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Humus im Boden Grundlage unseres Lebens

Der Mensch lebt nicht nur auf, sondern vor allem vom Boden - insbesondere vom darin enthaltenen Humus. Er bestimmt den Ertrag der Ernte, verhindert Überschwemmungen und bindet Kohlenstoffdioxid. Was aber ist Humus eigentlich?

Stand: 07.09.2022

Was ist eigentlich Humus? Als Humus bezeichnet man die gesamte abgestorbene organische Substanz des Bodens. Zum Großteil besteht diese Substanz aus Pflanzenresten, die von Bodenorganismen in mikroskopisch kleine Teile zerlegt werden. Auch die Reste von Tieren und Mikroorganismen werden letzten Endes in Humus umgewandelt.

Vom Ernterest zum Humus

"Zuerst wird ein Teil der Pflanzenrückstände von kleinen Bodentieren gefressen, zum Beispiel Regenwürmern, da gibt es eine ganze Myriade von Organismen, die da leben, damit wird das Ganze schon mal sehr viel stärker zerkleinert. Darauf setzen die Bodenorganismen an, Bakterien und Pilze, die dann auch das Material fressen und verarbeiten. Und die Mikroorganismen, die scheiden eine ganze Menge Stoffe aus. Diese Stoffe und tote Mikroorganismenreste bilden in der Gesamtheit den Humus."

Prof. Ingrid Kögel-Knabner, TU München-Weihenstephan

Humus ist nur ein kleiner Teil des Bodens - aber mit großer Wirkung

Bodenprofil zur Bestimmung der Bodengüte.

Der Humus macht in aller Regel nur einen kleinen Anteil am Boden aus, bei einer zirka einen Meter dicken Bodenschicht beträgt der Humusanteil in mitteleuropäischen Böden meist unter fünf Prozent, der Rest des Bodens besteht zum Großteil aus verwittertem Gestein. Der Humus-Anteil selbst konzentriert sich in der Bodenkrume, bei Grünlandböden in den obersten zehn Zentimetern des Bodens. Bereits wenige Prozent Humus geben den Ausschlag für die Fruchtbarkeit des Bodens und reichen aus, um unser Klima zu beeinflussen:

Humus: Auswirkungen auf Boden und Klima

Nährstofflieferant

Humus enthält und speichert Stickstoff, Phosphor und Schwefel, wichtige Nährstoffe für das Pflanzenwachstum. Der Humus hält diese Nährstoffe bereit und verhindert, dass sie ins Grundwasser ausgespült werden.

Wasser I

Durch den Humus bekommt der Boden eine Struktur, die mit der eines Schwamms vergleichbar ist. Humus ist sehr porös, und diese Porenstruktur kann Wasser sehr gut binden, auch gegen die Schwerkraft. Das Wasser steht den Pflanzen und Bodenlebewesen somit länger zur Verfügung.

Wasser II

Humusreiche Böden sind nicht nur gute Wasserspeicher, sondern können bei extremen Niederschlägen Überschwemmungen verhindern. Durch die Schwammstruktur werden große Wassermengen sehr schnell gebunden.

Schadstoff-Filter

Aufgrund seiner porösen Struktur besitzt Humus einen hohen Oberflächenanteil. Diese Oberfläche bindet Schadstoffe wie Pflanzenschutzmittel-Rückstände und verhindert deren Absickern ins Grundwasser.

Kohlenstoffspeicher

Pflanzen binden CO2 aus der Atmosphäre als Kohlenstoff. Dieses wird beim Abbau organischer Pflanzenreste zum Großteil wieder freigesetzt, ein kleiner Teil jedoch wird von der humusreichen Bodenstruktur gebunden, und das für lange Zeit (bis zu mehrere tausend Jahre). Global betrachtet speichern Böden in etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie die lebende Pflanzenwelt.

Humus ist nicht gleich Humus

Schon gewusst?

In einer Handvoll Erde leben rund acht Milliarden Lebewesen - ungefähr so viele wie Menschen auf der ganzen Welt! Regenwürmer, Asseln und winzige Fadenwürmer lockern den Boden auf und verwandeln organisches Material in Humus.

Humus lässt sich unterscheiden in Nähr- und Dauerhumus. Nährhumus setzt sich zusammen aus leicht abbaubaren Zucker- und Eiweißverbindungen. Er wird von Mikroorganismen und Bodenlebewesen wie Regenwürmern zum sogenannten Dauerhumus weiterverarbeitet, zu dem auch Holzbestandteile und Gerbstoffe gehören.

"Boden ist nicht einfach nur Dreck."

Klaus Kruse, Bundesverband Boden

Der Regenwurm, der König des Bodens

Humusmehrer und Humuszehrer

Wie hoch der Humusanteil am Boden ist, hängt auch vom Anbau ab, man unterscheidet bei den Nutzpflanzen zwischen sogenannten Humusmehrern und Humuszehrern. Humusmehrer sind Pflanzen, die nach der Ernte Humusbestandteile hinterlassen. Vor allem Gräser gehören dazu, ein Klassiker ist der Klee. Humuszehrer sind Früchte wie Rüben und Kartoffeln, die eine intensive Bodenbearbeitung erfordern - was wiederum zu einer Verringerung des Humusgehaltes führt.

Nachfüttern bei schlechter Humusbilanz

Landwirte, die vorwiegend Humuszehrer anbauen, sind mittlerweile verpflichtet, eine Humusbilanz für ihre Böden zu erstellen oder mit Bodenproben nachzuweisen, dass der Humusgehalt der Böden nicht zu niedrig ist. Ist dies der Fall, muss durch vermehrte organische Düngung oder Zwischenfrucht-Anbau nachgebessert werden. In beiden Fällen wird dem Boden zusätzliche organische Substanz zugeführt.

Humus und Kompost

Unter Kompostierung versteht man die Zersetzung toten organischen Materials durch Kleinstlebewesen. Im Gegensatz zur natürlichen Humusbildung wird Kompost jedoch gezielt produziert, und zwar außerhalb des Bodens. Während der Humus im Boden in aller Regel mit den dort vorkommenden Mineralien eine Verbindung eingeht, entsteht bei der Kompostierung eine ungebundene Humus-Form, vergleichbar mit der obersten Schicht von Walderde, der sogenannten Moderschicht. Erst, wenn der Kompost im Boden eingearbeitet ist, verwandelt er sich mit der Zeit zu Humus.

5. Dezember: Internationaler Tag des Bodens

Der "Internationale Tag des Bodens" wurde 2002 in Bangkok auf einer Tagung der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) ins Leben gerufen. An diesem Tag soll der Öffentlichkeit die Bedeutung und Gefährdung der Ressource Boden nähergebracht werden. Böden sind eine unverzichtbare Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie liefern Nahrungsmittel und Rohstoffe, speichern und filtern Wasser und können Schadstoffe abbauen. Die fruchtbaren Böden werden weltweit jedoch immer weniger. Allein in Deutschland werden laut Umweltbundesamt jeden Tag 56 Hektar Boden bebaut. Das entspricht 78 Fußballfeldern. (Stand März 2022)
Die IUSS wurde 1924 als wissenschaftliche Gesellschaft für Bodenkunde gegründet. In Deutschland ist dies die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft.

Der "Boden des Jahres" zum Weltbodentag

Jedes Jahr wird im zeitlichen Umfeld zum Weltbodentag am 5. Dezember der "Boden des Jahres" gekürt. Für das Jahr 2022 wurde der Pelosol als Boden des Jahres bestimmt. Der Name leitet sich aus dem Griechischen ab (pelos = weicher Ton, Schlamm) und bringt die hohen Tongehalte dieses Bodens zum Ausdruck. Dieser Bodentyp kommt vor allem in Südwestdeutschland vor.

Sendungen über Boden und Humus:


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