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Komet 12P/Pons-Brooks Jetzt ist die beste Zeit für den Kometen

Der Komet 12P/Pons-Brooks rast heran und wird immer heller. Am 21. April wird der Komet am hellsten sein, doch dann ist er nicht mehr zu sehen. Jetzt dagegen können Sie ihn mit einem Fernglas gut beobachten. Und ein helles Licht hilft Ihnen bei der Suche.

Von: Heike Westram

Stand: 02.04.2024

Seit Wochen lassen Kometen-Fans und Hobbyastronomen den Kometen 12P/Pons-Brooks nicht mehr aus dem Blick, denn in Teleskopen und guten Ferngläsern ist er schon längst gut zu sehen.

Komet 12P/Pons-Brooks Anfang April noch in günstiger Höhe

Komet 12P/Pons-Brooks über dem Horizont

Um neun Uhr abends, wenn die Dämmerung weit fortgeschritten ist, finden Sie 12P/Pons-Brooks knapp anderthalb Handbreit über dem Horizont in Westnordwest, derzeit (2. April) ganz dicht links vom Sternbild Widder. Eine gute Handbreit weiter links erstrahlt ein sehr auffälliges, großes und helles Licht: Der Planet Jupiter steht unübersehbar im Westen. Er hilft Ihnen, 12P/Pons-Brooks zu finden.

Das ändert sich allabendlich ein bisschen, weil der Komet auf Jupiter zu wandert und ihm täglich näher kommt. Zugleich befindet er sich Abend für Abend zur gleichen Uhrzeit etwas tiefer am Horizont, der immer später dunkel wird. Die Koma um den Kometenkern leuchtet grün. Der Schweif des Kometen, der deutlich erkennbar ist, ragt nach oben und ist mehrere Fingerbreit lang, gut sichtbar ist er zumindest den ersten Fingerbreit.

Bilder von Komet 12P/Pons-Brooks

Wann der Komet am hellsten ist

Komet 12P/Pons-Brooks im November 2023

Je näher 12P/Pons-Brooks der Sonne kommt, umso heller wird der Komet. Und umso länger wird sein Schweif. Am 21. April erreicht er sein Perihel, den sonnennächsten Punkt seiner Bahn. Dann wird er nur noch 0,78 AE (Astronomische Einheiten, rund 117 Millionen Kilometer) von der Sonne entfernt sein - deutlich näher, als die Erde ihr ist. Von der Erde ist er zu dem Zeitpunkt rund 240 Millionen Kilometer weit weg. Doch zu dem Zeitpunkt ist der Komet von Deutschland aus nicht mehr zu sehen.

Wann 12P/Pons-Brooks bei uns am besten zu sehen ist

In Deutschland, speziell im Norden, sollten Sie allerdings jetzt schon nach dem Kometen suchen. Michael Jäger, der 12P/Pons-Brooks seit vielen Wochen beobachtet, glaubt, dass der Komet nach dem 10. April im Dunst am Horizont nicht mehr auszumachen ist, weil er dann schon so tief steht.

Komet 12P/Pons-Brooks im April am Abendhimmel

Momentan (2. April) geht 12P/Pons-Brooks erst nach halb elf Uhr abends unter, jeden folgenden Abend jeweils gut drei Minuten früher. Am 10. April ist der Untergang von 12P/Pons-Brooks bereits um 22.10 Uhr, am 13. April bereits kurz vor zehn Uhr (Uhrzeiten für München).

Zudem sind die Abende Anfang April komplett mondfrei: Am 8. April ist Neumond. Sie finden 12P/Pons-Brooks im Westen am Abendhimmel.

Höhe von 12P/Pons-Brooks zum Ende der naut. Dämmerung

1.4. um 20.54 Uhr: 15° (1,5 Handbreit)
8.4. um 21.06 Uhr: 10°
13.4. um 21.15 Uhr: 6° (3 Fingerbreit)
17.4. um 22.22 Uhr: 3°
21.4. um 21.29 Uhr: 0°

Je später am Abend oder im Monat, umso tiefer am Horizont steht 12P/Pons-Brooks. Je weiter im Süden Sie sich befinden, umso besser ist der Komet zu beobachten. Auf der Südhalbkugel der Erde wird man ihn lange noch beobachten können, wie er hoch über den Nachthimmel zieht. Bei uns wird er Ende April nicht mehr zu sehen sein.

Jupiter und die Mondsichel: Kometensuche leichter gemacht

Pi mal Daumen: Maßnehmen am Firmament

Vom 10. bis 13. April sollte es noch möglich sein, den Kometen zu finden, weil uns zwei Lichter genau zu 12P/Pons-Brooks führen: Die junge Mondsichel steht am 10. April genau über dem Schweifstern, nur zwei Fingerbreit entfernt. Zugleich kommen sich 12P/Pons-Brooks und Jupiter immer näher. Der große Planet ist extrem hell und selbst in der frühen Abenddämmerung nicht zu übersehen. Am 11. April finden Sie den viel blasseren Kometen rechts unter Jupiter, zwei Fingerbreit entfernt. In etwa diesem Abstand wandert der Komet unter Jupiter hindurch, bis er einige Tage später links unter dem Planeten zu finden ist.

Was genau ist ein Komet?

Echt schräg: Umlaufbahn von Komet 12P/Pons-Brooks

Ein Komet ist ein eisiger Geselle vom fernen Rand des Sonnensystems. Immer wieder kommen Kometen von dort zu Besuch, umkreisen die Sonne und werden manchmal für kurze Zeit am Firmament sichtbar. Doch nur selten ist ein solcher Schweifstern hell genug, um ohne Spezialausrüstung gesehen zu werden.
Der Komet 12P/Pons-Brooks ist gerade auf dem Weg ins innere Sonnensystem, um seine enge Bahn um die Sonne zu ziehen.

Am eisigen Rand des Sonnensystems befinden sich Objekte, die sich aus Staub zusammenklumpten und teilweise so alt sind wie das Sonnensystem selbst: rund 4,5 Milliarden Jahre. Darunter sind Kometen, eine Art schmutzige Schneebälle. Ihr Kern besteht aus Materiebrocken und Staub, die von Eis zusammengehalten werden. Kommt ein Komet in die Nähe der Sonne, verdampft das Eis und reißt Partikel aus dem Kometenkern mit sich, die dann als langer Schweif zu sehen sind. Kometen haben sehr exzentrische Umlaufbahnen, die sie - meist immer wieder - vom äußersten Rand des Sonnensystems in sein Zentrum und zurück führen.

So hell könnte der Komet 12P/Pons-Brooks werden

Die bisherige Entwicklung des Kometen lässt hoffen, dass 12P/Pons-Brooks eine scheinbare Helligkeit von bis zu 4 mag erreichen könnte. Für einen Kometen ist das ganz schön viel und entspricht etwa einem der dunkleren Sterne. Seine Helligkeit ist damit deutlich über der Sichtbarkeitsgrenze fürs bloße Auge (bei etwa 6 mag). Allerdings steht 12P/Pons-Brooks so tief in den Dunstschichten, dass Sie in unseren Breitengraden ein Fernglas brauchen, um ihn zu finden.

Erwarten Sie nicht zu viel. Anders als ein Stern ist ein Komet kein klar abgegrenzter Punkt. Was Sie ohne Hilfsmittel sehen würden, ist nicht mehr als ein kleines, matschiges Fleckchen zwischen den Sternen. Doch in guten Ferngläsern können Sie den Schweif und die Koma sehen.

Warum ist der Komet bei uns so schlecht zu sehen?

Die Umlaufbahn von 12P/Pons-Brooks um die Sonne ist nicht nur stark elliptisch, sondern steht auch sehr schräg zur Planetenebene. Projiziert auf unseren Blick auf den Nachthimmel heißt das: Der Komet kommt vom Norden, steht täglich etwas südlicher und taucht bald durch die Planetenebene auf deren Südseite, sodass er nur noch von der Südhalbkugel aus gut zu sehen ist. Im Juni erreicht der Komet seinen nächsten Punkt zur Erde, doch das hilft uns auf der Nordhalbkugel der Erde leider nichts: Dann ist 12P/Pons-Brooks nur noch von der Südhalbkugel aus zu entdecken.

Üben für den zweiten Kometen 2024: C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS

Außer 12P/Pons-Brooks wird 2024 hoffentlich noch ein zweiter Komet zu sehen sein: C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS. Und der könnte so richtig hell werden: Bis zu 0 oder gar -3,5 mag scheinbarer Helligkeit hoffen Kometenbeobachter. Das wäre etwa so hell wie die Venus - theoretisch sogar am Taghimmel auffindbar. Denn C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS wird das erste Mal in seinem Kometenleben der Sonne nahe kommen - bepackt mit all dem Eis eines "frischen" Kometen. Und er wird Ende September der Sonne etwa so nahe kommen wie Merkur, der innerste Planet: bis auf knapp 60 Millionen Kilometer Abstand. Dabei wird C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS zugleich viel näher an der Erde sein als jetzt 12P/Pons-Brooks: etwa 70 Millionen Kilometer von uns entfernt.

Warum Kometen schwerer zu sehen sind als Sterne

Die Koma eines Kometen

Anders als bei einem Stern, dessen punktförmiges Licht klarer zu sehen ist, verteilt sich die angegebene scheinbare Helligkeit eines Kometen auf seine Koma, die diffuse Wolke aus Staub und Gas, die den Kometenkern umgibt. Dazu kommen zwei Schweife: ein kurzer, breiter Staubschweif und ein sehr langer, feiner Ionenschweif, der dem Kometen vorausfliegt. Diese Details sind schon in besseren Ferngläsern zu sehen, werden aber erst mit einem Teleskop wirklich beeindrucken.

Bilder eines Pracht-Kometen: Neowise im Juli 2020

Schön und schwierig

Wenn Sie den Kometen beobachten wollen, sollten Sie jede störende Lichtquelle meiden. In einem lichtstarken Fernglas (auf einem Stativ!) erscheint der Komet als grünlicher, etwas matschiger Fleck. Durch ein Teleskop betrachtet ist er richtig beeindruckend und zeigt auch einen zarten Schweif.

Der Kometenschweif

So entsteht der Kometenschweif

Ein solcher Schweif wächst, wenn sich ein Komet der Sonne nähert. Sie erhitzt den Eisball und sorgt dafür, dass Gase und Eispartikel aus dem Kometen austreten und den typischen Schweif bilden. Eigentlich sogar zwei Schweife: einen weißlichen Staubschweif und einen grünlichen Ionenschweif.

Ein Schweif fliegt auch mal voraus

Komet mit zwei entgegengesetzten Schweifen

Der größere Ionen- oder Plasma-Schweif zieht übrigens nicht hinter dem Kometen her, sondern weist immer von der Sonne weg, da die leichten Ionen vom Sonnenwind "davongeblasen" werden. Der Schweif kann also auch seitlich vom Kometen wegweisen oder fliegt ihm gar voraus, wenn der Komet sich von der Sonne wieder entfernt. Der kürzere, leicht gekrümmte Staubschweif, der sich bei manchen Kometen bemerkbar macht, zieht dem Kometen hinterher.

Komet 12P/Pons-Brooks alle 71 Jahre nah

Kometen-Umlaufbahnen sind normalerweise stark elliptisch: Die Schweifsterne ziehen nahe an der Sonne vorbei und entfernen sich dann wieder bis an den Rand des Sonnensystems. Viele der Kometen sind periodisch, kommen also immer wieder mal in die Nähe der Sonne, wenn auch manchmal erst nach vielen Jahrtausenden.

Komet 12P/Pons-Brooks ist ein periodischer Komet, der alle 71 Jahre in Sonnennähe kommt. Dazu muss er auch gar nicht so weit reisen, denn sein sonnenfernster Punkt ist nur ein Stück außerhalb von Neptuns Umlaufbahn. Allerdings steht seine Bahn im Vergleich zu allen Planetenbahnen sehr schräg im Raum: Sie ist um fast 75 Grad zur Planetenebene geneigt. Mit 90 Grad stünde sie senkrecht.

Entdeckt wurde 12P/Pons-Brooks schon im 19. Jahrhundert, und das gleich zweimal, unabhängig voneinander: Einmal von Jean-Louis Pons im Jahr 1812, ein weiteres Mal von William Robert Brooks im Jahr 1883. Daher trägt der Komet auch einen Doppelnamen.

Zeitangaben im "Sternenhimmel"

Auf- und Untergangszeiten für München

Alle Zeitangaben sind für den Standort München berechnet. Insbesondere bei Auf- und Untergangszeiten müssen Sie für andere Orte in Deutschland einige Minuten hinzuzählen oder abziehen.
Faustregel: Pro Längengrad ostwärts ziehen Sie vier Minuten ab, westwärts zählen Sie pro Grad vier Minuten dazu.
Die Abweichung pro Breitengrad ist dagegen abhängig von Jahreszeiten und Himmelsrichtung des beobachteten Objekts. Im extremsten Fall - etwa dem Sonnenaufgang im Winter - weichen die Zeiten im äußersten Norden Deutschlands um etwa eine halbe Stunde ab.


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