschen haben sie seit dem Start im Frühjahr inzwischen schon in neue Ehrenämter vermittelt. Selbst stecken sie mit ihrem Team rund 20 Stunden in der Woche in ihr Projekt – ehrenamtlich. Viele andere Menschen machen es genauso.

Bundesweit sind laut Institut für Demoskopie Allensbach mehr als 16 Millionen Menschen ehrenamtlich tätig – im Rettungsdienst, in sozialen Einrichtungen, in Kirchen, Kulturstätten und Sportvereinen. Allein für Bayern zählt das Sozialministerium aktuell 4,7 Millionen Ehrenamtliche – das ist fast jeder zweite in Bayern. Mancherorts ist das Engagement allerdings rückläufig.

Weniger Bürokratie, mehr Ehrenamt

Gabi Schmidt, die neue bayerische Ehrenamtsbeauftragte, sagte dem BR dazu, Bayern sei gut aufgestellt. Dennoch gäbe es Probleme. "Die müssen wir natürlich jetzt auch mal aufnehmen", sagte Schmidt. Sie rief dazu auf, sich an ihr Ehrenamtsbüro zu wenden. "Damit wir jetzt mal eine Schablone haben, welche Kleinigkeiten denn am meisten nerven", sagte Schmidt. Ihr gehe es vor allem darum, bürokratische Hindernisse für Ehrenamtliche abzubauen. Auch wolle sie Vereine dabei unterstützen, wieder mehr Nachwuchs zu gewinnen. Den braucht auch der Kinderschutzbund für den Lindauer Leseclub. Bis vor der Corona-Pandemie waren dort zahlreiche Rentner ehrenamtlich tätig. Jetzt muss das Team neu aufgestellt werden.

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