Quälend lange Minuten vergehen, bis Einsatzkräfte und Rettungsdienst nach den tödlichen Schüssen am Tatort in Langweid eintreffen: Als heute im Dreifachmord-Prozess vor dem Augsburger Landgericht das Notrufprotokoll der Polizei vorgespielt wird, halten die Zuhörer im Saal den Atem an. "Schnell, schicken Sie jemanden, meine Frau ist erschossen worden", ist die aufgeregte Stimme des Anrufers in der Aufnahme zu hören.
Panik und Fassungslosigkeit nach den Schüssen
"Wir haben gewarnt", sagt der Mann der Frau, die der Angeklagte durch die Wohnungstür erschossen haben soll, "schnell, schnell, kommen Sie, und der Notarzt, das ist alles voller Blut hier". Obwohl der Anrufer sichtlich panisch ist, reagiert er richtig, kann der Polizistin am Telefon sogar noch den Namen des Täters und sein Autokennzeichen nennen. "Er ist noch im Haus, über uns", sagt er. Es lägen noch mehrere verletzte Personen im Haus, schildert der Anrufer weiter und fragt: "Wo hat der Mann die Waffe her, das gibt es doch gar nicht."
Minutenlang hält ihn die Beamtin der Einsatzzentrale in der Leitung. "Alles, was Räder hat, ist unterwegs zu Ihnen", sagt die Polizistin und versucht mit einem weiteren Beamten übers Telefon Erste-Hilfe-Tipps zu geben - vergeblich. "Traudl, Traudl", sagt der Anrufer völlig aufgelöst, "ich glaube, sie ist tot".
Ehefrau des Angeklagten legt der Sterbenden Verband an
Auch die Frau des Angeklagten ist in der Aufnahme bruchstückhaft zu hören. Sie war zu den Nachbarn gekommen und hatte unter Tränen versucht, den Blutfluss zu stoppen, durch einen Druckverband, auf Anweisung der Beamten. Ihr Mann sei Sportschütze, sagt sie noch auf die Frage des Anrufers nach der Waffe und weiter: "Das gibt es doch gar nicht, ich werd' wahnsinnig, komm, Traudl."
Das zweite Notrufprotokoll ist deutlich kürzer, darin meldet sich eine der beiden Verletzten, zu denen der Angeklagte nach den ersten Schüssen gefahren sein soll. "Wir sind angeschossen worden", sagt die Frau und: "Das war der Nachbar meines Mannes."
Angeklagter äußert sich nicht zu den Mord-Vorwürfen
Der Angeklagte sitzt währenddessen regungslos auf seiner Bank und schaut zu Boden, einmal schnäuzt er sich und tupft sich die Augen mit einem Taschentuch. Vor der Verlesung des Protokolls hatte er über seinen Anwalt eine Erklärung verlesen lassen. Darin hieß es, dass er zwar zutiefst bedauere, was geschehen sei, aber sich fast an gar nichts erinnern könne. Zu den Vorwürfen wolle er sich nicht äußern, da er nur noch inselhafte Erinnerungen an das Geschehen habe. Sein Anwalt sprach von einer "psychischen Entgleisung".
Angeklagter: "Ich hatte einen Blackout"
Beamte der Augsburger Polizei haben heute vor dem Landgericht die näheren Umstände der Festnahme des Angeklagten geschildert. "Ich hatte einen Blackout", soll der mutmaßliche Dreifachmörder der Polizei gegenüber gesagt haben, nachdem er zu Boden gebracht worden war und die Beamten überprüften, ob er noch Waffen oder Sprengstoff bei sich hat. Daraufhin hat der Mann laut Polizei auf zwei Handfeuerwaffen im Auto verwiesen.
Der dreifache Mord von Langweid
Nach jahrelangem Streit soll der Angeklagte zwei Nachbarn - ein Ehepaar - erschossen haben. Anschließend hat er laut Staatsanwaltschaft eine 72 Jahre alte Nachbarin durch deren Wohnungstür erschossen. Danach soll der Mann mit dem Auto zum Sohn der 72-Jährigen gefahren sein und dort vor der Haustür das Feuer eröffnet haben. Der Sohn konnte die Tür gerade noch rechtzeitig zudrücken, erlitt wie seine Partnerin aber einen Streifschuss.
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