Eine Magnetschwebebahn fährt auf einer Teststrecke.
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Fährt in Nürnberg bald eine Magnetschwebebahn "made in Oberpfalz"?

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Magnetschwebebahn: Hängepartie für Söders Plan?

Nach Markus Söders Regierungserklärung hofft die Stadt Nürnberg auf eine Magnetschwebebahn. Kritik kommt hingegen vom Bund Naturschutz. Dieser spricht von einer "Schnapsidee" des Ministerpräsidenten. Ob das Projekt umsetzbar ist, wird noch geklärt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Wir trauen uns auch in diesen Zeiten, Bekenntnisse zu neuen Technologien abzugeben, das ist Bayern." Das sind die Worte von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), mit denen er in seiner Regierungserklärung im bayerischen Landtag eine Magnetschwebebahn für Nürnberg angekündigt hat. Eine tolle Idee, finden viele in der Frankenmetropole. Es gibt aber auch Kritik.

OB König begrüßt Einsatz regionaler Technologie

Beim Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) stößt das vermeintliche Prestige-Projekt auf großes Interesse. Die Stadt müsse stets technologieoffen sein, so der OB. Zudem käme die neue Bahn aus der Region, von der Firma Max Bögl aus dem Landkreis Neumarkt. "Die Aussage des Ministerpräsidenten hat uns natürlich gefreut, zu sagen, Mensch, wir haben hier eine Innovation in Bayern, lasst uns das doch mal ausprobieren, lasst uns das der Welt zeigen. Die Welt kommt zu Gast in die Messe, die Welt kommt auch in die Universität, und da kann man doch auch Innovation ausprobieren."

Studie soll Kostenfrage klären

Eine Studie soll nun Aufschluss geben, ob und in welcher Form das Projekt überhaupt umsetzbar ist und vor allem, was das Ganze kosten soll. Angedacht ist eine Teststrecke zwischen der Messe, der neuen technischen Universität und dem Klinikum Süd. Dort wäre man dankbar für eine bessere Anbindung, sagt Klinikums-Sprecherin Isabel Lauer: "Mit welcher Verkehrstechnik und auf welcher Trasse das am besten passiert, das ist eine Frage kluger Verkehrspolitik. Viele Patienten und unsere Mitarbeitenden würden sicherlich davon profitieren, wenn sie den Standort Süd künftig aus der Innenstadt in kürzerer Fahrzeit erreichen könnten."

Stadt Nürnberg wäre auf Förderung angewiesen

Bisher war auf der potenziellen Strecke für die Magnetschwebebahn eine Straßenbahn angedacht. Die ohnehin stets klamme Stadt Nürnberg muss nun auf konkrete Zahlen warten, sagt Oberbürgermeister Marcus König. "Ich kann nicht mehr zahlen als die bisherige Möglichkeit einer Straßenbahn. Alles, was darüber hinausgeht, muss dann natürlich der Freistaat Bayern mitfinanzieren und bezahlen. Es geht auch um den Betrieb. Auch da müssen wir Lösungen finden, weil diese Form des Betriebs hatten beziehungsweise haben wir ja noch gar nicht in Bayern." Auch da müsse "eine ordentliche Förderung" kommen, so der Oberbürgermeister.

Bund Naturschutz: Magnetschwebebahn ist Schnapsidee

Kritik für das Projekt kommt vom Bund Naturschutz. Richard Mergner, der BN-Vorsitzende in Bayern, hält nichts von einer Magnetschwebebahn in Nürnberg. "Was der Ministerpräsident Markus Söder hier macht, ist einen Ladenhüter als Zukunftstechnologie zu verkaufen. Eine Magnetschwebebahn für Nürnberg auf vier Kilometern macht überhaupt keinen Sinn, sie würde allenfalls der Betonbaufirma Bögl helfen und deswegen sagen wir als Bund Naturschutz: Das ist eine Schnapsidee!"

Bisherige Projekte mit der Magnetschwebebahn, beispielsweise zwischen dem Münchner Hauptbahnhof und dem Flughafen, einst noch ein Projekt Edmund Stoibers, seien gescheitert, so Mergner weiter. In Nürnberg und der Metropolregion sei eine Straßenbahn beziehungsweise "die Stadt-Umland-Bahn, für die wir seit 20 Jahren kämpfen", das Mittel der Wahl. "Statt unsinnigen Luftschlössern wie einer Magnetschwebebahn in Nürnberg (...) brauchen wir endlich Tatkraft und Mittel für eine funktionierende Bahn, für energiesparende Wohnungen und Häuser sowie für den naturverträglichen Ausbau der Sonnen- und Windenergie, gerade in Bayern", lautet die allgemeine Forderung des Bund Naturschutz.

Nürnberg will technologischer Vorreiter sein

OB König sieht in einer Magnetschwebebahn hingegen erhebliche Vorteile. Sie sei schneller, bequemer und leiser als bisherige Verkehrsmittel, "und vielleicht sogar kostensparender, das wird sich zeigen", so der Oberbürgermeister. Das Modell, das im Raum steht, sei sehr wohl für Kurzstrecken geeignet. "Die fährt maximal 150 Kilometer pro Stunde, in der Stadt etwa 80", so König. Er hoffe darauf, die Innovation in Nürnberg der Welt zeigen zu können. "Wir haben das auch mit einer fahrerlosen U-Bahn geschafft, vielleicht schaffen wir es auch mit der Magnetschwebebahn."

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder
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