Mitten auf der Wiese steht eine elf Meter hohe Stange mit einem Horst am oberen Ende.
Bildrechte: BR/ Frank Strerath

Der elf Meter hohe Vogelturm.

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"Fränkischer Regenwald" für Artenvielfalt

Magerwiesen, heimische Streuobstbäume, sandiger Lebensraum und neuerdings: ein Vogelturm. Eine Familie in Fürth-Vach will etwas gegen den Klimawandel unternehmen und Artenschutz fördern. "Fränkischer Regenwald" nennen sie ihr Projekt augenzwinkernd.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Eine Familie im Fürther Stadtteil Vach gestaltet den unmittelbaren Lebensraum vor der Haustür um: ihre Hofwiesen. Hier entstehen viele ökologisch gedachte Bausteine, die dem Klimawandel trotzen sollen und die Artenvielfalt unterstützen. "Fränkischer Regenwald" nennen sie das Projekt mit einem Augenzwinkern, weil es ähnlich biologisch wertvoll werden soll wie ein Regenwald.

Sand als Wildbienen-Lebensraum

Ein großer Sandhügel am Rande der Hofwiesen ist eines der Herzstücke des Projekts. Darauf befinden sich alte Äste und Rindenstücke. Hier sollen Wildbienen einziehen, wie etwa Blutbienen oder gehörnte Mauerbienen, erklärt Günther Ringel: "Das ist besonders wertvoll für Insekten, denn 75 Prozent unserer Wildbienenarten sind Sandbodenbewohner". Die Insektennisthilfen, die man im Baumarkt bekommt, seien nur für 25 Prozent der Arten geeignet. Es stellt sich heraus: Der große Sandhügel wird sofort angenommen, denn schon beim Aufbau des Rückzugortes "haben neben mir schon die Wildbienen das Graben von den Hohlröhren angefangen, das war besonders beeindruckend."

Streuobstbäume mit alten, heimischen Sorten

Direkt daneben befinden sich die ursprünglichen Magerwiesen an der Regnitz. Hier haben die Ringels mehr als 140 Bäume für eine Streuobstwiese gepflanzt. Dabei setzen sie auf alte, heimische Sorten. Für jeden Baum haben sie einen Paten aus der Region gewonnen. Auf einer Fläche von 27.000 Quadratmetern – das ist so groß wie gut drei Fußballfelder – haben Günther und Alexandra Ringel ihren Traum von Artenvielfalt umgesetzt.

Neues Element: ein elf Meter hoher Vogelturm

Das neueste Element der Hofwiesen: ein elf Meter hoher Vogelturm. Auf der Spitze des Stahlmastes befindet sich ein Storchennest, darunter ist in verschiedenen Etagen Platz für Fledermäuse, Mauersegler oder Mehlschwalben. Der Anlagentechniker eines Energieversorgers baut gerade Kameras auf, um in die Nester der Vögel schauen zu können. Der Blick wird dann gewährt per QR-Code. Also: Einblick per Smartphone. "So wollen wir versuchen, das Erlebnis auf den Wiesen mit Einblicken in nicht einsehbare Orte zu verknüpfen", erklärt Günther Ringel.

Kindheitstraum: Artenvielfalt statt Monokultur

Das Land direkt am Fluss hat Günther Ringel von seinen Eltern geerbt. "Wir hatten früher mal ein Bauernhaus. Das war eine konventionell bewirtschaftete Wiese, das war eine Monokultur aus Deutschem Weidelgras". Mit dem Einsatz für Arten- und Klimaschutz haben die Ringels das nun geändert. "Das ist so ein Jugendtraum, ein Kindertraum meines Mannes", ergänzt Alexandra Ringel, "jetzt kann er den verwirklichen". Demnächst sollen zudem die Schafe des Nachbarn die Wiesen im Regnitzgrund beweiden.

Hofwiesen werden Lebensraum und Lernort

Ringels investieren für ihre ökologischen Impulse viel Zeit und eigene Mittel. Unterstützt werden sie von Paten, Naturschutzverbänden oder auch einer privaten Stiftung. Das Hofwiesen-Projekt könnte sich lohnen für die Natur: die ersten Störche haben schon die neue Wohnung oberhalb der Vacher Hofwiesen inspiziert. Besucher oder Kindergruppen sind hier künftig gerne willkommen.

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