Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister und Landesvorsitzender der Freien Wähler in Bayern, nimmt auf der zentralen Auftaktveranstaltung im Rahmen der Aktionswoche auf dem Odeonsplatz ein Selfie mit Demonstrationsteilnehmern auf.
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Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister und Landesvorsitzender der Freien Wähler in Bayern, nimmt ein Selfie mit Demonstrationsteilnehmern auf.

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Aiwanger, Kaniber und Co.: Wer punktet bei den Bauernprotesten?

Bei den Bauernprotesten sind auch zahlreiche Politiker präsent. Wer auf politischer Seite wie versucht, von den Protesten zu profitieren oder zumindest den Schaden für die eigene Partei zu begrenzen. Eine Analyse.

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Hubert Aiwanger (Freie Wähler) fährt in diesen Tagen von Bauerndemo zu Bauerndemo: Am Montag spricht er erst vor Landwirten in Landshut. Die Botschaft des Wirtschaftsministers, der selbst Landwirt ist und sich als Kämpfer für die Bauern sieht: Die Subventionen für die Bauern müssten beibehalten werden, die Ampel versage mal wieder. Gegen Mittag trifft er am Münchner Odeonsplatz ein, auf dem der größte Bauernprotest im Freistaat stattfindet.

Aiwanger darf am Münchner Odeonsplatz nicht auf die Bühne

Aiwanger würde hier gerne auch auf die Rednerbühne, sagt er – obwohl die Organisatoren der Demo schon im Vorfeld klargemacht hatten, dass an diesem Tag außer dem grünen Bundestagsabgeordneten Karl Bär, der für die Berliner Ampel spricht, kein Politiker auf die Bühne darf. Auch wenn es für Aiwanger keine Ausnahme gibt, erregt er bei den Bauern vor der Bühne sofort Aufmerksamkeit. Viele wollen ein Selfie mit ihm machen. Und als ihn der Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Günther Felßner, begrüßt, skandiert die Menge begeistert "Hubsi, Hubsi". Aiwanger klettert sogar auf eine Absperrung, lupft seinen Hut und lässt sich feiern wie ein Superstar. Aiwanger kommt hier an.

CSU und Freie Wähler buhlen um die Gunst der Bauern

Wenige Meter weiter steht die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). Dass Wirtschaftsminister Aiwanger immer wieder in ihr Ressort hineinfunkt, hat schon Tradition. Auch nun scheint der Landwirtschaftsministerin Aiwangers Auftritt nicht sonderlich zu gefallen. Nach Aiwanger gefragt, merkt sie an, dass die CSU sich darangehalten habe, es nicht zu politisieren. Anders als Aiwanger? Das lässt sie offen.

Opposition und Bauernverband gegen die Ampel

Doch auch die CSU positioniert sich deutlich bei den Bauernprotesten. Kaniber selbst trägt einen Sticker mit einer durchgestrichenen Ampel auf ihrer Winterjacke. Neben ihr stehen weitere CSU-Größen vor der Bühne: Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Staatskanzleichef Florian Herrmann und der CSU-Europa-Politiker Manfred Weber. Dass in wenigen Monaten Europa-Wahl ist und 2025 die Bundestagswahl ansteht, bei der CSU und Freie Wähler Konkurrenten sind, scheint hier eine Rolle zu spielen. Schließlich wollen beide Parteien die Stimmen der Bauern. Auch die CSU-Politiker werden vom Bauernverband herzlich begrüßt, Jubel-Rufe wie bei Aiwanger bleiben allerdings aus.

Kluft zwischen Grünen und Bauern scheint immer größer

Nicht weit weg von der CSU-Riege steht einer, der es an diesem Tag besonders schwer hat – der bayerische Bundestagsabgeordnete Karl Bär von den Grünen. Der Bauernverband hat ihn eingeladen, damit er die Politik der Bundesregierung erklärt. Dass das vor den wütenden Bauern nicht leicht wird, weiß Karl Bär schon vor seiner Rede. "Es ist sehr kalt und ich kriege, glaube ich, heute nicht nur Applaus, aber wenn wir nicht miteinander reden, kommen wir auch nicht weiter." Dass es dann aber so kommt, hätte er wohl nicht gedacht. Auch wenn BBV-Präsident Felßner die Menge immer wieder aufruft, Bär zuzuhören, bricht das Pfeifkonzert nicht ab.

"Hau ab"-Rufe für Grünen-Politiker

Bär hat keine Chance, die Politik der Grünen zu erklären. Schließlich geht er in die Offensive und wirft den Bauern Erpressung und Bedrohung vor. Bär kritisiert, dass sie mit den Blockaden Subventionen herausholen wollten. Diese Vorwürfe heizen das Pfeifkonzert weiter an, quittiert von "Hau ab"-Rufen. Die Kluft zwischen Grünen und Bauern, sie scheint hier so tief wie nie.

Dass die Demonstranten mit dem Ausbuhen des Grünen-Politikers zu weit gegangen sind, findet Hubert Aiwanger nicht. Das müsse ein Politiker aushalten können, eine Demo sei keine Spaßaktion, so der Wirtschaftsminister der Freien Wähler. Einen Aufruf zur Mäßigung gibt es von Aiwanger nicht, selbst nicht nach der Attacke auf Robert Habeck vergangene Woche.

AfD macht eigene Kundgebung – ohne Bauern

Keine 300 Meter weiter um die Ecke auf dem Max-Joseph-Platz hat die AfD ihre Bühne aufgebaut. Doch Bauern sind bei der AfD nicht zu sehen. Stattdessen gibt es eine Gegen-Kundgebung von anderen Demonstranten.

Wenige Monate vor der Europawahl scheint es einigen Politikern bei den Bauernprotesten nicht nur um Inhalte, sondern auch um Stimmenkampf zu gehen.

Video: Lohnt sich das? Was verdient ein Bauer?

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